Vom rauen Bergklima in die mediterrane Leichtigkeit – und mit Komfort zurück: Das Abenteuer Ciclovia Alpe-Adria verbindet zwei Welten auf zwei Rädern.
Stell dir vor: Morgens frische Alpenluft, schlaglochfreier Asphalt unter den Reifen, spektakuläre Bergpanoramen im Rücken – und nur wenige Stunden später der Duft von Meersalz, eine warme Brise und die erste Portion Pasta am Strand. Wer glaubt, dass dazwischen Tage voller Strapazen liegen müssen, kennt den Ciclovia Alpe-Adria noch nicht.
Die grenzüberschreitende Radroute, die Salzburg mit dem 410 Kilometern entfernten Grado (I) verbindet, gilt unter Radreisenden längst als eine der schönsten Europas. Die Kombination aus alpiner Landschaft, italienischem Lebensgefühl, historischen Städten und moderner Infrastruktur macht sie einzigartig.
Unsere Tour startet jedoch nicht in der Mozartstadt, sondern in Villach, dem südlichsten Verkehrsknoten Kärntens. Begleitet werde ich vom erfahrenen Wiener Kommunikationsprofi Michael Bartl, der zwei top moderne KTM Macina Gravelator E-Gravelbikes mitgebracht hat.
Diese sind mit dem besonders leichten und kaum hörbaren Bosch SX-Antrieb ausgestattet, der mit 55 Nm Drehmoment nicht nur kräftig unterstützt, sondern durch den 400-Wh-Akku und einen zusätzlichen Range-Extender im Trinkflaschenformat auch genug Ausdauer für lange Etappen mitbringt. So lässt sich die gesamte Route entspannt, aber sportlich zurücklegen.
180 Kilometer, ein Tag, unvergessliche Eindrücke
Die von uns gefahrene Teilstrecke Villach – Grado umfasst rund 180 Kilometer – für trainierte Fahrer an einem Tag zu schaffen, für Genießer eher ein Zwei- bis Dreitagesabenteuer.
Der eigentliche Zauber auf diesem Streckenabschnitt beginnt direkt nach der Staatsgrenze bei Tarvis, wo sich die alte Bahntrasse der Pontebbana-Linie zu einer der beeindruckendsten Radstrecken Europas verwandelt hat.
Hier rollt man auf breit asphaltierten, perfekt gepflegten Wegen, weit abseits vom Straßenverkehr, durch eine Bilderbuchlandschaft: Spektakuläre Viadukte, kühle Eisenbahntunnel, die besonders an heißen Tagen für Erfrischung sorgen, und der Blick auf die glitzernde Fella, die neben uns talwärts rauscht. Die Steigung ist angenehm abfallend – ideal, um die Umgebung bewusst zu genießen.
Italienischer Charme inklusive
Immer wieder laden liebevoll restaurierte ehemalige Bahnhöfe – heute als „Stazioni Ciclabili“ bekannt – zu Pausen ein. Dort gibt es Cappuccino, Panini oder eine frische Pasta – serviert unter Sonnenschirmen, mit Blick auf die Berge, in typischer italienischer Gelassenheit.
Einer dieser Stopps bleibt besonders im Gedächtnis: Venzone, ein mittelalterlich anmutendes Dorf, das offiziell zu den schönsten Orten Italiens zählt. Kopfsteinpflaster, Lavendelduft, einladende Lokale – hier fällt der Abschied schwer.
Die Route führt weiter durch das fruchtbare Friaul, vorbei an kleinen Weingütern, Sonnenblumenfeldern und sanften Hügeln. Die wilden Berge des Nordens verwandeln sich langsam in eine liebliche Kulturlandschaft. Die Luft wird milder, das Licht weicher – eine Reise durch Klimazonen, durch Landschaften, durch Kulturen.
Ein Ziel, das berührt
Der krönende Abschluss: die Einfahrt nach Grado. Der Radweg zieht sich über einen schmalen Damm durch die Lagune, links das offene Meer, rechts schimmerndes Brackwasser, dazwischen Vogelrufe, das Rauschen der Wellen. Wer hier ankommt, spürt sofort: Das war mehr als nur eine Radtour – das war ein Erlebnis.
Am Strand angekommen, zeigt unsere Akkuanzeige gerade einmal elf Prozent Verbrauch im Tour-Modus – beeindruckend, wenn man die Topografie und Strecke bedenkt. Noch beeindruckender ist aber die Logistik des Rückwegs.
Zurück? Ganz entspannt!
Denn auch hier punktet der Ciclovia Alpe Adria mit durchdachter Organisation. Neben den „Micotra“-Zügen der ÖBB, die Villach und Udine verbinden, gibt es inzwischen mehrere private Anbieter für Rad- und Gepäcktransporte. Besonders hervorzuheben: das AdriaBikeShuttle des engagierten Salzburger Unternehmers Stefan Rudigier aus Gastein.
„Die Idee kam mir, als ich sah, wie viele Radfahrer durchs Gasteinertal strampelten. Ich fragte mich: Wie kommen die eigentlich zurück?“, erzählt Stefan. Heute ist sein Shuttle-Service ein fester Bestandteil der Alpe-Adria-Community. Täglich bringen er und sein Team Radreisende von der Adria bis nach München – oder weiter, wenn gewünscht. Mit Hotel-zu-Hotel-Gepäcktransport wird der Komfort zusätzlich erhöht.
„Nach mehreren Tagen im Sattel genießen es unsere Gäste, am letzten Tag einfach mal auszuschlafen, gut zu frühstücken – und trotzdem stressfrei zurückzukommen“, sagt Stefan, während er behutsam unsere Räder auf den Anhänger lädt.
Mehr als nur eine Radreise
Der Ciclovia Alpe-Adria ist kein reiner Fernradweg. Der Radweg ist eine Verbindung zwischen Alpengefühl und Adria-Leichtigkeit, zwischen Aktivurlaub und Genuss, zwischen Geschichte und Gegenwart. Eine Reise auf zwei Rädern – voller Bilder, Begegnungen und bleibender Eindrücke. Wer einmal hier geradelt ist, kommt wieder. Garantiert.
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