Nach der umstrittenen Änderung der sogenannten „Blood Rule“ im Springsport ist nun ein Video aufgetaucht, das just Olympiasieger Christian Kukuk (35) beim Aufwärmen seines Pferdes „Just be gentle“ zeigt. Die Art und Weise, wie dies passiert, sorgt allerdings nun für heftige Diskussionen und bringt dem Reiter einiges an Kritik ein.
Beim Weltcup-Turnier in Verona ritt Christian Kukuk die Stute „Just be gentle“ auf den dritten Platz, kassierte dafür über 33.000 Euro Preisgeld. Doch was sich vor dem Start des deutschen Olympiasiegers im Warm-up-Bereich des Turniers, dem sogenannten Abreiteplatz, zutrug, sorgt nun für heftige Diskussionen.
Video zeigt Abreiten mit Schlaufzügel
Ein Video, das derzeit über die sozialen Netzwerke verbreitet wird, zeigt den Reiter beim Aufwärmen des Pferdes. Dabei setzt Kukuk einen Schlaufzügel ein, der am Sattelgurt des Pferdes verschnallt wird. Normalerweise wird dieser in Kombination mit einem normalen Trensenzügel verwendet, um die Wirkung abzufedern.
Doch auf dem Video ist zu sehen, wie Kukuk die Stute ausschließlich mit einem Schlaufzügel reitet – in der Reitersprache spricht man von einem „blanken“ Schlaufzügel. Dadurch wirken extreme Kräfte auf den Kopf und das empfindliche Pferdemal ein, Studien sprechen sogar von einer Verdoppelung der Krafteinwirkung des Reiters.
Kopf des Pferdes wird Richtung Brust gezogen
Der Kopf des Pferdes kann dadurch extrem Richtung Brust gezogen werden, was das Tier in eine hilflose Position bringt, da sein Sichtfeld massiv eingeschränkt wird. Man spricht dann von „Rollkur“, da der Hals des Pferdes regelrecht aufgerollt wird. Auf den Aufnahmen sind deutliche Abwehranzeichen des Pferdes zu sehen, die Stute schlägt mehrfach mit dem Schweif, das Maul ist geöffnet. Zu allem Überfluss trabt das Pferd gegen Ende des Videos deutlich taktunrein, ein Hinweis auf eine Lahmheit.
Viele Experten und Reitsportler lehnen den Schlaufzügel ab, beim Dressurreiten ist er auf Turnieren generell verboten. Springreiter dürfen ihn am Vorbereitungsplatz auf internationalen Turnieren benutzen. Nicht definiert ist allerdings, ob die Schlaufzügel auch „blank“, also ohne zusätzlichen Trensenzügel benutzt werden dürfen.
Deutscher Verband: „Nicht akzeptabel“
Das Video sorgt besonders auf Social Media für heftige Diskussionen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN hat sich bereits wie folgt dazu geäußert: „Wir finden das nicht akzeptabel. Mit dem Reiter, Otto Becker (Anm. Bundestrainer der deutschen Springreiter) und Ludger Beerbaum (Anm. bisheriger Arbeitgeber Kukuks) sind wir dazu im Gespräch. Zudem ist das Reiten auf blankem Schlaufzügel nicht durch die Richtlinien gedeckt.“ Christian Kukuk hat sich selbst noch nicht öffentlich dazu geäußert.
Eines von Benkos Millionenpferden
Die Stute „Just be gentle“ hatte in der Vergangenheit abseits ihres Springtalents die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil Rekord-Pleitier und Immobilien-Jongleur René Benko die Stute einst kaufen wollte – und zwar als seine Signa-Gesellschaft bereits schwer angeschlagen war. Die Stute sollte im Frühjahr 2023 aus dem Stall einer Beerbaum-Gesellschaft zur Laura Stiftung der Benkos transferiert werden. Der Deal platzte allerdings – wir berichteten.
Wirbel um „Blood Rule“
Der Springsport hatte zuletzt einiges an Negativ-Schlagzeilen einstecken müssen, nachdem der Weltreiterverband FEI vergangene Woche eine umstrittene Aufweichung der sogenannten „Blut-Regel“ beschlossen hatte. Demnach dürften Pferde, die blutende Verletzungen aufweisen, weiter am Wettkampf teilnehmen, sofern ein Tierarzt das Ok gibt. Ein automatischer Ausschluss, so wie es bislang der Fall war, ist grundsätzlich nicht mehr vorgesehen.
Der österreichische Verband OEPS hatte bei der Abstimmung gegen die Regeländerung gestimmt. Präsidentin Sissi Max-Theurer äußerte sich im Nachgang besorgt: „Ich halte das für einen klaren Rückschritt. Diese Änderung ist weder im Sinne des Pferdes noch des Sports. Wenn die FEI so weitermacht, verlieren wir irgendwann den olympischen Status für Springreiten, Dressur und Vielseitigkeit – und bei den Paralympics für die Paradressur.“
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