Krisen-Pflegeeltern springen immer dann ein, wenn Kinder aus ihren Familien genommen werden müssen. Im Gespräch mit der „Krone“ erzählt eine Mutter, wie so etwas funktionieren kann und welche emotionalen Auswirkungen das auf sie hat.
Wenn Viktoria N. (32) von ihrem Beruf spricht, dann spürt man sofort, dass sie hier ihre Berufung gefunden hat. Dabei ist der Job, den die Linzerin macht, alles andere als alltäglich: Sie ist Krisen-Pflegemutter. Gemeinsam mit ihrem Mann Sebastian (35) und den beiden Töchtern (11 und 12 Jahre alt) nimmt sie für eine bestimmte Zeit fremde Kinder bis zu sechs Jahren auf, die in einer Krisensituation sind und für die die Kinder- und Jugendhilfe Gefahr in Verzug sieht.
„Wir bekommen einen Anruf und dann nehmen wir recht schnell ein Kind auf. Wir kennen nur den Namen und das Alter. Über die Umstände wissen wir meist nichts“, schildert Viktoria N. Auf die Hintergründe käme es im Grunde auch nicht an. „Das Wichtigste ist, dass wir die Kinder auffangen, ihnen Schutz, Halt und vor allem Sicherheit geben“, betont die Mutter. Zwischen vier Monaten und eineinhalb Jahren sind die Kinder dann bei der Familie. Seit sechs Jahren finden Kinder bei der Linzer Familie Platz.
Ehemann musste erst überzeugt werden
„Ich wollte das sehr bald machen, habe mich damit schon beschäftigt, bevor die eigenen Kinder da waren. Ich war dann auch Tagesmutter“, erzählt Viktoria N., die ihren Ehemann Sebastian erst überzeugen musste. „Er hat dann nur mir zuliebe die Ausbildung gemacht, die letztlich auch ihn selbst verändert hat. Das erste, was er macht, wenn er nach Hause kommt, ist, das Kind in den Arm zu nehmen. Unsere ganze Familie ist stark in diesen Prozess involviert, weil das Kind ja bei uns lebt“, erzählt sie aus dem Alltag.
Voraussetzung für diese Tätigkeit ist natürlich die Freude an der Arbeit mit Kindern. Das jüngste eigene Kind sollte drei Jahre alt sein. Genügend Wohnraum ist ebenso eine Voraussetzung, wie ein sehr hohes Maß an Flexibilität und Offenheit.
Wer Interesse hat, eine Krisenpflegefamilie zu gründen, kann sich an Julia Daxner 0732/60666519 wenden. Bewerben kann man sich online über die Homepage www.planb-ooe.at
Für die beiden Töchter waren die „Geschwister auf Zeit“ nie ein großes Thema: „Sie wissen, dass die Kinder bei uns sind, weil sie Schutz brauchen. Das passt für sie und das reicht ihnen auch. Bis heute ist es noch immer ein Feiertag, wenn ein Kind zu uns kommt.“
Rund 40 Prozent der Kinder kamen 2024 zurück in ihre Herkunftsfamilie, bei 60 Prozent gibt es eine weiterführende Betreuung.

Magdalena Gaier, Leitung familiäre Krisenbetreuung bei plan B
Bild: Markus Wenzel
Achtes Kind ist derzeit ein Baby
Derzeit ist das achte Kind in der Familie – ein Baby. So, wie die Aufnahme und das Kennenlernen, ist auch die unvermeidbare Trennung ein Prozess. Es gibt Treffen mit den leiblichen Eltern oder den Pflegeeltern. „Ab diesem Zeitpunkt beginnt das Loslassen“, sagt die Krisenmama.
Viktoria N. selbst ist angestellt, bekommt auch Geld, wenn gerade kein Kind betreut wird. „Die Professionalität in diesem Beruf liegt nicht in der Abgrenzung, sondern im Zulassen von Emotionalität“, weiß Magdalena Gaier, Leitung der familiären Krisenbetreuung bei plan B.
In OÖ gibt es derzeit 29 Krisenpflegefamilien. Allerdings werden in den Bezirken Ried, Braunau und Schärding dringend Menschen gesucht, die diesen Job gemeinsam mit ihrer Familie machen wollen.
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