Das verheerende Hochwasser von 2024 im Burgenland hat den Ruf nach nachhaltigem Schutz unüberhörbar gemacht. Doch zwischen Grundstücksfragen und Naturschutz steht das Projekt weiter unter Druck. Jetzt gibt es auch politischen Zoff.
Das Hochwasser im Juni 2024 hat in Unterschützen (Bezirk Oberwart) nicht nur an Gebäuden, sondern auch in den Köpfen der Menschen Spuren hinterlassen. Die dramatischen Ereignisse haben den Ruf nach einem wirksamen Hochwasserschutz unüberhörbar gemacht. Ein Anliegen, das in der Gemeinde längst vorhanden war, aber bislang an fehlenden Grundstücksfreigaben gescheitert ist. Bereits seit 2020 wird an einem umfassenden Projekt gearbeitet. Der Start der Umsetzung verzögerte sich jedoch, weil benötigte Flächen nicht zur Verfügung standen. Inzwischen konnten neue Grundstücke gesichert werden.
Spitzmüller kritisiert Aussagen zum Hochwasserschutz
Die nächste Herausforderung folgt jedoch: die naturschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren. „Viele Eigentümer haben nun mündlich zugesagt“, so Bürgermeister Hans Unger. „Das Hochwasser hat ein Umdenken bewirkt.“ Man arbeite auf Hochtouren, die Einreichplanung soll Ende Juni vergeben werden. Der Bau könnte 2027 starten, wenn denn die Verfahren mitspielen, befürchtete Unger zuletzt eine neuerliche Verzögerung. „Was ich mir wünsche, ist ein rasches Behördenverfahren. Es kann nicht sein, dass ein so wichtiges Schutzprojekt durch Blumen oder einen Biber verzögert wird.“ Worte, die nicht nur im Ort für Aufsehen sorgen, sondern auch politisch Wellen schlagen.
Spitzmüller: Ein Biber verhindert nichts
So auch bei den Grünen. Klubobmann Wolfgang Spitzmüller dazu: „Diese Aussagen sind populistisch und zeigen ein grundlegend falsches Verständnis von Natur- und Hochwasserschutz.“ Für ihn ist klar: „Biber helfen beim Wasserrückhalt. Sie sind Teil der Lösung, nicht das Problem.“ Spitzmüller betont: Die Verzögerungen liegen nicht am Naturschutz, sondern an zähen Verhandlungen mit Grundbesitzern. „Es war Aufgabe des Bürgermeisters, hier frühzeitig Lösungen zu finden. Der Biber verhindert nichts.“
Grundstücksaufbringung als riesiges Problem
Die Antwort von Unger folgt prompt: „Wir haben sieben Varianten geprüft, unzählige Gespräche geführt. Die Grundstücksaufbringung war ein Riesenthema, das braucht Zeit. Die Frage ist auch, wo das konstruktive Zutun von Herrn Spitzmüller war, als es darum gegangen ist, mit den Grundstückseigentümern zu verhandeln.“ „Das ist nicht mein Job. Die ÖVP hat die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Ich kann nur darauf achten, dass die Natur nicht auf der Strecke bleibt“, kontert der Grüne-Klubobmann und Gemeinderat.
Die Uhr tickt
Für Spitzmüller ist klar: Hochwasserschutz und Naturschutz schließen einander nicht aus, im Gegenteil. „Ein gut geplantes Rückhaltebecken kann auch ein Naherholungsgebiet werden. Die Natur braucht eine Lobby und keine Schuldzuweisung.“
Bei einem Punkt herrscht jedoch überparteiliche Einigkeit: Die Zeit drängt. „Wenn es so weit ist, darf das Verfahren nicht unnötig in die Länge gezogen werden. Es geht um Leib und Leben“, sagt Unger. Aber: „Schnelligkeit darf nicht auf Kosten der Qualität gehen“, so Spitzmüller. Es braucht eine naturverträgliche Lösung, bei der Bevölkerung und Umwelt gleichermaßen profitieren.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.