10 Monate nach Tat

Vierfach-Mord von Annecy: Bruder von Opfer in Haft

Ausland
24.06.2013 15:21
Knapp zehn Monate nach dem mysteriösen Vierfach-Mord von Annecy hat es am Montag in Großbritannien eine erste Festnahme gegeben. Der 54-jährige Bruder von Saad al-Hilli, der zusammen mit seiner Ehefrau, deren Mutter und einem französischen Radfahrer in Ostfrankreich erschossen worden war, wurde in Surrey bei London festgenommen. Die Bluttat in den französischen Alpen hatte im vergangenen Herbst weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

Zaid al-Hilli sei an einer Adresse in Chessington im Südwesten Londons wegen des Verdachts "der Beteiligung an einem Mordkomplott" verhaftet worden, teilte die britische Polizei mit. Der Staatsanwalt von Annecy, Eric Maillaud, bestätigte Durchsuchungen an dessen britischem Wohnsitz sowie auf dem Golfplatz, dessen Geschäftsführer al-Hilli ist. Es gebe "ausreichend Belastungsmaterial" für ein Verhör im Polizeigewahrsam.

Der 54-Jährige solle unter anderem nach der Familienerbschaft befragt werden. Erst vor wenigen Tagen hatte der Staatsanwalt auf auffällige Telefonate des Bruders mit Teilnehmern in Rumänien verwiesen. Ob die Festnahme des Verdächtigen den Ermittlern den seit nunmehr zehn Monaten erhofften Durchbruch bringt, wird sich allerdings erst weisen. Bislang waren die Ermittlungen in dem brutalen Vierfach-Mord auf beiden Seiten des Ärmelkanals im Sand verlaufen.

Töchter überlebten wie durch ein Wunder
Der aus dem Irak stammende Brite Saad al-Hilli, seine Ehefrau Ikbal, deren Mutter und ein französischer Radfahrer waren am 5. September des Vorjahres auf einem Waldparkplatz bei Annecy mit Kopfschüssen regelrecht hingerichtet worden. Die al-Hillis machten in der beliebten Alpenregion Urlaub.

Die vierjährige Tochter der Familie überlebte wie durch ein Wunder unverletzt, weil sie sich im Auto der Familie unter der Leiche ihrer Mutter versteckt hatte. Ihre siebenjährige Schwester wurde schwer verletzt. Die beiden Mädchen konnten der Polizei allerdings nicht weiterhelfen: Die Jüngere hatte in ihrem Versteck nichts gesehen, die Ältere, die tagelang im künstlichen Koma lag, konnte sich lediglich an einen "bösen Mann" erinnern.

Familie als Ziel, Radfahrer als Kollateralschaden
Die Ermittler gingen davon aus, dass die al-Hillis das eigentliche Ziel des Attentats waren und der Radfahrer nur "zur falschen Zeit am falschen Ort" war. Schnell geriet der ebenfalls in Großbritannien lebende Bruder von Saad al-Hilli wegen möglicher Erbstreitigkeiten in Verdacht (siehe Story in Infobox).

Der 54-Jährige war bereits kurz nach dem Vierfach-Mord verhört worden. Er erschien damals sogar freiwillig bei der britischen Polizei, um seine Unschuld zu beteuern. Ende März wurde er erneut befragt. Angehörige der Familie warfen den Ermittlern jedoch vor, sich einseitig auf die Spur der Familie zu konzentrieren. Sicher ist, dass der 2011 in Spanien verstorbene Vater der Brüder Al-Hilli auf einem Schweizer Konto fast eine Million Euro liegen hatte.

Die Polizei war in den vergangenen Monaten auch dem Verdacht nachgegangen, dass die Morde mit der Arbeit von Saad al-Hilli als Ingenieur im sensiblen Luft- und Raumfahrtsektor zusammenhängen könnten oder mit dessen irakischer Herkunft. In der Presse kamen zahllose Spekulationen auf, die von Geldwäsche für den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein bis zu einer Unterstützung des Iran durch den Briten irakischer Herkunft reichten.

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