Experten enthüllen:
Bayesian hatte bei extremem Wind „Schwachstellen“
Britische Experten, die den Untergang der Luxusjacht Bayesian vor der sizilianischen Küste untersuchen, entlasten die Mannschaft des Segelschiffs: Sie kommen in einem vorläufigen Bericht zum Schluss, dass das Schiff über eine bauliche Schwäche verfügte. Sie hielt extremen Winden nicht stand.
Die 56 Meter lange Luxusjacht hatte als unsinkbar gegolten, ehe sie in den Fluten in italienischen Gewässern versank. Die Werft gibt der Besatzung die Schuld, dass das Schiff in einem Sturm sank – doch ein Bericht der britischen Untersuchungsbehörde für Schiffsunglücke zeichnet ein anderes Bild.
Crew wusste nichts von Schwachstellen
Die Experten schreiben darin, dass eine Windgeschwindigkeit von etwa 117 Kilometern pro Stunde ausreichend gewesen sei, um das Boot auch ohne gesetzte Segel zum Kentern zu bringen. Von dieser „Anfälligkeit“ gegenüber extremen Windern habe weder der Kapitän noch die Mannschaft Kenntnis gehabt, da diese Eigenschaft nicht in der Stabilitätsdokumentation erwähnt wurde.
In diesem Beitrag wird gezeigt, wie die Bayesian aufgebaut war:
Während der Tragödie hatten Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h geherrscht – die Megajacht wurde in weniger als 15 Sekunden in einem Winkel von 90 Grad gekippt. „Außerdem war die Situation nicht mehr zu retten, als die Jacht eine Neigung von mehr als 70 Grad aufwies“, erklärte Andrew Moll, Chefinspektor für Seeunfälle, gegenüber „Daily Mail“.
Zudem wurde der zeitliche Ablauf von der Marine Accident Investigation Branch rekonstruiert. Dieser zeigt, in welcher kurzen Zeitspanne sich die Situation an Bord des Luxusschiff zugespitz hatte.
Die Stunden vor dem Untergang der Bayesian am 18. August 2024
0.30 Uhr: Nach einer letzten Überprüfung des Wetterberichts zogen sich der Kapitän und letzte Gast in die Kabinen zurück – es verbleiben der Decksmann und der Nachtsteward im Dienst.
3.00 Uhr: Der diensthabende Decksmann stellte eine Windgeschwindigkeit von 8 Knoten (rund 15 km/h) fest, erkannte jedoch, dass Gewitterwolken und Blitze näher kommen.
3.55 Uhr: Der Decksmann stellt ein Video vom aufziehenden Sturm in seinem Social-Media-Feed online.Der Wind legte innerhalb mehrerer Minuten auf 30 Knoten (rund 55 km/h) zu. Die Bayesian bekommt Schlagseite.
4.00 Uhr: Der Matrose weckt Kapitän und Mannschaft. Die Generatoren werden gestartet und es wird darauf vorbereitet, die Luxusjacht zu manövrieren.
4.06 Uhr: Das Schiff wird von einer heftigen Böe getroffen und kippt in weniger als 15 Sekunden um 90 Grad.
4.24 Uhr: Die Rettungsinsel wird aufgeblasen und Überlebende steigen ein.
4.43 Uhr: Der Kapitän eines Boots in der Nähe entdeckt die Überlebenden.
Als das Schiff umkippte, wurden Menschen über das Deck ins Wasser geschleudert, Möbel flogen im Inneren umher. Fünf Menschen, darunter der Kapitän, wurden verletzt. Zwei in ihrer Kabine gefangene Gäste waren gezwungen, Möbelschubladen als improvisierte Leiter zu verwenden, um in den Salonbereich zu entkommen.
Dem Bericht zufolge gab es im Inneren des Schiffes keine Anzeichen einer Überflutung, bis Wasser über die Reling an Steuerbord eindrang und innerhalb weniger Sekunden in die Kabinen im Treppenhaus eindrang. Der Besatzung der Jacht gelang es, vier Gäste durch die tosenden Wassermassen bis zur Flybridge zu schieben.
Chaotische Szene nach Entkommen vom sinkenden Schiff
Der Kapitän forderte die Gäste und die Mannschaft, denen es gelungen war, zu entkommen, auf, vom Mast und Baum wegzuschwimmen, als das Schiff sank. Im Wasser improvisierte ein Matrose eine Aderpresse für den aufgeschlitzten Arm eines Gastes, während ein Baby auf einem Kissen über Wasser gehalten wurde.
Der Kapitän und der Erste Offizier hätten noch verzweifelt versucht, die Rettungsinsel aus dem sinkenden Wrack zu ziehen. Es wurden Signalmittel abgefeuert, um auf die Notlage aufmerksam zu machen.
Die Untersuchungsbehörde erklärte, ihre laufenden Ermittlungen stützten sich auf „eine begrenzte Menge verifizierter Beweise“, da aufgrund einer strafrechtlichen Untersuchung der italienischen Behörden der Zugang zum Wrack und anderen Beweismitteln eingeschränkt sei. Die Bergungsarbeiten sollten am Donnerstag fortgesetzt werden.
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