Steigende Gebühren, Vermüllung auf öffentlichen Plätzen, Verluste für Firmen – die Rückgabe von Pfandflaschen bringt immer mehr Ärger und Probleme. Die „Krone“ analysiert im Detail.
„Pfandflaschen sind kein Müll, sondern eine Ressource – doch sie landen viel zu oft dort, wo sie nicht hingehören“ – Florian Weins, Geschäftsführer von fritz-kola, beschreibt eine Entwicklung, die in Österreich gerade erst begonnen hat, in Deutschland aber bereits sichtbar ist: Das Einwegpfand verändert nicht nur Recyclingverhalten, sondern auch den Umgang mit Müll im öffentlichen Raum. Seit Anfang des Jahres gilt bekanntlich das Pfand auf Einwegflaschen und Dosen in Österreich.
Wir verlieren nicht nur Umsatz, sondern auch hochwertiges Rezyklat, das für die Industrie immer wichtiger wird. Das Recyclingziel schaffen wir aber.
ARA-Geschäftsführer Harald Hauke
Bild: Tomschi Peter
Viele Konsumenten, die unterwegs Getränke konsumieren, geben ihre Flaschen aber nicht zurück, sondern entsorgen sie in öffentlichen Mistkübeln oder schlicht daneben. Das lockt Pfandsammler an, die sich auf die Suche nach den wertvollen Gebinden machen.
In Deutschland artet das zu einem echten Umweltproblem aus. Auch bei uns werden vermehrt in Parks größerer Städte Mistkübel umgedreht, um leichteren Zugang zu den Flaschen zu bekommen. Das führt zu vermüllten Grünflächen.
Städte wie Linz und Innsbruck haben reagiert und sogenannte Pfandringe eingeführt – Vorrichtungen an öffentlichen Mülltonnen, in denen Flaschen abgestellt werden können. Graz prüft derzeit ähnliche Modelle. Die Hoffnung: eine pragmatische Lösung für Konsumenten, die Flaschen unkompliziert loswerden wollen – und für jene, die sie sammeln.
Doch während an der Oberfläche nachjustiert wird, zeigen sich weiter unten im System tiefere Verwerfungen. Denn das Pfandgut gelangt nicht mehr über die Gelbe Tonne ins Recycling. Zurück bleiben schwerer verwertbare Verpackungen – und steigende Entsorgungskosten.
Auch auf EU-Ebene gibt es Fragezeichen. Die offiziell gemeldeten Recyclingquoten einzelner Länder stehen im Widerspruch zur Realität. Staaten mit hohem Deponieanteil melden überraschend hohe Recyclingraten – Zahlen, die selbst der Europäische Rechnungshof als unrealistisch einstuft. Für Länder wie Österreich, die stark in eine funktionierende Kreislaufwirtschaft investieren, bedeutet das einen Wettbewerbsnachteil. Experten fordern Nachbesserungen: bei den Sammelstellen, in der Stadtplanung, bei der Abfalllogistik und in der Kontrolle gesetzlicher Vorgaben.
Die Verpackungsflut von asiatischen Onlinehändlern, setzt das Sammelsystem zusätzlich unter Druck. Viele der Kartons landen unzerlegt in den Tonnen und führen dazu, dass häufiger entleert werden muss – mit entsprechenden Mehrkosten.
Er steht da wie ein Fels in der Brandung: der 82-jährige Peter Habeler. Der Mann, der einst als Erster den Mount Everest ohne Sauerstoff bezwang, hält auf dem Gipfel eine Sekunde inne. Kein Blick ins Tal, sondern nach innen. Dann sagt er leise: „Was wir hier oben tun, hat Bedeutung. Für alle, die nach uns kommen.“
Seit 16 Jahren zieht die Aktion „Saubere Berge“ Wanderer und Alpinisten nach oben – nicht für Selfies, sondern für Haltung. Dieses Jahr ging es gemeinsam mit dem Alpenverein und Almdudler auf den 2366 Meter hohen Stierkarkopf im Salzburger Lungau. Die Botschaft ist so klar wie die Bergluft: Müll hat in den Alpen keinen Platz.
„Vieles an Abfall bleibt der Natur jahrelang erhalten“, warnt Alpenvereinsvize Markus Welzl. Mit Almdudler-Geschäftsführer Gerhard Schilling unterzeichnet er das „Manifest der Sauberen Berge“ – ein Zeichen, das bleiben soll. Seit 2009 gibt es auf den Hütten kostenlose Öko-Sackerln – eine einfache, aber wirksame Idee. „Der Schutz beginnt schon beim Rucksackpacken“, sagt Schilling. „Wer achtsam plant, nimmt weniger Müll mit – und hinterlässt keine Spuren.“
Habeler bringt es auf den Punkt: „Nicht der Gipfel macht den Bergsteiger aus. Sondern wie er ihn hinterlässt. Denn saubere Berge beginnen im Kopf – und enden im Herzen.“
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