Legende Dittert

Zum „1000er“ gab‘s einen Purzelbaum

Handball
31.10.2025 18:30

Am Samstag feiert der Österreichische Handballverband ÖHB sein 100-jähriges Bestehen. Ein einziger Mann schaffte es in dieser Zeit, mehr als 1000 Tore für das rot-weiß-rote Nationalteam zu erzielen. Andreas Dittert lebt mittlerweile in der Schweiz, engagiert sich für den Nachwuchs, fuhr früher Ski-Rennen gegen Thomas Sykora und erinnert sich an die Aktion seiner Mitspieler zu seinem Jubiläumstor.

Etwas außer Atem begrüßt Andreas Dittert die „Krone“: „Ich habe gerade mein Highintensity-Training absolviert.“ In Form ist der mittlerweile 58-Jährige nach wie vor. „Ich spiele aber nicht mehr. Meine aktive Zeit ist vorbei. Ich habe es in meinen zwölf Jahren als Profi geschafft, mir nie eine gröbere Verletzung zuzuziehen, mir nie etwas gerissen.“ 

Der 58-Jährige hält sich nach wie vor fit.
Der 58-Jährige hält sich nach wie vor fit.(Bild: privat)

Beim Legendenspiel am Samstag wird er daher im Betreuerstab dabei sein und nicht auf dem Feld. Dabei würde sich das Duell mit Ungarn geradezu perfekt anbieten. 1986 feierte er als 19-Jähriger (mit vier Treffern bei einer 18:28-Niederlage) sein Debüt, im Jahr 2000 (wieder mit vier Toren beim 27:26-Sieg) seinen Team-Abschied jeweils gegen die Ungarn.

„Hätte gewettet, dass mich Robert Weber überholt“
Mit unglaublichen 1089 Toren in 203 Spielen hält Andy auch 25 Jahre später den Rekord an Treffern für das österreichische Nationalteam, ist als einziger Spieler vierstellig. „Ich hätte lange Zeit viel darauf gewettet, dass mich Robert Weber überholt. Auch Nikola Bilyk hatte ich lange auf der Rechnung, aber der hatte zu viele Verletzungen“, könnte sein Rekord nun vielleicht doch einer für die Ewigkeit sein. „Der Sport hat sich verändert. Ich habe in meiner aktiven Zeit noch die Umstellung auf die schnelle Mitte miterlebt. So richtige Shooter, wie ich es war, die über sehr lange Zeit wirklich konstant sechs Tore pro Spiel erzielen, die gibt es kaum mehr.“

Die aktuelle Nationalmannschaft sieht Dittert „als goldene Generation. Ich verfolge alle Spiele – auch die der Nachwuchsteams – mit großem Wohlwollen.“ Damit die Qualität hoch bleibt, kennt er ein Rezept: „Die Talente müssen raus aus der Komfortzone.“

Andy mit seiner Mutter Renate in den Schweizer Bergen.
Andy mit seiner Mutter Renate in den Schweizer Bergen.(Bild: privat)

Aufgewachsen in Wien Döbling kam er durch seinen 2019 verstorbenen Vater Harry, selbst Nationalspieler, zum Handball. Da Dittert Senior zu jener Zeit als Coach in Tulln unter anderem auch Ernst Sykora trainierte, „habe ich viel Zeit mit dessen Sohn Thomas Sykora verbracht. Wir waren oft am Hochkar und ich bin auch Skirennen gefahren. Als mir Thomas dann um ein paar Sekunden davongefahren ist, bin ich zum Handball gegangen.“

In der Ostschweiz fand Dittert eine neue Heimat.
In der Ostschweiz fand Dittert eine neue Heimat.(Bild: privat)

Anfang der 1990er-Jahre war Dittert einer der ersten Österreicher, die den Sprung nach Deutschland machten. Er spielte für Düsseldorf und Niederwürzbach. Nachdem der linke Rückraumspieler seine Karriere bei Otmar St. Gallen ausklingen hatte lassen, wurde er in der Ostschweiz sesshaft. „Mittlerweile bin ich zweimal glücklich geschieden“, zwinkert er. Sohn Tim, inzwischen 23 Jahre alt, ist ambitionierter Hobby-Handballer. Andreas lebt in Arbon am Bodensee in einer 2,5-Zimmer-Mietwohnung: „Ich bin ein bescheidener Mensch.“

Wieder Vollzeit im Handball
Nach einigen Jahren in der Privatwirtschaft, widmet er sich nun wieder Vollzeit dem Handballsport, ist als Nachwuchstrainer in der Akademie in St. Gallen und im Leistungszentrum Ostschweiz aktiv. „Als Spieler war ich ein Narzisst. Inzwischen bin ich sehr gläubig und habe mich als Mensch verändert und andere Werte bekommen.“

Diese Woche hospitierte Dittert bei den Füchsen Berlin: „Ich versuche mich immer weiterzuentwickeln.“ Von dort ging's am Freitag direkt nach Wien zum ÖHB-Jubiläum. „Da werden wir uns nach dem Spiel wieder die alten Geschichten erzählen, darauf freue ich mich schon sehr.“ 

1999 erzielte Dittert sein 1000. Tor für Österreich gegen Spanien.
1999 erzielte Dittert sein 1000. Tor für Österreich gegen Spanien.(Bild: GEPA)

Mit Sicherheit wird dabei auch wieder von Ditterts 1000. Tor für die Nationalmannschaft erzählt. Das fiel 1999 bei einem Spiel gegen Spanien. „Die Teamkollegen wusste, dass sich mein 1000. Tor wohl in diesem Spiel ausgeht und haben eine Aktion vorbereitet. Alle waren eingeweiht, nur der Trainer und ich nicht. Als ich das Tor erzielt habe, haben alle Spieler beim Zurücklaufen einen Purzelbaum geschlagen. Ich hab mir nur gedacht: Was machen die Trotteln denn da . . .“ Sie haben einen der größten Spieler gefeiert, die der rot-weiß-rote Handball in 100 Jahren hervorgebracht hat. 

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