US-Firma in Bedrängnis

Todesfälle: Schwerer Rückschlag für Gentherapie

Ausland
22.07.2025 11:42

Nach drei Todesfällen hat die US-Arzneimittelbehörde FDA mehrere klinische Studien des Biotech-Unternehmens Sarepta Therapeutics gestoppt. Die Patienten starben an akutem Leberversagen – nach Infusionen mit Gentherapien, die eigentlich gegen schwerste Erbkrankheiten wie die Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) oder die seltene Gliedergürteldystrophie helfen sollten.

Die Folgen sind dramatisch: Nicht nur wurde die Weiterentwicklung dieser Therapien auf Eis gelegt – auch ein schon zugelassenes Medikament namens Elevidys darf vorerst nicht mehr ausgeliefert werden. Das Mittel, das seit 2023 in den USA für bestimmte DMD-Patienten freigegeben war, könnte selbst für die Todesfälle mitverantwortlich sein. Verwendet wurde in allen Fällen derselbe gentechnische „Transporter“, ein sogenannter AAVrh74-Vektor. Dieser steht jetzt unter massiver Kritik.

EU-Zulassungsprozess läuft derzeit
Der Skandal bringt das gesamte Gentherapie-Feld in Bedrängnis. Denn die eingesetzten Vektoren gelten als Standard bei vielen dieser Hightech-Behandlungen. Auch in Europa schaut man nun genauer hin – die EU-Zulassung von Elevidys ist derzeit noch offen. Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat am 24. Juni 2024 bekannt gegeben, dass man bei der EU-Arzneimittelagentur EMA einen Antrag für die Marktzulassung von Elevidys für gehfähige Duchenne-Patienten im Alter von drei bis sieben Jahren eingereicht habe.

Der Antrag basiere unter anderem auf positiven Ergebnissen in einer Wirksamkeitsstudie der Phase III. Roche hat im Rahmen eines Kooperationsvertrages mit Sarepta aus dem Jahr 2019 den außeramerikanischen Markt für die Gentherapie übernommen.

Seltene Muskelschwunderkrankung
Duchenne ist eine seltene, genetisch bedingte Muskelschwunderkrankung, die bereits in der frühen Kindheit rasch fortschreitet. Weltweit wird etwa einer von 5000 Buben mit Duchenne geboren, während Duchenne bei Mädchen sehr selten ist. Ohne Therapie verlieren Betroffene früh die Gehfähigkeit, leiden an Herz- und Lungenversagen und sterben oft vor dem 30. Lebensjahr. Die Gentherapie sollte das Fortschreiten stoppen – nun steht sie still.

Wie sieht die Therapie aus?

Das Verfahren, bei dem Patientinnen und Patienten im Rahmen einer Infusion sogenannte Vektoren mit „Reparatur-Erbgut“ für vorhandene Mutationen erhalten, soll durch Mutationen ausgefallenes oder beeinträchtigtes Erbgut ersetzen. Speziell eignet sich das Prinzip für Erbkrankheiten auf der Basis der Mutationen in nur einem Gen. Die Bluterkrankheit (Hämophilie), die Spinale Muskelatrophie (SMA) oder die kombinierte Immunschwäche (SCID) sind dafür Beispiele.

Sarepta kündigte Entlassungen an, will ein Drittel seiner Belegschaft streichen. Gleichzeitig flammen in den USA heftige Diskussionen auf: Hat die Firma Warnsignale ignoriert? Oder war der Schritt in die Hochrisiko-Forschung notwendig, um überhaupt Fortschritte zu erzielen? Klar ist: Die Gentherapie steht an einem Wendepunkt – zwischen medizinischer Revolution und Vertrauenskrise.

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