JJ zog ins Finale ein

ESC-Fanclub-Chef: „Es kann sich heuer ausgehen“

Unterhaltung
16.05.2025 09:16

Marcos Tritremmel ist im Brotberuf Standesbeamter in Graz, sein Herz schlägt aber auch für den Song Contest. Er ist Präsident des 450 Personen starken „OGAE“, des österreichischen Song Contest Clubs. Natürlich ist er auch in Basel live dabei und erzählt von JJs Siegchancen, dem Sicherheitskonzept und wie er Conchitas Triumph 2014 erlebt hat.

„Krone“: Marcos, du bist der Präsident des „OGAE“, des österreichischen Song Contest Clubs. Wie viele Events hast du schon erlebt?
Marcos Max Tritremmel:
 18 Song Contests, aber es gibt Leute, die noch viel mehr Events gesehen haben. Über all die Jahre hat sich schon eine Expertise ergeben, denn ich verfolge die Eurovision seit 1990.

Bist du auch der Gründer dieser österreichischen Zweigstelle?
Nein, die Gründung war 1995, genau vor 30 Jahren. Wir haben im Herbst 30 Jahre „OGAE“-Austria zu feiern.

Wie viele Mitglieder hat der Club in Österreich?
Es gab nach Conchitas Sieg 2014 natürlich einen kräftigen Sprung nach oben. Wir haben uns damals auf die Zahl 500 verfünffacht. Meine Sorge war, dass wir viel mehr werden und dann nicht mehr genug Tickets für den Bewerb kriegen, aber es hat sich alles sehr gut eingependelt. Österreich hatte immer wieder gute Platzierungen, weshalb das Interesse am ESC sehr stabil blieb. Aktuell sind wir 450 Personen. Wir bekommen jeden Tag neue Mitglieder, und ich hoffe, dass das nicht nur wegen Tickets der Fall ist.

Heuer sollen rund 120 Personen aus dem Club und drumherum für JJ in Basel sein …
Gesichert weiß ich von 70, aber es nehmen sehr viele Freunde und Verwandte mit. Es herrscht reges Interesse und da Basel so nah an Österreich liegt, können sehr viele Fans vom Westen mit dem Zug anreisen. Die Zentren unseres Clubs sind in Wien und Graz – jetzt kommen auch unsere westlichen Mitglieder einmal besser zum Zug.

Muss man irgendwelche Voraussetzungen erfüllen, um ein Club-Mitglied zu werden?
Nein. Es ist ein bunter Mix und ich freue mich, wenn wir weitere Mitglieder von überall dazubekommen. Man muss noch nicht einmal Österreicher sein. Wir haben Mitglieder aus Deutschland, Frankreich und Alabama in den USA. Im Moment geht bei mir natürlich viel Zeit drauf, weil es sehr viele Anfragen gibt und das Interesse steigt. Viele vermuten, dass am Samstag das ganz große Ziel passieren kann und JJ wirklich gewinnt.

Was ist deine persönliche Einschätzung? Kann JJ den Song Contest tatsächlich gewinnen?
Ich habe tatsächlich schon das Privileg genossen, in dieser Position zu sein, nachdem Conchita vor elf Jahren gewonnen hat. Ich war damals sehr vorsichtig und habe auf Top 5 geschätzt und wusste auch nicht, wie so eine Kunstfigur im Osten ankommt. Damals waren auch noch Länder wie Russland mit dabei. Dieses Jahr traue ich mich, frecher, patriotischer und optimistischer zu sein und sage, es kann wirklich Gold werden. Die Nummer ist auch gar nicht für die Halle kreiert worden. Sie sieht live vor Ort nicht so spektakulär aus wie auf den Fernsehern, aber auf diese Menschen kommt es an. Die Jury ist zu Hause und die Menschen, die voten, sind zu Hause.

Die Schwarz-Weiß-Inszenierung stößt nicht bei jedem auf große Begeisterung. Wie siehst du das Thema?
Wer sich das im Fernsehen ansieht, nicht bemerkt, dass diese Inszenierung ein Meisterwerk ist und dann noch immer nicht dafür anruft, der ist selbst schuld.

Nach deinem persönlich schönsten Song-Contest-Moment brauche ich wahrscheinlich nicht zu fragen …
(lacht) Es war natürlich die tolle Geschichte 2014 in Kopenhagen. Live in der Halle dabei zu sein und den österreichischen Sieg zu sehen – das war unbeschreiblich. Die ganze Welt hat „Österreich“ gerufen. Das ist so toll an der Eurovision. Bei einer Sportveranstaltung steht man hinter seinem Heimatland, aber hier steht man hinter dem Land, bei dem einem das Lied am meisten zusagt. Wenn das am Samstag Norwegen ist, bin ich Norweger. Ist es Estland, bin ich an dem Tag Este. Alles ist sehr friedlich und der Bewerb und das Gemeinschaftliche stehen über den Ländern und den Nationalitäten. Das Lied ist wichtiger als die Herkunft.

Ein gutes Stichwort. 2024 ertrank Malmö förmlich in politischen Problemen und kleineren Skandalen. In Basel wirkt alles wieder sehr beruhigt, familiär und friedlich. Täuscht der Eindruck?
Nein, der täuscht nicht. Die Eurovision ist politisch, das stimmt. Der Ursprungsgedanke war ja ein technischer. Ob die Liveschaltungen bei den sieben Ländern, die beim ersten Grand Prix 1956 dabei waren, auch wirklich funktionieren. Man stellte aber schnell fest, dass es rund zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs toll ist, Deutschland und Frankreich in eine gemeinsame Show zu bringen. Das Politikum zieht sich durch die gesamte ESC-Geschichte.

Malmö war auch für mich ein trauriger Moment. Die Protestaktionen fielen mir zu heftig aus und die Musik war nicht mehr im Vordergrund. Es geht hier immer noch um Musik und um Künstler, die ihr Bestes geben wollen. Es ist respektlos, wenn man immer nur die politische Weltlage in den Vordergrund rückt. Ich fühle mich in der Schweiz sehr sicher. In Malmö waren hünenhafte Polizisten aus ganz Skandinavien da – je mehr Polizei ich sehe, umso nervöser werde ich. Die Organisation hier in der Schweiz läuft wie ein perfektes Uhrwerk. In Malmö habe ich mich absolut nicht sicher gefühlt.

Wenn uns JJ den ESC gewinnt, wird er 2026 auf jeden Fall in Österreich stattfinden. Wird das wieder in Wien passieren oder woanders?
Wenn man gerecht ist, dann wird er nicht in Wien stattfinden. 2015 gab es den Dreikampf Graz, Innsbruck und Wien. Die Innsbrucker hatten ein gut finanziertes Konzept, aber schlussendlich setzte sich Wien mit dem verständlichen Argument durch, dass wir den Song Contest nur alle 48 Jahre austragen und er natürlich in der Hauptstadt sein müsse. Jetzt geht die Rechnung hoffentlich nicht mehr so auf und wir tragen ihn elf Jahre später wieder aus – dann sollte auch eine andere Stadt zur Austragung kommen. Natürlich ist Wien die Weltstadt, und das internationale Publikum würde sich darüber freuen, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass der ESC in Graz oder Innsbruck stattfindet.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt