Mario König von der Taskforce für Sozialleistungsbetrug gewährt einen Blick hinter die Kulissen: So kamen die steirischen Ermittler jenem 61-jährigen Grazer auf die Schliche, der sich als Pflegefall ausgab und gleichzeitig Porsche fuhr und in Thailand urlaubte.
Ein 61-jähriger Grazer bezog über Jahre Sozialleistungen, doch statt Rollator oder Rollstuhl standen Urlaube, Partys und Eisstockschießen am Programm. Im Dezember des Vorjahres wurden die Ermittler auf den Betrüger aufmerksam: „Mehreren Personen aus seinem Umfeld wurde der ausschweifende Lebensstil zu viel und sie meldeten den Betrug“, erzählt Mario König.
Fotos und Videos wurden Betrüger zum Verhängnis
Er ist Landeskoordinator für Sozialleistungsbetrug im LKA Steiermark und arbeitet gemeinsam mit 60 Ermittlern tagtäglich daran, genau solche Fälle aufzudecken. Im Zusammenhang mit dem 61-jährigen Grazer wertete die Taskforce „SOLBE“ zahlreiche Beweismittel aus: Videos, auf denen der vermeintlich Pflegebedürftige schwere Gegenstände hob, Fotos von ihm in Thailand. Zusätzliche Zeugenaussagen ließen das lange aufgebaute Konstrukt endgültig zerbröseln.
Dieser Fall war definitiv besonders frech. So hohe Schadenssummen gibt es selten.
Mario König
Landeskoordinator Sozialleistungsbetrug LKA Steiermark
Bild: LPD Stmk Huber
„Dieser Fall war definitiv besonders frech. So hohe Schadenssummen gibt es selten“, sagt König. Aber nicht jede ihrer Akten – im Vorjahr waren es 515 an der Zahl – nimmt diese Dimensionen an. Sozialleistungsbetrug hat viele Gesichter, „von Scheinwohnsitzen über das vernachlässigte Melden von Auslandsaufenthalten bis zum Vortäuschen von Gesundheitsproblemen“.
Spektakuläre Fälle, aber auch hohe Dunkelziffer
In Erinnerung ist der Fall rund um ein steirisches Paar geblieben, das 13-mal heiratete. Durch die wiederholte Scheidung konnte die Pensionistin aus Graz Witwenpension beziehen. Für Aufsehen sorgte auch der Schlag gegen ein Betrugsnetzwerk im Jahr 2020: Mindestens sieben Personen mit nigerianischen Wurzeln sollen für Staatsbürger aus ihrem Heimatland in Österreich Sprachkurse abgelegt haben – mit gefälschten Pässen.
Es sind nur zwei Beispiele von vielen – „die Dunkelziffer ist sicher riesig, im Fall des 61-Jährigen ging es auch sieben Jahre gut“, sagt König. Er macht deutlich: „Letztendlich geht es um Steuergeld, wodurch wir alle Geschädigte sind.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.