„Soll ich ihn feuern?“

Trumps Sicherheitsberater liefert neuen Chat-Eklat

Außenpolitik
02.04.2025 08:30

Mike Waltz hat es offenbar schon wieder getan: Als Donald Trumps Sicherheitsberater sorgt der Republikaner erstaunlich oft selbst für gravierende Sicherheitslücken. Nun kam heraus, dass Waltz wohl nicht nur beim sogenannten Signal-Skandal sorglos agierte.

Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Trump, Mike Waltz, soll in einigen Fällen statt verschlüsselter Mails den weit verbreiteten Google-Dienst Gmail benutzt haben. Das berichtet die „Washington Post“.

Dieses Kommunikationsmittel ist offenkundig noch unsicherer als die verschlüsselte Messenger-App Signal, über die führende Regierungsmitglieder einen Angriff auf die Houthi-Miliz im Jemen abgesprochen hatten. Im Beisein eines Journalisten.

Der „Spiegel“ hatte jüngst Telefonnummern, E-Mail-Daten und teilweise Passwörter der obersten US-Sicherheitsriege frei zugänglich im Netz gefunden. Darunter waren auch die Daten von Waltz. Der Skandal hat mittlerweile einen systemischen Leichtsinn aufgedeckt. Denn beinahe täglich kommen neue Unzulänglichkeiten hinzu.

Waltz flüchtete nach Grönland, um von der Affäre abzulenken. Geholfen hat das wenig.
Waltz flüchtete nach Grönland, um von der Affäre abzulenken. Geholfen hat das wenig.(Bild: AFP/JIM WATSON)

Das neueste Kapitel: Ein hochrangiger Mitarbeiter im Nationalen Sicherheitsrat NSC nutzte den kommerziellen E-Mail-Dienst Gmail für Absprachen mit Kollegen in anderen Regierungsbehörden, bei denen es um militärische Positionen und leistungsstarke Waffensysteme im Zusammenhang mit einem laufenden Konflikt gegangen sei.

Waltz selbst habe weniger geheime Informationen über sein privates Gmail-Nutzerkonto verschickt. Seine Angaben in den Texten sind dennoch bedenklich. Darunter: etwa sein Terminplan oder Arbeitsdokumente. Ein NSC-Sprecher bestätigte gegenüber Fox News, dass Gmail intern zum Einsatz gekommen ist. Es hätte sich lediglich um „Terminabgleiche“ gehandelt. Was die Mitarbeiter von Waltz verschickt hätten, könne er nicht überprüfen.

Der Enthüllungsbericht der „Washington Post“ sei ein Versuch, das amerikanische Volk von „Präsident Trumps erfolgreicher nationaler Sicherheitsagenda abzulenken, die unsere Nation schützt“.

Die „Washington Post“ verweist auf ungenannte Quellen in der Abteilung und berichtet, sie habe entsprechende Mails teilweise vorliegen. Die Enthüllungen kommen für Waltz zur Unzeit. Er musste bereits die Verantwortung für den Signal-Skandal übernehmen. Waltz fügte wohl versehentlich einen Journalisten in die geheime Signalgruppe zum Jemen-Angriff hinzu. Über mehrere Tage blieb seine Anwesenheit unbemerkt.

Der Reporter, „Atlantic“-Chefredakteur Jeffrey Goldberg, veröffentlichte den Chatverlauf, nachdem Mitte März tatsächlich amerikanische Bomben auf Houthi-Stellungen regneten – und stellte damit die höchsten Sicherheitsoffiziellen der USA bloß.

Karriere von Waltz steht auf der Kippe
Waltz versuchte daraufhin verzweifelt zu erklären, warum er den Reporter in seinem Handy eingespeichert hatte. Goldberg ist bei seinem Chef Trump besonders unbeliebt. Bei Fox News legte der Sicherheitsberater daraufhin einen unrühmlichen Auftritt hin – und legte nahe, dass der Kontakt in sein Handy „gesaugt“ wurde. Was er damit meinte, ließ er aber offen (siehe Tweet unten).

Zur Erinnerung: Während Hillary Clintons Amtszeit als Außenministerin landeten Nachrichten mit teils sensiblen Inhalten auch in ihrem privaten Postfach. Dafür wollte sie Trump einsperren („Lock her up!“) lassen. Seinen Mannen drohen bisher keine Konsequenzen.

Öffentlich hatte sich Trump mehrfach hinter die Mitglieder der Chatgruppe gestellt, doch hinter den Kulissen dürfte es rumoren. Mehrere Medien berichteten, dass er nicht so fest zu seinem Sicherheitsberater stehe, wie er offiziell behaupte. „Soll ich ihn feuern?“, fragte er seine Berater offenbar in einer internen Besprechung. Erst kürzlich nannte eine Person, die dem Weißen Haus nahesteht, Trumps Mann für Sicherheit gegenüber dem Magazin „Politico“ einen „verdammten Idioten“.

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