Die Beratungsstelle emma hilft jungen Frauen und Mädchen bei Berufsorientierung und Jobeinstieg. Die Hürden, die ihnen in den Weg gelegt werden, müssen sie oft selbst wegräumen.
„Ich habe in einem Job gearbeitet, für den ich eine Berufsausbildung gemacht habe, war dann ein Jahr dort, und dann hat es mir gar nicht mehr gefallen“, erinnert sich Andrea H. an die Zeit vor zwei Jahren, als sie zu emma kam. Die Einrichtung von Frauen im Brennpunkt bietet Berufsberatung für junge Frauen von 15 bis 24. „Es kann um ganz unterschiedliche Fragen gehen“, erklärt dazu Beratungsleiterin Nora Resch. Die Frauen suchen (Um-)Orientierung, sind mit unterschiedlichen Hürden oder psychosozialen Problemen konfrontiert. Für H. – sie arbeitete in der Kinderbetreuung – passten hohe psychische Belastung und geringes Einkommen einfach nicht mehr zusammen.
Ich habe in meinen bisherigen Jobs vor allem erlebt, dass es viel an Führungskräften hängt, wie junge Frauen behandelt werden.
Andrea H., ehemalige Klientin der Berufsberatungsstelle emma
Hilfe bekam sie in Form von Einzelberatungen und Gruppenworkshops. „Ich habe mich in dieser Zeit sehr viel besser kennengelernt und meine Fähigkeiten entdecken können“, resümiert Andrea, „das hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben. Mittlerweile lasse ich mir nicht mehr so viel gefallen.“
Berufswahl nach Klischees anstatt nach Interessen
Genau darauf zielt emma ab: ein geschützter Rahmen, wo junge Frauen unter sich sind. Denn am Arbeits- und Bildungsplatz erleben sie nach wie vor Diskriminierung, Sexismus, Gewalt.
Und die Probleme beginnen schon davor, sagt Nora Resch: „Interessen und Fähigkeiten sind geschlechtlich zugeordnet. Oft ist die Frage nicht, was meine Interessen sind, sondern was von mir als Frau erwartet wird.“ Die Folge ist ein sehr eingeschränktes Berufsspektrum, „ganz oft verbunden mit schlechter Bezahlung, schlechtem Status, geringqualifiziertem Einstieg“.
Gleichberechtigung ist ein Thema von uns allen, ein Thema, das wir gemeinsam tragen müssen. Und auch ein Thema, das für uns alle viele Vorteile hat.
Nora Resch, Bereichsleiterin Beratung bei Frauen im Brennpunkt
Außerdem würden sich Frauen gut überlegen, ob sie wirklich in einen „Männerberuf“ einsteigen möchten. „Ihnen ist bewusst, dass sie da Sexismuserfahrungen machen werden. Möchten sie sich dem wirklich stellen?“ Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schwinge ebenfalls mit.
Gerechte Bezahlung als essenzielles Kriterium
Damit sie bei Berufswahl und -einstieg bessere Chancen haben, muss sich aus Sicht von Beraterin und Klientin einiges ändern: Es brauche Bewusstseinsbildung: „Auch junge Männer müssen sich verändern. Zum Beispiel überlegen, wie sie mit einer Kollegin in einem männerdominierten Beruf umgehen, damit sie dort gerne arbeitet.“
Andrea H. findet gerechte Bezahlung essenziell: „Dass es für alle gleich möglich ist, sich ein Leben zu leisten, und nicht ich, weil ich ein anderes Geschlecht habe, mehr arbeiten muss.“ Sie arbeitet heute als pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin in einer Apotheke – „da habe ich einen Volltreffer gemacht“, strahlt sie.
Rund 350 weitere junge Frauen hat emma in drei Jahren beraten. Der Bedarf ist groß. Ab Herbst wird daher im Unterland eine weitere Beratungsstelle öffnen.
Infos und Beratung: www.fib.at/emma
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