Die Stiftung Mozarteum erhält Teile der bedeutendsten Mozart-Autographen-Sammlung nach dem zweiten Weltkrieg. Ausgerechnet aus dem Nachlass von jenem Mann, der ihnen die wertvollsten Stücke bei Auktionen wegschnappte.
Die Autographensammlung der Internationalen Stiftung Mozarteum kriegt spektakulären Zuwachs. Zwölf originale Handschriften der Familie Mozart kommen aus der privaten Sammlung des verstorbenen Virologen Hans Joachim Eggers zurück nach Salzburg und liefern Einblicke in kaum dokumentierte Lebensphasen des Genies.
In der Stiftung war Eggers lange nur als begeisterter Besucher der Mozartwoche, mit weißem Haar und schräg geneigtem Hals in der Loge sitzend, bekannt. Welchen Schatz der Mozartfan im heimischen Tresor lagerte, ließ sich nur erahnen, wenn Eggers der Stiftung auf Auktionen bei Christie’s oder Sotheby’s mal wieder ein wertvolles Stück vor der Nase wegschnappte.
„War Eggers im Raum, wussten wir: Wir haben keine Chance“, erinnert sich Ulrich Leisinger, der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung der Stiftung. Umso mehr freue man sich nun, im Testament des Kölner Virologen bedacht worden zu sein.
Die heimgekehrten Briefe schließen wichtige Lücken in der Mozart-Korrespondenz. So besitzt die Stiftung nun das Schreiben, in dem Mozart mit seiner Schwester Maria Anna 1787 den Nachlass des Vaters Leopold aufteilt. Auch Einblicke ins Liebesleben des Genies liegen nun handschriftlich vor. Im Oktober 1790, ein Jahr vor seinem Tod, reiste Mozart verschuldet nach Frankfurt, um von den zahlreichen kulturellen Veranstaltungen rund um die Krönung von Kaiser Leopold II. zu profitieren.
Nur zweite Wahl
Vom Erfolg dieser Bemühungen berichtet er im Brief an seine Frau Constanze, in dem Mozart ebenfalls schreibt, wie sehr er sie vermisse und sogar überlege, die Reise abzubrechen, um möglichst schnell wieder bei ihr sein zu können. Kaum zu glauben, dass diese Frau nur Mozarts zweite Wahl war. Eigentlich galten seine Bemühungen Constanzes Schwester Aloisia, die ihn allerdings abwies. Der Brief an Mozarts Mutter, in welchem er Aloisia, zu der Zeit noch Gesangsschülerin, erstmals erwähnt, ist ebenfalls Teil der Sammlung Eggers.
Nachdem die kostbaren Autographen, zu denen neben den Briefen auch Musikalien gehören, von Leisinger und seinem Team genau untersucht und behandelt wurden, stehen sie nun auch allen Interessierten in der digitalen Bibliotheca Mozartiana zur Verfügung.
Larissa Schütz

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