Museum Schloss Lind

Ein Leben zwischen alten Gemäuern und neuer Kunst

Steiermark
18.08.2025 05:58

Wilde Natur und zeitgenössische Kunst, ein pompöses Anwesen und der Staub der Geschichte: „Das andere Heimatmuseum“ in Schloss Lind ist einer der faszinierendsten Kunstorte der Steiermark. Zugleich ist das ehemalige Außenlager des KZ Mauthausen in St. Marein bei Neumarkt aber auch ein einzigartiger Erinnerungsort. Die „Krone“ war zu Besuch.

„In so einem Haus wohnt man nicht, so einem Haus dient man“, sagt Britta Siewers. Seit 15 Jahren sind die gebürtige Deutsche und der Kärntner Theatermacher Andreas Staudinger die Hausherren in Schloss Lind in Neumarkt und haben es mit unentwegter Arbeit in „Das andere Heimatmuseum“ verwandelt. Über eine Schotterstraße nähert man sich dem Schloss, das mitten in der Natur liegt.

Die Grenze nach Kärnten ist nur wenige Kilometer entfernt. Schloss Lind ist – wie etwa auch der Griessnerstadl in Stadl an der Mur oder das Pavelhaus in Bad Radkersburg – einer dieser Orte am Rande der Steiermark, dessen Existenz aber mitten ins Herz der steirischen Identität weist.

Bewegte Geschichte
Das Schloss hat eine bewegte Geschichte: Schon im 12. Jahrhundert ließ sich dort das Kleinadelsgeschlecht der „Hammerl“ nieder, danach wechselte es oft den Besitzer, ehe es im 18. Jahrhundert in den Besitz des Stifts St. Lambrecht kam, dem es auch heute noch gehört. Ab Mai 1942 war es ein KZ-Außenlager – zuerst von Dachau, später von Mauthausen –, die politischen Häftlinge wurden vor allem in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt. An diese schwierige Zeit erinnert eine umfassende Ausstellung im Schloss, in der man die NS-Zeit von A bis Z durchdekliniert.

Viele der dementsprechenden Positionen im Museum wurden bereits vom Konzeptkünstler Aramis erarbeitet, der das Schloss im Jahr 1992 aus dem Dornröschenschlaf geküsst und es bis zu seinem Tod im Jahr 2010 zu einem begehbaren Roman und zu einer Gedenkstätte gemacht hat: „Dieses Erbe haben wir 2011 übernommen und verwalten es. Wir haben es aber auch kontinuierlich weiterentwickelt“, erzählt Staudinger.

Saustall und Kapelle als Galerien
Für „Das andere Heimatmuseum“ hat man insgesamt 14 kleine Galerien im weitläufigen Schlosspark errichtet _ vom Saustall und dem Heustadl über die Kapelle und den verfallenen Turm bis hin zu zeitgenössischer Architektur, die neu in den Park gestellt wurde. Jahr für Jahr werden diese mit neuen Werken bespielt: „Ein Großteil der Arbeiten wird extra für Schloss Lind entwickelt. Wir sind damit nach dem Joanneum das größte Museum für zeitgenössische Kunst in der Steiermark.“

Die Schlossherren Britta Siewers und Andreas Staudinger vor dem Turm und einer Arbeit von Ada
Die Schlossherren Britta Siewers und Andreas Staudinger vor dem Turm und einer Arbeit von Ada(Bild: Christoph Hartner)

Heuer beschäftigt man sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Renaturierung“: „Wir stellen etwa die Frage nach dem Verhältnis von Natur und Kultur und wie viel Platz wir der Wildnis in unserem Leben geben“, sagt Staudinger. Es ist eine Frage, die er auch selbst aus seiner täglichen Arbeit kennt: „Ich verbringe ja den Großteil meines Tages mit Sense und Rasenmäher, um hier Raum für die Kunst zu schaffen. Als Ästhet muss ich aber täglich lernen, auch der Natur ihren Platz zu lassen“, sagt er.

Ein Leben in „luxuriösem Substandard“
Und wie lebt es sich nun in einem so großen Schloss, in einem begehbaren Kunstwerk? „Wir leben hier in luxuriösem Substandard“, scherzt Staudinger. „Früher einmal gab es hier eine Heerschar an Angestellten, die alles in Schuss hielten. Wir machen halt zu zweit, was wir können.“

Und das Ergebnis spricht für sich: „Das andere Heimatmuseum“ in Schloss Lind ist einer der spannendsten und wildesten Kulturorte der Steiermark. Ein Besuch hier gleicht einer Entdeckungsreise, für die man sich auf jeden Fall auch Zeit nehmen sollte. Und Staudinger und Siewers haben noch viel vor: „Wir haben einen langfristigen Plan für die weitere Umgestaltung des Parks, die wohl noch zehn Jahre dauern wird – wenn wir es derblasen!“

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