Duett statt Duell

Schmuse-Talk zwischen Strache und Bucher

Österreich
19.09.2013 23:10
Der Bruderzwist nach der Spaltung der Freiheitlichen in Blaue und Orange dürfte mit Donnerstagabend emotional endgültig überwunden sein. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und BZÖ-Chef Josef Bucher gaben in der ORF-Wahlkonfrontation weniger ein Duell als ein Duett. In praktisch allen aufgeworfenen Fragen war man sich einig. Trennend blieb letztlich einzig, dass die beiden Parteichefs jeweils zur Wahl der eigenen Liste aufriefen. Laut IMAS-Umfrage im Auftrag der "Krone" endete die Konfrontation mit einem Gleichstand.

Gegner im TV-Duell am Donnerstagabend war über weite Strecken nicht der politische Kontrahent sondern Moderatorin Ingrid Thurnher. So verwöhnte Strache diverse Bucher-Sprüche auch noch mit zustimmendem Lachen, der BZÖ-Chef wiederum nickte bei Aussagen seines freiheitlichen Gegenübers gerne mal zustimmend mit dem Kopf.

Schmuse-Talk: "Sand die zwa zamm?"
Bei den Zusehern im Saal sorgte der Schmuse-Talk jedenfalls für Erheiterung, und auch im Kurznachrichtendienst Twitter wurde der harmonische Paarlauf der beiden ehemaligen Parteikollegen ausgiebig zelebriert: "Sand die zwa zamm?", fragte etwa ein User scherzend. "Eigentlich hätte es genügt, wenn einer von den beiden gekommen wär", so der Befund eines anderen Nutzers. "Am Ende der 'Konfrontation' erklären Strache und Bucher die Wiedervereinigung", "Glaubt's ihr die fußln unterm Tisch?", "Beginn einer wunderbaren Freundschaft" und "Die Zwei sind harmonischer als 95% der österreichischen Ehen" wurde in zahlreichen Kommentaren ein ähnlicher Ton angeschlagen.

FPÖ-Chef trauert um BZÖ
Auch Thurnher merkte bereits zur Halbzeit der Konfrontation an, dass sich die beiden Parteichefs in "sehr vielen" Sachen einig seien. Fast schon bedauernd meinte der FPÖ-Obmann dann zu Bucher: "Es wird wahrscheinlich nicht mehr so oft möglich sein, mit Ihnen im ORF zu diskutieren." Denn das BZÖ wird für Strache mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Parlament fliegen. Daher lud er die bisherigen BZÖ-Wähler ein, die Freiheitlichen mit einer Stimme zu belohnen, damit die FPÖ stärkste Partei werden könne. Jede Stimme für das orange Bündnis sei dagegen eine verlorene. Alleine dass sich Bucher den NEOS mit einem Kooperationsangebot angebiedert habe, sei eine "Selbstaufgabe", so Strache.

Bucher stellt Straches Nächstenliebe auf die Probe
In diesem Punkt blieb Bucher nach bis dahin einer halben Stunde voller Harmonie nichts anderes mehr übrig, als vehement, aber immer noch freundlich scherzend mit einem Seitenhieb auf den FPÖ-Slogan "Nächstenliebe", zu widersprechen. Der BZÖ-Chef erinnerte Strache daran, dass dieser schon 2006 und 2008 dem Bündnis prophezeit habe, aus dem Nationalrat zu fliegen. Passiert sei das nie, eine entsprechende Prognose des FPÖ-Chefs wertete Bucher also als gutes Omen.

Bucher schließt Koalition mit FPÖ nicht aus
Kein Problem hätte der BZÖ-Chef jedenfalls damit, mit der FPÖ zu koalieren - sei man doch in sehr vielen Dingen einer Meinung, wobei er unterschied, dass beim Bündnis Sachpolitik und bei den Freiheitlichen Populismus im Vordergrund stehe. Allerdings glaubt Bucher nicht, dass eine Regierungszusammenarbeit mit den Freiheitlichen zustande kommen kann, weil - außer dem BZÖ - ja niemand mit der FPÖ koalieren wolle.

Inhaltlich so gut wie keine Unterschiede
Dass ein nur blau-oranges Regierungsprogramm wohl kein großes Problem darstellen würde, zeigte die inhaltliche Debatte, wo es so gut wie keine Unterschiede zu erkennen gab. So wollen beide die Steuerzahler entlasten, indem man die Rechnungshof-Vorschläge zur Verwaltungsreform umsetzt, beide die EU als Europa der Vaterländer erhalten, beide verhindern, dass in Österreich Minarette errichtet werden.

Nicht zuletzt sind beide fest davon überzeugt, dass nicht dem freiheitlichen Lager die Schuld an den Problemen der Kärntner Hypo anzuhängen ist. "Am Ende werden sie mir die Schuld geben, dass 1976 die Reichsbrücke eingestürzt ist", ätzte Bucher in Richtung Thurnher, begleitet von zustimmendem Lachen Straches. Als Schuldige sehen beide die Banker, und für die Haftungen bei der Hypo seien auch SPÖ und ÖVP stets eingetreten, erinnerten die Parteichefs einhellig.

Buhlen um Haider-Fans
Gar eine "Schweinerei" nannte es Strache, so zu tun, als wären die Haftungen für die Kärntner Bank Schuld des früheren Landeshauptmanns Jörg Haider (einst FPÖ, später BZÖ). Da werde versucht, "sich an einem Toten abzuputzen", so der FPÖ-Obmann. Überhaupt waren die Parteichefs bemüht, Haider-Fans nicht zu vergrämen. Beinahe wortgleich wurde von Bucher und Strache zu Beginn des Duells gewürdigt, dass dieser das Machtmonopol von Rot und Schwarz in Österreich aufgebrochen habe.

Duell endet unentschieden
Laut der IMAS-Umfrage für die "Krone" endete die Konfronation mit einem Gleichstand. Strache wurde von den befragten TV-Zusehern als "schlagfertiger" und "redegewandter" bewertet. Bucher hingegen wurde in den Kategorien "humorvoll" und "sachlich" vorteilhafter bewertet. Insgesamt fanden 29 Prozent der Befragten, dass Heinz-Christian Strache besser abgeschnitten hat. Ebenfalls 29 Prozent waren der Ansicht, Josef Bucher habe bei dem Duell besser gewirkt. Gleich gut fanden 42 Prozent der Befragten die beiden Politiker.

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