Auf Einladung des Nationalratspräsidenten Rosenkranz soll heute also im Parlament ein „Dinghofer-Symposium“ stattfinden. Die jährliche Veranstaltung eines FPÖ-nahen Instituts, dessen Namensgeber Franz Dinghofer ein deutschnationaler Politiker war, der 1918 maßgeblich an der Gründung der Republik beteiligt, allerdings auch deklarierter Antisemit und in seinen späteren Jahren vermutlich NSDAP-Mitglied war.
EINERSEITS ist der dagegen erhobene Protest einer Reihe etablierter, weitgehend linker Historiker nicht sonderlich überraschend. Als Antisemit sei Dinghofer so etwas wie ein Wegbereiter eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, des Holocausts, gewesen.
ANDERERSEITS wird – und die betreffenden Historiker wissen dies nur allzu genau – dabei übersehen, dass der so verhängnisvolle Ungeist des Antisemitismus am Ende der Habsburgermonarchie und während der Ersten Republik ein parteiübergreifendes Phänomen in allen Gesellschaftsschichten war. Der christlichsoziale Gründervater Karl Lueger war ebenso glühender Antisemit wie der spätere ÖVP-Gründer Leopold Kunschak. Und auch der sozialdemokratische Säulenheilige Karl Renner spielte immer wieder mit antisemitischen Klischees.
Dinghofer, immerhin Vizekanzler und Justizminister und als Präsident des Obersten Gerichtshofs nach dem „Anschluss“ zwangspensioniert, war also keinesfalls eine Ausnahme.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.