Mahnmale verschwunden
Feige Tat: Stolpersteine einfach herausgerissen
Im deutschen Kaiserslautern sind vier sogenannte Stolpersteine entfernt worden. Die kleinen Gedenktafeln sollten an eine jüdische Familie erinnern, deren Eltern 1942 in Auschwitz ermordet wurden. Nach den Tätern wird nun gesucht, es wird ein antisemitischer Hintergrund vermutet.
Wie der SWR berichtete, wurde das Fehlen der Stolpersteine in der Steinstraße 21 – sie sollten an die jüdische Familie Hené erinnern – in der vergangenen Woche entdeckt. Am Ort der Gedenktafeln klafften Löcher, die inzwischen provisorisch mit Sand aufgefüllt wurden.
Die Stadt Kaiserslautern sowie die Initiative Stolpersteine KL gehen von einem gezielten, antisemitisch motivierten Angriff aus. Elisabeth Merkert, Sprecherin der Initiative, zeigte sich erschüttert: „Wir sind sprachlos. Wir hatten immer den Eindruck, dass das eine ruhige Umgebung hier ist.“
Bürgermeister: „Angriff auf die Werte unserer Stadt“
Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen, Strafanzeige wurde gestellt. Da sich die Stolpersteine im öffentlichen Raum befinden, gelten sie als Eigentum der Stadt. Bürgermeister Manfred Schulz (CDU) erklärte: „Dieser feige Akt der Zerstörung ist nicht nur ein Angriff auf die Erinnerung an die Opfer des Holocaust, sondern auch ein Angriff auf die Werte unserer Stadt: Respekt, Menschlichkeit und das entschiedene Eintreten gegen Antisemitismus, Hass und Gewalt.“
Aufwand spricht nicht für Diebstahl
Die Initiative geht nicht von einem Diebstahl aus finanziellen Gründen aus. Zwar bestehen die Steine aus Messing, doch der Aufwand der Entfernung spreche eher für ein politisch motiviertes Vorgehen, so Merkert. Zeugen des Vorfalls gebe es bisher keine, die Tat dürfte sich nachts ereignet haben.
Auch die Beauftragte des Ministerpräsidenten für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Monika Fuhr, verurteilte die Tat als antisemitischen Angriff auf die Erinnerungskultur und sicherte der Jüdischen Gemeinde, der Initiative sowie der Stadt ihre Solidarität zu.
Steine werden zurückkehren
Die Stadt Kaiserslautern kündigte an, die entfernten Stolpersteine schnellstmöglich zu ersetzen und das Engagement für eine lebendige Erinnerungskultur weiter zu verstärken. Ein Gedenkstein kostet rund 120 Euro – finanziert werden sie ausschließlich über Spenden.
Weltweit sind laut Initiator Gunter Demnig über 112.000 Stolpersteine in 32 Ländern verlegt worden. Etwa 900 wurden bisher gestohlen.
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