Laut TV-Bericht

Arafat wurde mit Polonium vergiftet

Ausland
07.11.2013 07:43
Nach den wilden Spekulationen um das Ableben des Palästinenserführers Yassir Arafat im Jahr 2004 erscheint nun eine Vergiftung mit dem radioaktiven Polonium-210 immer wahrscheinlicher. Wie der Nachrichtensender Al-Jazeera unter Berufung auf eine Untersuchung von internationalen Gerichtsmedizinern berichtete, hätten die sterblichen Überreste Arafats einen 18-fach erhöhten Wert an Polonium aufgewiesen. Israel reagierte skeptisch auf die Ergebnisse und tat sie als unseriös ab.

Es sei mit einem hohen Grad an Sicherheit davon auszugehen, dass Arafat mit Polonium-210 vergiftet wurde, zitierte Al-Jazeera aus dem Bericht. Arafats Witwe Suha, die die Exhumierung und Untersuchung beantragt hatte, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir haben ein wirkliches Verbrechen, einen politischen Mord aufgedeckt."

Das Mausoleum Arafats in Ramallah im Westjordanland war im November vorigen Jahres geöffnet und Leichenteile daraus entnommen worden. Laut Al-Jazeera sind die Experten bis zu 83 Prozent sicher, dass der Palästinenser-Führer mit Polonium vergiftet wurde. Das könnte auch zu seinem Tod geführt haben.

Hohe Polonium-Konzentration in Rippen und Becken
In dem 108 Seiten langen Bericht des Rechtsmedizinischen Zentrums im Schweizer Lausanne ist von unnatürlich hohen Konzentrationen von Polonium in Rippen und Becken die Rede. Neben Schweizer Wissenschaftlern waren auch Franzosen und Russen an der Untersuchung beteiligt. Die russische Delegation widersprach bisher stets allen Vergiftungsvorwürfen. Ein Gesamtbericht sollte ursprünglich erst dann der Öffentlichkeit präsentiert werden, wenn auch die Teilergebnisse der französischen Wissenschaftler spruchreif sind. Nun wurde die Untersuchung aber schon vorab auf der Homepage des arabischen TV-Senders veröffentlicht.

Britischer Mediziner: "Haben rauchenden Colt gefunden"
Der britische Gerichtsmediziner Dave Barclay meinte gegenüber Al-Jazeera, angesichts der Ergebnisse sei er überzeigt, dass Arafat ermordet wurde. "Wir haben den rauchenden Colt gefunden", meinte Barcley. Man wisse aber noch nicht, wer den Colt seinerzeit gehalten habe. In den Rippen Arafats habe die Polonium-Belastung rund 900 Millibecquerel betragen. Das sei 18- bis 36-mal mehr als der Durchschnitt, so Barclay.

Witwe: "Verbrechen des Jahrhunderts"
Auf palästinensischer Seite kursieren seit Jahren Gerüchte, dass Israel den früheren Präsidenten der Autonomiegebiete vergiftet habe. Arafats Witwe hatte daher letztes Jahr vor Gericht in Frankreich um die Exhumierung des Leichnams und eine Untersuchung auf das Gift hin angesucht. Ihr Mann sei umgebracht worden, weil er als "Hindernis für den Frieden" dargestellt worden sei, zeigte sich die Witwe überzeugt. Nach Bekanntwerden der Untersuchungsergebnisse sprach die Frau vom "Verbrechen des Jahrhunderts", das an ihrem Mann verübt worden sei.

Ergebnisse für Israel unseriös und voller Löcher
Israel hat die Untersuchungsergebnisse der Schweizer Experten als unseriös abgetan. Es handle sich dabei demnach "eher um eine Seifenoper als um Wissenschaft", zitierte die Zeitung "Jerusalem Post" am Mittwoch den Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem, Jigal Palmor. Weder seien die früheren Arbeitsräume Arafats in Ramallah noch das französische Krankenhaus, in dem Arafat 2004 gestorben war, auf die radioaktive Substanz untersucht worden. Außerdem hätten die Experten auch keinen Zugang zu Arafats Krankenakte gehabt. Daher weise die Mord-Theorie "mehr Löcher auf als ein Schweizer Käse".

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