Er ist ein Top-Beamter mit Vorzeigekarriere und der Chef von mehr als 370 Häftlingen – doch bei einem Dart-Turnier soll der Anstaltsleiter von Sonnberg (NÖ) mutmaßlich zu tief ins Glas geschaut und sich daneben benommen haben. Das Justizministerium bestätigt „dienstaufsichtsbehördliche Maßnahmen“.
Mit mehr als 370 Häftlingen beherbergt das historische Schloss bzw. der Anbau auch mit die gefährlichsten Schwerverbrecher – von verurteilten Mördern und Terroristen bis hin zu Mafia-Mitgliedern – des Landes. Mehr als die Hälfte der Insassen sind keine österreichischen Staatsbürger, der Großteil sitzt wegen Sexualdelikten hinter Gittern.
„Wir können keine Straftaten ungeschehen machen“
Seit bald zwei Jahren ist der Chef der Justizanstalt Sonnberg im niederösterreichischen Weinviertel. Der Hobby-Imker und Harley-Davidson-Fan hat innerhalb der Justiz eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Häfens Ende Mai versicherte der Top-Beamte in seiner Rede zum Festakt: „Wir können keine Straftaten ungeschehen machen, aber wir tun alles, um zukünftige Straftaten zu verhindern. So sorgen wir für nachhaltige Sicherheit und richten den Blick nach vorne!“
Dunkler Schatten über Vorzeigekarriere eines Top-Beamten
Doch jetzt liegt über den bisherigen Vorzeige-Beamten selbst ein Schatten. Denn zwei Wochen zuvor habe sich laut zig Augenzeugen ein hochnotpeinlicher Vorfall ereignet. Im Rahmen der Bundesmeisterschaft der Justizwache im E-Darts soll der Gefängnisdirektor mutmaßlich unter Alkoholeinfluss gestürzt und sich unter anderem eine tagelang sichtbare Platzwunde am Kopf zugezogen haben.
Wir können bestätigen, dass es einen Vorfall im Rahmen der 3. Justiz-Bundesmeisterschaften im E-Darts gegeben hat, welcher seitens der zuständigen Dienstbehörde geprüft wurde und in Folge entsprechende dienstaufsichtsbehördliche Maßnahmen ergriffen wurden.
Sprecherin des Justizministeriums auf „Krone“-Anfrage
Dienstrechtlich sind Beamte auch bei (beruflichen) Feiern zu einem „gebührlichen Verhalten“ angehalten. Deshalb wurde das Justizministerium als zuständige Behörde eingeschaltet. Von dort heißt es auf „Krone“-Anfrage: „Wir können bestätigen, dass zu einem Vorfall im Rahmen der 3. Justiz-Bundesmeisterschaften im E-Darts gegeben hat, welcher seitens der zuständigen Dienstaufsichtsbehörde geprüft wurde.“
Von Justizministerium dienstrechtlich „verwarnt“
Und es setzte Konsequenzen bzw. quasi eine disziplinarrechtliche Verwarnung! Der Wortlaut dazu in trockenem Justiz-Beamtendeutsch: „In der Folge wurden entsprechende dienstaufsichtsbehördliche Maßnahmen ergriffen.“ Weitere detaillierte Angaben könnten nicht gemacht werden.
Aus journalistischer Sorgfaltspflicht wollte die „Krone“ natürlich auch den Betroffenen selbst zu seiner Version über den Justiz-Aufreger befragen. Von einem Sprecher der Justizanstalt Sonnberg hieß es dazu aber nur: „Die Dienstbehörde hat schon Stellung genommen, mehr wollen wir nicht dazu sagen.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.