System in der Krise
Briten ließen Hunderte falsche Häftlinge frei
Erst vergangene Woche sind zwei Insassen irrtümlich aus einem Gefängnis in Großbritannien entlassen worden – und dabei handelt es sich keineswegs um Einzelfälle. Binnen eines Jahres kamen sogar Hunderte Häftlinge fälschlicherweise frei, wie „The Guardian“ enthüllte.
Das britische Gefängnissystem ist ganz offenbar in der Krise. Einige der fehlerhaften Entlassungen sorgten dabei für besonders große Besorgnis: Darunter die eines äthiopischen Staatsbürgers, der eigentlich in ein Abschiebegefängnis verlegt werden sollte. Er war wegen sexueller Übergriffe auf ein 14-jähriges Mädchen und eine Frau verurteilt worden.
Große Steigerung von Fällen
Doch die jüngsten Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs. Von März 2024 bis März 2025 wurden insgesamt 262 Gefängnisinsassen versehentlich entlassen. Das entspricht einer Steigerung von fast 130 Prozent im Vergleich zu dem selben Zeitraum ein Jahr davor – da waren es „nur“ 115 Fälle.
In diesem Beitrag wird die Statistik der irrtümlichen Entlassungen in Großbritannien in der letzten Jahren gezeigt:
„Von den 262 irrtümlichen Entlassungen erfolgten 233 aus Gefängnissen, während 29 irrtümlich vor Gericht erfolgten“, heißt es dazu in einer Stellungnahme der Regierung. „Irrtümliche Entlassungen aus Einrichtungen können auch auf Fehler des Gerichts zurückzuführen sein.“
37 der Irrtümer geschahen im Rahmen eines Notfallprogramms der Regierung im Septemper letzten Jahres. Dieses sollte Überbelegung entgegenwirken. Doch die Straftaten waren fälschlicherweise nach aufgehobenen Gesetzen erfasst worden.
Einige dieser folgenschweren Irrtümer sind auf ein fehlerhaftes Computersystem zurückzuführen. Die Ein- und Austrittsdaten sollten eigentlich automatisch errechnet werden. Da das System nicht funktionierte, mussten Mitarbeiter die komplexen Berechnungen per Hand mit Taschenrechnern ausrechnen.
Haftbefehle gehen verloren
Doch auch bei Gefangenentransporten zwischen Gefängnis und Gericht kommt es häufig zu Fehlern. Mitarbeiter berichteten, dass teilweise Haftbefehle verloren gehen oder verlegt werden. Ohne diese Dokumente hat das Personal keine rechtliche Befugnis, Gefangene in Gewahrsam zu nehmen.
Das Chaos im Gefängnissystem kommt nicht von ungefähr: Die Zahl der Beamten sinkt seit Jahren. Innerhalb von 15 Jahren ist der Personalstand um 16 Prozent gesunken, von 43.632 im gesamten Strafvollzugsdienst im Jahr 2010 auf 36.627 im Jahr 2025. Gleichzeitig ist die Gefängnispopulation um vier Prozent von 83.971 auf 87.009 gestiegen. Die Anstalten sind teils hilflos überfüllt.
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