„Krone“-Kommentar

Lueger, Renner und Dinghofer

Kolumnen
10.11.2025 14:30

Auf Einladung des Nationalratspräsidenten Rosenkranz soll heute also im Parlament ein „Dinghofer-Symposium“ stattfinden. Die jährliche Veranstaltung eines FPÖ-nahen Instituts, dessen Namensgeber Franz Dinghofer ein deutschnationaler Politiker war, der 1918 maßgeblich an der Gründung der Republik beteiligt, allerdings auch deklarierter Antisemit und in seinen späteren Jahren vermutlich NSDAP-Mitglied war.

EINERSEITS ist der dagegen erhobene Protest einer Reihe etablierter, weitgehend linker Historiker nicht sonderlich überraschend. Als Antisemit sei Dinghofer so etwas wie ein Wegbereiter eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, des Holocausts, gewesen.

ANDERERSEITS wird – und die betreffenden Historiker wissen dies nur allzu genau – dabei übersehen, dass der so verhängnisvolle Ungeist des Antisemitismus am Ende der Habsburgermonarchie und während der Ersten Republik ein parteiübergreifendes Phänomen in allen Gesellschaftsschichten war. Der christlichsoziale Gründervater Karl Lueger war ebenso glühender Antisemit wie der spätere ÖVP-Gründer Leopold Kunschak. Und auch der sozialdemokratische Säulenheilige Karl Renner spielte immer wieder mit antisemitischen Klischees.

Dinghofer, immerhin Vizekanzler und Justizminister und als Präsident des Obersten Gerichtshofs nach dem „Anschluss“ zwangspensioniert, war also keinesfalls eine Ausnahme.

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