Schreckensherrschaft

Zentralafrikanische Republik stürzt ins Chaos

Ausland
07.08.2013 13:08
Die Zentralafrikanische Republik wird von den regierenden Rebellen ins Chaos gestürzt: Sie überziehen das Land mit Morden, Vergewaltigungen, Entführungen und Plünderungen - und Kindersoldaten (Bild) sind mittendrin. Dazu kommen Befürchtungen, dass eine Hungerkatastrophe bevorsteht. Selbst der von den Rebellen eingesetzte Premierminister spricht von "katastrophalen" Zuständen.

Die Rebellen nennen sich Seleka - in der Sprache der Sango bedeutet das "Allianz". Sie beherrschen die Zentralafrikanische Republik mit 5,1 Millionen Einwohnern seit der Einnahme des Präsidentenpalasts am 24. März 2013. Der damalige Präsident Francois Bozize - der den Staat durch massive Korruption zersetzte - floh ins Ausland, die Verfassung wurde aufgelöst.

Das Land war schon zuvor von Gewalt geprägt: Seit der Unabhängigkeit von der französischen Kolonialherrschaft 1960 kam es zu viermal mehr Coups und gewaltsamen Machtübernahmen als fairen Wahlen.

Brutalität gegen Bevölkerung
Doch nun sind die Zustände schlimmer als je zuvor, berichtet die "New York Times". Die Seleka entführen und ermorden jeden, der es auch nur wagt, kritische Flugblätter zu lesen. Sie vergewaltigen und plündern - sogar ein Waisenhaus überfielen sie laut Amnesty International auf der Suche nach Beute. Viel zu stehlen gebe es allerdings nicht mehr in der Hauptstadt Bangui, so der Bericht, viele Geschäfte seien verlassen.

Hungerkatastrophe droht
Die Bürger hielten meist Abstand zu den Bewaffneten, denn jeder kenne eine Entführungsgeschichte, schreibt die "New York Times". Doch die Gewalt könnte bald von einem weiteren gravierenden Problem begleitet werden: Menschenrechtsorganisationen warnen vor einer drohenden Hungerkatastrophe. Schließlich ist die Wirtschaft zusammengebrochen, viele Bauern mussten flüchten und internationale Hilfsorganisationen haben das Land wegen der anhaltenden Gewalt verlassen.

"Sie säen Terrorismus"
Die Regierung ist dagegen machtlos - denn sie existiert kaum noch. Viele Mitarbeiter hätten die Ministerien verlassen, da sie seit Langem nicht mehr bezahlt wurden, berichtet die "New York Times". Und denen, die noch durchhalten, seien von den Rebellen oft sämtliche Hilfsmittel - vom Auto bis zu Maschinen - gestohlen worden. "Es ist Anarchie, ein Nicht-Staat", so Premierminister Nicolas Tiangaye, ein ehemaliger Menschenrechtsanwalt. "Plünderung, Brandstiftung, Vergewaltigung, Massaker an der Zivilbevölkerung - sie säen Terrorismus."

Kindersoldaten, Mord, Folter, Erpressung
Problematisch ist unter anderem, dass viele Kindersoldaten in der Zentralafrikanischen Republik mit dieser Gewalt groß werden, wovor die UNO bereits vor Monaten gewarnt hat. Schon Buben im Alter von gerade einmal zwölf Jahren sollen von den Rebellen rekrutiert worden sein.

Diese gehen mit äußerster Brutalität gegen mögliche Gegner vor. So sollen erst letzten Monat unter anderem 15 Menschen gefoltert und ermordet worden sein, weil der Bus, in dem sie fuhren, T-Shirts mit dem Konterfei des Ex-Präsidenten transportierte. Doch auch ohne Verdacht würden von den Rebellen immer wieder Menschen entführt, geschlagen und erst gegen Lösegeld wieder freigelassen, berichten Betroffene.

Kaum Hoffnung auf Besserung
Hoffnung auf eine Änderung der Lage besteht derzeit kaum. Die meisten ausländischen Botschaften haben geschlossen, das Treiben der Rebellen wird im Ausland kaum beachtet - und im Inland scheint niemand den Seleka gewachsen. "Das Gefühl ist eines des Terrors: Das ist, was die Bevölkerung verfolgt", beschreibt einer der Betroffenen, Faustin Yandergo. Sein Nachbar Henri Bosco, gerade erst wegen Lösegeldforderungen brutal misshandelt, fügt an: "Jeder hier hat den Schaden durch die Seleka zu spüren bekommen."

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