„Krone“-Kommentar

Fall Anna: Das ist Täter-Opfer-Umkehr

Kolumnen
26.09.2025 22:05

Meine Kollegin Martina Prewein ist seit 30 Jahren Kriminalreporterin und hat eine sehr dicke Haut. Nach dem Urteil im Fall „Anna“ habe ich sie wütend erlebt. „Fürchterlich“, meinte sie zu den Freisprüchen von zehn Mitgliedern einer Jugendbande. „Für Anna ist das ein Schlag ins Gesicht.“

Frech grinsend und mit „Daumen hoch“-Zeichen waren die Angeklagten in den Gerichtssaal marschiert. Null Unrechtsbewusstsein. Der Vorwurf lautete nicht auf Vergewaltigung oder sexuellen Missbrauch der damals Zwölfjährigen. Sondern lediglich auf „Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung“. Und weil Anna „mitgemacht“ habe, wurde sie zur „Täterin“ und die mutmaßlichen Täter wurden zu Opfern – der Staat darf ihnen sogar die Wahlanwälte bezahlen.

Dass Anna in ihrer Einvernahme angegeben hatte, von ihren Peinigern erpresst worden zu sein, dass sie aus Angst vor deren Rache die Schule wechseln und mit ihrer Mutter umziehen musste, interessierte die Schöffen offenbar weniger. So wie jene Videoaufnahmen, in denen sie sagt, dass sie das alles nicht will.

Der Höhepunkt war die Aussage des Richters, der meinte, dass Anna in einer Situation gewesen sei, in der sich ein zwölfjähriges Mädchen nicht wiederfinden sollte.

Juristisch mag das alles rechtens sein. Richtig ist es deshalb noch lange nicht und gerecht schon gar nicht. Sondern eine Verhöhnung des Opfers und ein desaströses Signal: Egal, was solche Typen mit jungen Mädchen machen, es passiert ihnen sowieso nichts.

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