Heute schwer vorstellbar: im östlichen Niederösterreich schwammen vor vielen Millionen Jahren Haie und Zwergpottwale. Zu Land wohnten Rüsseltiere und Affen in einem tropischen Klima. Fossilienjäger Gerhard Wanzenböck und Hermann Reichhard stellen besondere Funde in Mannersdorf zur Schau.
Mit 11 Jahren packte Gerhard Wanzenböck die Leidenschaft zum „Graben“. Im elterlichen Weingarten fand er immer wieder klumpenartige helle Steine. „Heute weiß ich, dass das Meeresablagerungen sind“, erzählt er freudig. Viel spannender war aber sein nächster Gartenfund, ein Ammonit, also ein Urzeit-Tintenfisch. Der mittlerweile pensionierte Berufsfeuerwehrmann ist seitdem leidenschaftlicher Hobby-Fossiliensammler, der mittlerweile dutzende Relikte aus der vormenschlichen Zeit gefunden hat.
20 Meter großes „Monster“
Vor ca. 14 Millionen Jahren herrschten andere Gezeiten in Niederösterreich. Wo man heute zwischen Weinreben und Thermenregionen Entspannung findet, jagte damals ein rieseiger Hai – genannt „Megadolon“ seine Beute. „Das lag daran, dass sich noch viele Millionen Jahre zuvor ein ein Binnenmeer, genannt Parathehys – gebildet hatte“, sagt Fossil-Experte Wanzenböck. Niederösterreich lag damals mitten im westlichen Teil des Meeres.
Und so schwammen auch hierzulande die Urzeit-Wesen. Sein Name lässt schon verraten, dass Megadolon riesig gewesen sein musste: bis zu 24 Meter lang könnten manche Exemplare gewesen sein. Zum Vergleich, ein weißer Hai ist um die sechs Meter lang. Allein Megadolons Zähne sind so groß wie unsere Handfläche. Im Laufe der Erdgeschichte bildete sich das Meer zurück. Zurück geblieben sind die versteinerten Zähne, Knochen von Seekühen, viele Muscheln und das besondere Leithakalk.
„Die Temperatur war damals wie heute in der Karibik“, erzählt Wanzenböck weiter. Sein Sensationsfund war aber kein Haifzahn, sondern „Linda“, eine Seekuh, die er im Lindengebirge ausgegraben hatte. Zu sehen ist sie in Bad Vöslau.
Wem durch Wanzenböcks spannende Erzählungen das Fossilien-Fieber packt, der sollte kurz warten: „In Österreich sollte man immer die Erlaubnis des Grundbesitzers haben, bevor man einfach zu graben beginnt.“ Dennoch findet er es schade, dass es unter der jungen Generation nicht mehr so viele Fossiliengräber gibt. Wenn man nur wüsste, dass es sich bei manchen Steinen um Haifischzähne handeln könnte...
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