Die Universität für Bodenkultur hat im Mai und Juni Messungen an einem Wiener Gymnasium durchgeführt. Ergebnis: Die Kinder müssen im Unterricht wie in der Sauna schwitzen. Kein Einzelfall. Auch viele andere Schulen haben – je nach baulichen Gegebenheiten und Ausstattung – ein Hitzeproblem.
Jetzt beginnen zwar die Ferien in Wien. Aber ab September ist das Problem wieder akut. In vielen Schulen heizen sich die Klassenräume unerträglich stark auf. Besonders im Frühsommer und Herbst.
Die Universität für Bodenkultur hat beispielhaft Messungen am GRG 16 in der Ottakringer Maroltingergasse durchgeführt. Der Altbau aus dem Jahr 1913 wurde vor 30 Jahren durch einen Zubau ergänzt. Und speziell hier, im 2. und 3. Stock des Zubaus ist die Hitzebelastung enorm.
27 Tage mit über 27 Grad
Im Mai und Juni wurden an 25 Tagen mehr als 27 Grad gemessen. An bis zu 16 Tagen waren es – je nach Raum – sogar mehr als 30 Grad. In den Zimmern und am Gang, während der Unterrichtszeit (8 bis 16 Uhr).
„Teilweise sind die Räume so aufgeheizt, dass Kinder Kreislaufprobleme bekommen“, sagt Direktorin Elisabeth Gutenberg. „Bei 34 Grad und mehr kann sich niemand mehr konzentrieren“, ergänzt eine Lehrerin.
Fester schließen keine Option
Die Fenster untertags geschlossen und die Hitze draußen zu halten sei auch keine Option, meint BOKU-Professor Herbert Formayer. „Bereits innerhalb von 20 Minuten steigt der Kohlendioxid-Gehalt ohne Lüftung auf unzumutbare Werte.“ Formayer hat auch die Kohlendioxid- Belastung ermittelt. Teils war die Raumluftqualität bereits um 9.20 Uhr (also in der 2. Stunde) schon derart schlecht, dass dringend gelüftet werden musste.
So kann kein Kind gut lernen. Die Bundesregierung muss genug Budget und Ressourcen bereitstellen, um Schulen vor Hitze zu schützen. Mit Sanierungen, Beschattung und Lüftungssystemen.
Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich
Bild: Mitja Kobal/Greenpeace
Greenpeace fordert vom Bund ein Sofortprogramm für „hitzetaugliche Schulen“ – mit Sanierungen, moderne Lüftungsanlagen und außen liegende Beschattungen.
Das sagt das Ministerium
Aus dem Bildungsministerium heißt es: Bei Neubauten und Sanierungen werde das Hitzethema ohnehin berücksichtig. „Bei Bestandsgebäuden können im Anlassfall Maßnahmen im Zusammenwirken Schule, Bildungsdirektion und Bundesimmobiliengesellschaft umgesetzt werden“, so eine Ministeriumssprecherin.
Außenjalousien als auch Klimaanlagen können im Zusammenwirken der Schule mit der jeweils zuständigen Bildungsdirektion und der Bundesimmobiliengesellschaft im Rahmen konkreter Projekte vorgesehen werden. Die Finanzierung erfolgt aus den der Bildungsdirektion zur Verfügung stehenden Instandhaltungsbudgets.
Sprecherin des Bildungsministeriums
Ventilatoren, Innenrollos oder Vorhänge dürfen Schulen selbstständig beschaffen, finanziert aus dem schulautonomen Budget. „Eigene zusätzliche Budgets dafür sind nicht vorgesehen“, heißt es aus dem Ministerium.
Städtische Schulen: Bezirke müssen zahlen
Bei Volks- und Mittelschulen ist nicht der Bund, sondern die MA 56 der Ansprechpartner für Nachrüstungen und Umbauten. „Als Schulerhalterin sind wir für sämtliche bauliche Maßnahmen sowie für die Anschaffung von Ausstattung an Schulstandorten zuständig. Möglichkeiten zur Hitzeminderung, wie die Installation von UV-Schutzfolien oder Außenbeschattungen, werden gemeinsam mit den Schulleitungen evaluiert“, erklärt eine Sprecherin der Abteilung.
Der Knackpunkt ist aber (wie bei den Bundesschulen) das Geld. Bei den städtischen Unterstufen kommen die Bezirke in die Ziehung. Sie müssen das bezahlen, zumindest zu einem großen Teil. Aber die Kassen sind ausgedünnt.
Fazit: Auch wenn da und dort nachgebessert wird – auch im nächsten Schuljahr werden Schüler und Lehrer oft kräftig schwitzen müssen.
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