WK unter Beschuss

Zu hohe Durchfallquote bei den Meisterprüfungen?

Tirol
13.12.2025 08:00

Ein anonymer Leser ortet eine „Bereicherung“ der Wirtschaftskammer durch zu große Hürden bei Meisterprüfungen. Das Prüfungsservice weist diesen und weitere Vorwürfe zurück – und liefert spannende Daten.

Heftig unter Beschuss geraten ist die Wirtschaftskammer (WK) wegen Gehaltserhöhungen für Mitarbeiter und vor allem auch aufgrund ursprünglich geplanter satter Anstiege der Funktionärsentschädigung für die Präsidenten und Präsidentinnen in den Bundesländern. Wie ausführlich berichtet, ruderten die Verantwortlichen nach dem Aufschrei in der Öffentlichkeit wieder zurück und Boss Harald Mahrer nahm seinen Hut.

Anonymes Schreiben mit schweren Vorwürfen
Die Kritik an der WK reißt aber nicht ab. In der Redaktion der „Tiroler Krone“ langte ein anonymes Schreiben ein. Darin erhebt der Einsender Vorwürfe gegen das Wifi – bekanntlich eine Teilorganisation der WK. Er meint, dass er vor einigen Jahren in Innsbruck die Meisterprüfung im Bereich Elektrotechnik abgelegt habe. „Zur Vorbereitung bietet das Wifi einen Kurs an, der ungefähr drei Monate dauert und mittlerweile rund 6000 Euro kostet. Aufgrund dieser intensiven Vorbereitung könnte man annehmen, dass die Prüfung mit zusätzlichem Zeit- und Fleißaufwand gut zu bewältigen wäre.“ Das sei jedoch nicht der Fall.

Zitat Icon

Nach meinen Informationen hat sich diese negative Erfolgsquote in den vergangenen Jahren kaum verbessert.

Der „Krone“-Leser

„Entstehen hier weitere Einnahmen für die WK?“
Der Leser rechnet vor, dass von rund 50 Kursteilnehmern lediglich zwei bei allen Teilprüfungen bestanden hätten. „Nach meinen Informationen hat sich diese negative Erfolgsquote in den vergangenen Jahren kaum verbessert“, verdeutlicht er. Weiters bemängelt der Leser, dass die Prüfungen auf eine Woche komprimiert seien, bestehend aus vier aufeinanderfolgenden Tagen mit jeweils acht Prüfungsstunden, die Räumlichkeiten unzureichend klimatisiert seien und dass die Einsicht in die Prüfungen wenig bringe, da die Prüfenden kaum oder keine Anmerkungen hinterlassen würden.

„All diese Punkte führen mich zu der Vermutung, dass die WK wenig Interesse hat, die hohe Durchfallquote zu senken“, mutmaßt der Elektrotechniker. Und er stellt eine Vermutung in den Raum, warum das so sein könnte: „Seit 2024 übernimmt der Bund die Kosten für die ersten zwei Prüfungsantritte. Könnte es sein, dass durch Zweit- und Drittantritte zusätzliche Einnahmen für die WK entstehen?“

Der Leser ortet zu große Hürden bei Meisterprüfungen.
Der Leser ortet zu große Hürden bei Meisterprüfungen.(Bild: Christof Birbaumer)

70 Prozent Erfolgsquote, Elektrotechnik auf Level 6
Was sagt die WK Tirol zu diesen Vorwürfen und Mutmaßungen? Seitens des Prüfungsservice wird vorgerechnet, dass die generelle Erfolgsquote beim Erstantritt bei Meisterprüfungen in Tirol bei 70 Prozent liege. „Im Vorjahr sind insgesamt 1097 Personen zu einer Meisterprüfung angetreten“, konkretisiert Leiter Hansjörg Steixner.

Prüfungsumfang, Inhalte sowie die maximale Prüfungsdauer seien in einer eigenen Verordnung klar geregelt. „Wir als Meisterprüfungsstelle sind verpflichtet, diese Vorgaben einzuhalten. Und das tun wir natürlich auch ganz bewusst, weil damit ein österreichweit einheitliches, sehr hohes Qualitätsniveau sichergestellt wird“, klärt Steixner auf. Und er führt zum besseren Verständnis aus, dass die Meisterprüfung in der Elektrotechnik 2022 dem „Level 6“ zugeordnet wurde, was gleichbedeutend mit einem Bachelorabschluss auf einer Universität oder Fachhochschule sei.

Zitat Icon

Jeder Euro wird zweckgebunden und transparent eingesetzt.

Hansjörg Steixner

Sämtliche Prüferinnen und Prüfer würden „sehr strukturiert arbeiten“ und sich in erster Linie auf die fachliche Bewertung der Leistungsnachweise konzentrieren. „Die Kommentare in den Prüfungsunterlagen sind daher bewusst knapp gehalten.“ Wenn jemand eine nähere Erklärung wünsche, komme man diesem Wunsch natürlich nach.

„Von einem Gewinn kann hier keine Rede sein“
Hinsichtlich der Kritik an der Infrastruktur bzw. dem Raum sagt der Leiter, dass „wir davon ausgehen, dass sich diese auf den großen Saal am Wifi-Campus C bezieht. Dieser Raum wird von uns nur in besonderen Ausnahmesituationen für Prüfungen genutzt. Nach unserem aktuellen Kenntnisstand wurde die Klimatisierung dort bereits deutlich verbessert. Für den regulären Prüfungsbetrieb stehen uns moderne, gut ausgestattete Räume zur Verfügung, die hinsichtlich Temperatur und Raumklima sehr stabile Bedingungen bieten.“

Abschließend noch zum lieben Geld: Im Vorjahr betrugen die Einnahmen aus Meisterprüfungen 210.626 Euro. „Sowohl der Erst- als auch der Wiederholungsantritt sind kostenlos. Die Gebühren werden vom zuständigen Ministerium getragen. Die Prüfungsgebühren selbst fließen nicht an das Wifi, sondern ausschließlich an den Prüfungsservice der WK Tirol“, erklärt Steixner. Rund 90 Prozent aller Einnahmen aus den Gebühren werden für die Entschädigung der Prüferinnen und Prüfer eingesetzt. Mit den restlichen zehn Prozent werden Personal, Infrastruktur und Verwaltung der Prüfungsstelle finanziert. „Von einem Gewinn kann bei dieser Struktur keine Rede sein. Jeder Euro wird zweckgebunden und transparent eingesetzt“, versichert der Leiter abschließend.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt