Neues Gutachten

Puchers Commerzialbank war schon 1999 pleite

Wirtschaft
06.06.2025 15:49

Ein neues Gutachten zur Pleite der burgenländischen Commerzialbank hat es in sich: Denn spätestens Ende 1999 – nur drei Jahre nach der Gründung – war die Bank de facto zahlungsunfähig. Trotzdem flossen weitere 20 Jahre lang 2,9 Milliarden Euro auf 766 Einlagenkonten der Bank.

2020 ging die Bank in einem der spannendsten Finanzskandale der österreichischen Geschichte pleite. Seither beschäftigt der Fall die Gerichte. Bankchef Martin Pucher ist nicht verhandlungsfähig, seine Vorstandskollegin Franziska Klikovits wurde bereits, nicht rechtskräftig, verurteilt. Im Juli soll der Prozess abgeschlossen werden. Der Wirtschaftsprüfer Karl Hengstberger hat auf 600 Seiten in einem Gutachten den Niedergang der Bank nachgezeichnet.

Trotz Zahlungsunfähigkeit ging es jahrelang weiter
Die Bank wäre demnach schon 1999 wegen Zahlungsunfähigkeit nicht mehr berechtigt gewesen, „Bankgeschäfte zu betreiben“, zitiert der „Kurier“ aus dem Gutachten. Trotzdem flossen weitere 20 Jahre lang in Summe rund 2,9 Milliarden Euro auf 766 Einlagekonten der Bank.

Puchers Bank gab – später insolventen – Firmen Geld, diese finanzierten damit seinen Fußballklub SV Mattersburg. 
Puchers Bank gab – später insolventen – Firmen Geld, diese finanzierten damit seinen Fußballklub SV Mattersburg. (Bild: GEPA)

In den zwei Jahrezehnten wurden Kredite in der Höhe von über 86 Millionen Euro an Kunden, Organe der Commerzialbank sowie nahestehende Personen vergeben, „die wirtschaftlich nicht vertretbar waren“. Pucher unterstützte damit vier – mittlerweile insolvente – Firmen mit 31,2 Millionen Euro, die dann wiederum Puchers Fußballklub SV Mattersburg mit dem Geld sponserten. Zudem gab es „nicht existente Forderungen an Kunden oder Kreditinstitute“, 2018 betraf das mehr als 570 Millionen Euro.

12.000 Euro pro Monat für Judotrainer
Kuriositäten finden sich ebenfalls im Gutachten, berichtet der „Kurier“: Pucher soll über Jahre gehofft haben, Verluste durch Millionengewinne mit Umweltpatenten auszubügeln. Er bezahlte sogar einen Konsulenten für den arabischen Raum und Afrika mit dem Namen Kassamba. Dieser soll angeblich Judotrainer des Neffen des Scheichs von Katar gewesen sein. Er kassierte 12.000 Euro monatlich, in Summe kamen 420.000 Euro zusammen, dazu noch Flugreisen um gesamt 72.000 Euro.

Zudem hat sich Hengstberger, der Ersteller des Gutachtens, auch die Bezüge der Bankvorstände angesehen. Bei einem defizitären Unternehmen gilt ein Bezug als übermäßig, wenn er über das hinaus geht, „was zur allerbescheidensten Lebensführung notwendig ist.“

Viel zu hohe Bezüge laut Gutachten
Gesamt betrugen die Bezüge der Vorstände Martin Pucher, Franziska Klikovits und Maria Pleier bzw. Walter Hack in 12 Jahren 11,6 Millionen Euro brutto. Angemessen wäre laut Hengstberger deutlich weniger gewesen, die Gehälter waren laut Gutachten um 8,2 Millionen Euro zu hoch.

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