„Monsterzecken“-Angst

Ehrheblich mehr Risiko beim Zeckenstich

Vorarlberg
20.07.2025 11:15

Die lästigen Blutsauger werden immer mehr. So ist die Zahl der FSME-Erkrankungen mit den Jahren stark angestiegen. Häufig werden Zecken auch positiv auf Borrelien getestet. 

Bereits im Februar wurde den Experten der „inatura“ in Dornbirn die erste Zecke zur Bestimmung vorgelegt. „Durch die milden Winter der vergangenen Jahre hat sich die Aktivität der Zecken verlängert – und somit das Potenzial zur Vermehrung vergrößert“, erklärt Elisabeth Ritter von der „inatura“-Fachberatung. Es ist der Klimawandel, der nicht nur dafür sorgt, dass die Blutsauger über einen längeren Zeitraum und in größerer Anzahl aktiv sind. Zugleich werden auch neue Arten von Zecken heimisch.

Jüngstes Beispiel ist die „Monsterzecke“ – in wissenschaftlichen Kreisen auch „Hyalomma marginatum“ genannt. „Diese subtropische Zeckenart konnten wir zum ersten Mal im Jänner 2023 in Vorarlberg dokumentieren“, berichtet Elisabeth Ritter. Mit Zugvögeln gelangen Hyalomma-Larven bzw. Nymphen aus ihren natürlichen Verbreitungsgebieten in Südeuropa, Nordafrika und Teilen Asiens nach Westeuropa. „Bisher haben die vorherrschenden klimatischen Bedingungen eine Weiterentwicklung zum Adulttier verhindert. Offenbar ist das nun durch die veränderten Klimabedingungen möglich geworden.“

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Durch die milden Winter der vergangenen Jahre hat sich die Aktivität der Zecken verlängert – und somit auch das Potenzial zur Vermehrung.

Elisabeth Ritter

Die „Monsterzecke“ ist eine relativ große Schildzecke mit gestreiften Beinen und Augen auf der Oberseite. Sie ist etwa drei Mal so groß wie die in Westeuropa häufigste Art, der „Gemeine Holzbock“. Zu den Krankheiten, die durch die „Monsterzecke“ übertragen werden können, zählt unter anderem das Krim-Kongo-Hämorrhagische Fieber sowie das Zecken-Fleckfieber.

Bisher nur ein einziger „Monsterzecken“-Fund
Die gute Nachricht für alle, die sich vor einer Infektion fürchten: Das Krim-Kongo-Hämorrhagische Fieber wurde in Österreich noch nicht durch Zecken übertragen. Zudem war der im Jänner 2023 dokumentierte Fund der „Monsterzecke“ der bisher einzige in Vorarlberg.

Was die durch Zecken übertragenen Krankheiten angeht, ist aber dennoch Vorsicht geboten: Bereits im vergangenen Jahr gab es deutlich mehr Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) als in den Jahren davor. Entsprechend empfohlen wird daher eine Impfung. Wie sich die Zahl der Borreliose-Erkrankungen entwickelt hat, kann Elisabeth Ritter nicht sagen, da diese nicht meldepflichtig sind. 2024 aber seien von der AGES österreichweit Zecken auf Borrelien untersucht worden. Das Ergebnis: Insgesamt 22,1 Prozent der Blutsauger waren positiv.

Was die 18 heimischen Zeckenarten angeht, gibt es in Vorarlberg noch keine flächendeckenden Untersuchungen. Grundsätzlich können die Parasiten überall vorkommen – vom niedrigsten Punkt Vorarlbergs am Bodensee bis auf rund 1500 Meter Seehöhe.

Citizen Scientist

Wer eine Zecke findet, kann das Zecken-Überwachungsprogramm der AGES unterstützen. Gefundene Exemplare werden dort bestimmt und auf Krankheitserreger getestet. In Vorarlberg können die Tiere zusammen mit Informationen zu Funddatum, Fundort und Wirt in einem verschlossenen Kuvert bei der „inatura“ in Dornbirn abgegeben werden. 

„Zecken brauchen ein entsprechendes Nahrungsangebot. In der Regel Blut von Säugetieren wie Mäusen, Igeln, Rehen, Vögeln, Amphibien oder Reptilien“, erklärt die Expertin. Außerdem brauchen die kleinen Blutsauger eine hohe lokale Luftfeuchtigkeit. Passen die Temperaturen (ab 8 Grad Celsius bis 20 Grad Celsius) und Feuchtigkeit, sind sie aktiv. Wenn es zu kalt, zu heiß oder zu trocken ist, sucht die Zecke Schutz am Boden.

Um sich vor Zeckenstichen zu schützen, wird empfohlen, beim Wandern durch hohes Gras, Gebüsch oder Unterholz geschlossene Kleidung zu tragen. „Dadurch wird es der Zecke erschwert, eine geeignete Hautstelle für eine Blutmahlzeit zu finden.“ Zudem bietet die Anwendung von Insektenschutzmitteln auf offenliegender Haut einen gewissen Schutz. Nach einem Ausflug im Freien sollte der Körper systematisch auf anhaftende Zecken abgesucht werden.

Wer von der Zecke erwischt wurde, sollte den Blutsauger möglichst rasch entfernen – am besten mit einem geeigneten Hilfsmittel wie einer Pinzette, einer Zeckenzange, einem Zeckenlasso oder einer Zeckenkarte. „Beim Entfernen der Zecke sollten keine Substanzen wie Öl, Wachs, Klebstoff oder Nagellackentferner zur Hilfe genommen werden. Solche Mittel können die Zecke unnötig reizen und dazu führen, dass sie ihren Speichel mit eventuell enthaltenen Krankheitserregern abgibt“, warnt Elisabeth Ritter.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
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