Zu viel Geld am Girokonto, zu wenig Weitblick über das Sparbuch hinaus: Steirische Banken orten anlässlich des Weltspartags viel Luft nach oben beim Vermögensaufbau. Das Interesse an Wertpapieren wächst aber stetig.
Die Glanzzeiten, in denen Kinder in Scharen ihre Sparbüchsen zur Bank trugen und hart abgespartes Bares ablieferten, sind wohl vorbei. Dennoch hat der Weltspartag symbolische Wirkung und gibt Anlass, sich mit den eigenen Finanzen und Vermögensaufbau auseinanderzusetzen.
Gerade in Zeiten allgegenwärtiger Krisen, strauchelnder Konjunktur und galoppierender Inflation rückt das Sparen bei den Steirern wieder verstärkt in den Fokus. Das gute alte Sparbuch gilt dabei hierzulande noch immer als sichere Bank: Laut einer Umfrage von Erste Bank und Sparkasse ist es nach wie vor die beliebteste Sparform in Österreich (siehe auch Grafik).
„Möchten unsere Sparer zu Anlegern machen“
Und das ungeachtet der Tatsache, dass der durchschnittliche Zinssatz dabei die Inflation bei Weitem nicht wettmachen kann: „In den letzten zehn Jahren hat man mit einem Sparbuch fast 25 Prozent Kaufkraft verloren“, sagt Rainer Stelzer, Vorstand der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, und setzt nach: „Daher möchten wir unsere Sparer vermehrt zu Anlegern machen.“ Österreicher gelten im internationalen Vergleich beim Thema Aktien und anderen Finanzmarktprodukten nach wie vor als zurückhaltend.
Die anhaltende Inflation und niedrige Zinsen machen deutlich, dass klassische Sparformen allein nicht mehr ausreichen. Wer Vermögen sichern und aufbauen möchte, muss auch neue Wege gehen. Wertpapiere bieten eine sinnvolle Ergänzung.

Georg Bucher, Vorstand Steiermärkische Sparkasse
Bild: Jauschowetz Christian
Spätestens mit Corona hat aber eine Trendwende eingesetzt. „Generell geht der Trend Richtung Wertpapieranlagen, insbesondere Fonds und Zertifikate sind sehr gefragt“, sagt Stelzer. „Die anhaltende Inflation und niedrige Zinsen machen deutlich, dass klassische Sparformen alleine nicht mehr reichen“, sagt auch Georg Bucher, Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse. „Wer heute Vermögen sichern und aufbauen möchte, muss auch neue Wege gehen. Wertpapiere bieten hier eine sinnvolle Ergänzung.“
Milliarden liegen auf steirischen Girokonten
Bei der Steiermärkischen sei das Volumen an privaten Wertpapierveranlagungen in den vergangenen zehn Jahren schon deutlich gestiegen – konkret von rund 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf knapp 4,8 Milliarden zur Jahresmitte 2025 (plus 93 Prozent).
Auch bei der Raiffeisen-Landesbank sind Veranlagungsprodukte im Aufwind. Vorstand Rainer Stelzer verweist aber auf viel Potenzial, das derzeit noch sprichwörtlich liegen bleibt: So liegen aktuell rund 3,1 Milliarden Euro auf Girokonten von Raiffeisen-Privatkunden. Bei einem Marktanteil von 50 Prozent geht man davon aus, dass es steiermarkweit rund fünf Milliarden sind. „Diese Gelder gehen oft weit über den sogenannten Notgroschen hinaus und könnten durchaus besser veranlagt werden“, so Stelzer. Als eine der wichtigsten Regeln gelte: Nicht unnötig Geld am Girokonto liegen lassen! Höhere Verzinsungen seien durchaus auch schon bei kürzeren Bindungszeiten und für jede Finanz- und Lebenslage möglich.
Das Sparbuch ist nach wie vor sehr beliebt, bietet langfristig aufgrund des Kaufkraftverlusts aber nur geringe Erträge. Dieses Ausmaß ist vielen Kunden nicht bewusst. Daher setzen wir verstärkt auf Finanzbildung in allen Altersgruppen.
Rainer Stelzer, Vorstand Raiffeisen-Landesbank
Die Sparquote – wie viel Prozent vom Einkommen wird weggelegt – liegt seit Corona über dem langjährigen Schnitt und dürfte heuer wieder bei mehr als zehn Prozent liegen. „Dieses erhöhte Vorsichtssparen ist in einer Phase wirtschaftlicher Unsicherheit zwar nachvollziehbar, dennoch sollte die Veranlagung am Kapitalmarkt keineswegs vernachlässigt werden“, sagt Gunter Deubner, Chefanalyst von Raiffeisen Research.
Bei Finanzwissen gibt es noch viel Luft nach oben
Hinderlich ist dabei für viele Steirer nach wie vor schlicht mangelndes Wissen um Finanzthemen. So schätzt etwa laut Steiermärkische-Sparstudie nur etwa ein Drittel der Steirer den diesbezüglichen eigenen Wissensstand als „sehr gut“ oder „ziemlich gut“ ein.
Beide Geldinstitute streichen daher – neben fachmännischer Beratung – die Bedeutung von Finanzbildung hervor. Raiffeisen geht damit etwa aktiv in Schulen oder setzt auf spezielle Programme für Frauen sowie den Online-Finanzsimulator „fit2invest“.
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