Am Dienstag ging es Schlag auf Schlag: Zunächst informierte die Wochenzeitung "Falter" über die Vergewaltigung eines jugendlichen Häftlings durch einen Mitgefangenen. Tatort war die Justizanstalt Gerasdorf in Niederösterreich. Der Leiter der Vollzugsdirektion, Peter Prechtl, bestätigte den Fall kurz darauf.
Am Nachmittag berichtete dann die "Presse" von zwei weiteren Fällen in den Jugendabteilungen in Linz und Graz. Die Bestätigung der damit insgesamt vier Missbrauchsfälle durch das Justizministerium ließ nicht allzu lange auf sich warten.
Schockierende Parallelen
Die Vergewaltigung in Gerasdorf geschah an einem Wochenende Anfang Jänner. Ein 16-jähriger Häftling wurde von einem um ein Jahr älteren Mitgefangenen mit einem Besenstiel gequält. Die Ähnlichkeiten zum ersten derartigen Fall in Wien, der im Juni bekannt geworden war (siehe Infobox), sind frappant. Maßgeblicher Unterschied: Der Missbrauch in Gerasdorf passierte nicht in einer Zelle, sondern im Fitnessraum der Anstalt - der laut Ministerium überwacht wird.
Der Verdächtige wurde sofort angezeigt, betonte Prechtl. Die Anklageschrift sei bereits fertig, die Verhandlung solle "demnächst" über die Bühne gehen. Der 17-Jährige hatte laut "Falter" vor der Tat bereits in der Anstalt in der Josefstadt einen Mithäftling verletzt und wurde deshalb nach Gerasdorf überstellt.
Karl ortete vorerst noch einen "Einzelfall"
Nach Bekanntwerden des ersten Vergewaltigungsfalles hatte Justizministerin Karl noch von einem "Einzelfall" gesprochen. Diese Darstellung wurde nun unhaltbar. Laut ihrem Sprecher waren die neuen Fälle seit Freitag bekannt, nachdem die Ministerin alle Gefängnisse des Landes aufgefordert hatte, allfällige Übergriffe direkt dem Ministerium zu melden.
Grüne: Ministerin "nicht mehr vertrauenswürdig"
Die Kritik an der ÖVP-Politikerin hält weiter an. Der grüne Justizsprecher Albert Steinhauser bezeichnete Karl am Dienstag als "rücktrittsreif" und "nicht mehr vertrauenswürdig".
Der Jugendsprecher des Team Stronach, Stefan Markowitz, sprach von einem "Justizskandal". Karl habe demnach die erste Vergewaltigung "als Einzelfall verharmlost und will offenbar weitere Fälle vertuschen".
Nächster Skandal: Wärterin von Häftling geschwängert
Die heimische Justiz muss sich außerhalb des Jugendstrafvollzugs derzeit noch mit einer weiteren unangenehmen Affäre auseinandersetzen: Ein Häftling soll eine Wachebeamtin zum Schmuggeln animiert und sie dafür mit Streicheleinheiten belohnt haben. Die Frau wurde schwanger.
Das Geschäft war offenbar lukrativ - angeblich Handyschmuggel in großem Stil, dazu intensiver Kontakt mit einem Insassen, dem mutmaßlichen Auftraggeber der Deals. Die Ermittlungen der Korruptionsbekämpfer sind im Gange. Fakt ist: Die Wärterin wurde suspendiert - und in den Mutterschutz geschickt.
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