05.02.2013 13:58 |

"Bulimie-Lernen"

87% der Schüler halten Lernstoff für "sinnlos"

Eine Umfrage unter Oberstufenschülern in ganz Österreich zur Zufriedenheit dieser mit ihrer Schule hat Erschreckendes offenbart. So sollen 50 Prozent der Schüler durch den Schulalltag demotiviert sein. 87 Prozent betrachten den vermittelten Lernstoff gar als "sinnlos". Daraus resultiere auch das sogenannte "Bulimie-Lernen": Kurz vor Prüfungen wird möglichst viel Lernstoff ins Kurzzeitgedächtnis gepresst.
Artikel teilen
Drucken
Kommentare
0

Weil eben die Sinnhaftigkeit des als Ballast empfundenen Wissens nicht erkannt werde, vergesse ein Großteil der Befragten - rund 63 Prozent der 4.500 von der Bundesschülervertetung (BSV) befragten Oberstufenschüler stimmten dieser Aussage zu - das kurz zuvor Erlernte rasch wieder, betonte Bundesschulsprecher Felix Wagner am Dienstag in einer Aussendung. "Sinnvolles und effizientes Lernen sieht anders aus", so Wagner.

Dass es da nicht weit her ist mit der Motivation - 50 Prozent fühlen sich durch den Schulalltag demotiviert -, wird dadurch verständlich und stellt für Wagner ein eindeutiges Warnsignal dar: "Ein Betrieb, in dem 87 Prozent der Mitarbeiter die Sinnhaftigkeit ihrer Aufgabe nicht gegeben sehen, wird mit 87 Prozent verminderter Qualität produzieren."

Schülerunion präsentiert Maßnahmenkatalog
Einige Schritte, welche die Bundesschülervertretung zur Verbesserung der mangelhaften Bereiche erarbeitet hat, sollen in den kommenden Tagen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Bereits am Dienstag stellte die ÖVP-nahe Schülerunion, die derzeit die Mehrheit in der BSV hat, einen Maßnahmenkatalog vor.

So fordert die Schülerunion mehr Schulautonomie für die einzelnen Standorte, insbesondere bei personellen Entscheidungen und der Gestaltung des Unterrichts. Dadurch könnten die Schulen ein klares Profil entwickeln und Schwerpunkte setzen, die sich in projektorientiertem, fächerübergreifendem Unterricht wiederfinden. Außerdem solle es den Schulen freigestellt werden, die Länge der Schulstunde, die derzeit auf 50 Minuten normiert ist, selbst zu bestimmen.

Förderung der Talente mittels Stärken-Portfolio
Die Lehrer wiederum müssten in Methoden zur Erkennung und Förderung von Talenten geschult werden, um so Stärken und Interessen der Schüler zu erkennen und zu fördern. Die Kinder sollten bereits im Kindergarten ein Stärken-Portfolio erhalten, das in jeder weiteren Bildungseinrichtung ergänzt und erweitert wird.

Auch die SPÖ-nahe Aktion kritischer SchülerInnen, für die das "Ergebnis der Umfrage nicht überraschend kommt", drängt auf mehr Mitbestimmung und einen regelmäßigen Austausch zwischen Lehrpersonen und Schülern. Um die Unterrichtsqualität allgemein zu steigern, verweist Tatjana Gabrielli ebenfalls auf die Problematik des 50-Minuten-Unterrichts: "Mit 50 Minuten Deutsch und anschließend 50 Minuten Mathematik kann der Stoff nicht nachhaltig erlernt werden. Es braucht geblockten Unterricht, in dem sich die Möglichkeit zu alternativen Unterrichtsmethoden ergibt. Gerade der Frontalunterricht ist für viele Schüler demotivierend und zählt zu einer veralteten Form der Wissensvermittlung."

Die BSV ist die gesetzlich gewählte Vertretung der österreichischen Schülerinnen und Schüler. Sie besteht aus 27 Landesschulsprechern und zwei Sprechern der Zentrallehranstalten.

explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).