Kritik an Polizei

Indien: Freund der Vergewaltigten erhebt Vorwürfe

Ausland
05.01.2013 15:31
Nach einem Interview mit dem Freund (Bild) der nach einer Vergewaltigung verstorbenen 23-jährigen Inderin hat die Polizei Ermittlungen gegen den TV-Sender eingeleitet. Es werde geprüft, ob das Interview zur namentlichen Identifizierung des Opfers führe, was strafrechtlich verboten sei, so ein Polizeisprecher. In der Öffentlichkeit dürfte man sich unterdessen aber mehr mit den Aussagen des Mannes beschäftigen - denn er warf der Polizei Versagen vor. Die Polizei wies die Vorwürfe zurück. Indes offenbarte die Staatsanwaltschaft zu Prozessbeginn am Samstag erdrückende Beweise gegen die Täter.

In dem am Freitag ausgestrahlten Interview mit dem Hindi-sprachigen Sender Zee News hatte der Freund der 23-jährigen Inderin das schreckliche Ereignis vor drei Wochen geschildert. Die Medizinstudentin war am 16. Dezember in Neu-Delhi bei der Rückkehr von einem Kinobesuch mit ihrem Freund in einem Bus von sechs Männern vergewaltigt, mit einer Eisenstange gequält und schließlich aus dem fahrenden Bus geworfen worden. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie vor einer Woche starb.

Polizei dürfte nach Angaben des Freundes versagt haben
Ihr Freund warf der Polizei in dem Fernsehinterview vor, erst nach 45 Minuten eingetroffen zu sein. Statt sie schnell ins Krankenhaus zu bringen, hätten die Polizeibeamten zunächst diskutiert, welche Polizeiwache für das Verbrechen zuständig sei. "Sie hätten uns in diesen entscheidenden eineinhalb Stunden ins Krankenhaus bringen und Kleider geben können", sagte der Freund. "Für einen sterbenden Menschen ist jede Minute entscheidend."

In einem AFP-Interview hatte der 28-Jährige zuvor gesagt: "Die Grausamkeit, die ich gesehen habe, hätte niemand jemals sehen dürfen." Keiner sei ihnen zu Hilfe gekommen, als beide nach ihrer einstündigen Tortur verletzt auf der Straße gelegen hätten. "Ein Passant hat uns gefunden, aber meiner Freundin nicht einmal seine Jacke gegeben, wir haben auf Rettung durch die Polizei gewartet", sagte er der AFP. Außerdem sprach er auch in diesem Interview von Versäumnissen seitens der Polizei. Seine Freundin sei in eine Klinik gebracht worden, wo auf ihren mentalen Zustand keine Rücksicht genommen worden sei. "Mich haben sie wie eine Sache behandelt", sagte der Mann.

Ähnlich kritisch äußerte sich am Samstag auch der Bruder des Opfers. Seiner Meinung nach hätte das Leben seiner Schwester durch schnellere medizinische Versorgung gerettet werden können.

Polizei wies Vorwürfe zurück
Die Polizei wies die gegen sie erhobenen Vorwürfe am Samstagnachmittag zurück und betonte, dass innerhalb von vier Minuten das erste Einsatzfahrzeug die Opfer erreicht habe. Um 22.22 Uhr sei der erste Notruf eingegangen, erklärte die Polizei. Um 22.26 habe der erste Streifenwagen die Stelle erreicht, an der sich die Studentin und ihr Freund befanden. Ein zweiter Polizeiwagen sei nach fünf bis sechs Minuten eingetroffen. Nach 24 Minuten, um 22.55 Uhr, habe man das Safdarjang Spital erreicht, wie die GPS-Aufzeichnungen zeigten, so die Behörden weiter.

StA offenbarte erdrückende Beweise zu Prozessbeginn
Gegen fünf der sechs Täter war am Donnerstag Anklage erhoben worden (siehe Infobox), der Sechste soll noch minderjährig sein und könnte vor ein Jugendgericht kommen. Der Prozess gegen die erwachsenen Täter wurde am Samstag in deren Abwesenheit eröffnet - sie sollen am Montag erstmals vor Gericht erscheinen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gebe es eindeutige Beweise gegen die fünf unter Mordanklage stehenden Täter. DNA-Tests hätten ergeben, dass auf Kleidung der Angeklagten gefundenes Blut von der 23-jährigen Studentin stamme, sagte ein Staatsanwalt. Außerdem seien Besitztümer der jungen Frau und ihres Freunds bei den Männern gefunden worden.

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