Spektakel in Wien

Travis Pastrana: “Action-Sports sind keine Gymnastik”

Sport
14.11.2012 16:00
Durch die Luft wirbelnde Motorräder, Skateboards und sogar Rollstühle - beim "Nitro Circus", der am 23. und 24. November erstmals in der Wiener Stadthalle Station macht, geht es um wilde Stunts und beeindruckende Performances. Gründer Travis Pastrana spricht im Interview über die Popularität der Veranstaltung, das hohe Verletzungsrisiko und die Sucht nach Extremsport.

krone.at: Travis, was kann man sich von der "Nitro Circus"-Show in Wien erwarten?
Travis Pastrana: Vieles, was wir bislang noch nie versucht haben. Es wird viel Spaß und Chaos geben. Am "Nitro Circus" nehmen die besten Sportler aus allen Bereichen des Action-Sports teil. Wir haben viele neue Konzepte geübt, und es wird auf jeden Fall ein Riesenspaß.

krone.at: Hast du dir ein spezielles Programm für die Shows vorgenommen?
Pastrana: Jedes Programm wird sehr speziell sein. Wir haben mit unseren Shows vor allem in den englischsprachigen Ländern wie den USA, Australien oder Neuseeland schon große Erfolge gefeiert. Das gibt den Jungs auch die Motivation, in Wien Dinge zu versuchen, die es nie zuvor gegeben hat.

krone.at: Fokussieren sich die Sportler darauf, neue Rekorde aufzustellen?
Pastrana: Ja und nein. Der wahre Fokus liegt darauf, Neues auszuprobieren und den Bewerb zu gewinnen. Das wird verdammt schwer, weil wir in allen Bereichen wirklich die besten und furchtlosesten Kerle ausgesucht haben. Es geht nicht nur darum, die Gegner im Bewerb zu besiegen, sondern wirklich zu den Allerbesten der Welt zu gehören. Das ist eine große Sache.

krone.at: Wie riskant sind die "Nitro Circus"-Bewerbe für die Gesundheit der Teilnehmer?
Pastrana: Natürlich sehr riskant, aber wir haben wirklich alles unternommen, damit die Sprünge und Landungen so sicher wie nur möglich ablaufen. Die Fahrer haben auch eine spezielle Hartplastikschiene auf ihren Daumen, der schwere Verletzungen vermeiden soll. Das ist natürlich keine Garantie, dass nichts passieren wird, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen einem gebrochenen und einem gequetschten Finger. Das Ziel ist, dass die gesamte Crew möglichst unverletzt bleibt.

krone.at: Auf eurer letzten Tour durch Australien und Neuseeland habt ihr mehr als 450.000 Tickets verkauft. Hat diese Popularität auch ein Ablaufdatum?
Pastrana: Solange die Jungs all ihre Energie für die Shows freisetzen, werden das auch die Zuseher honorieren. Es ist wichtig, dass kein Teilnehmer denkt: "Oh, ich bin jetzt gut genug und brauche niemandem mehr etwas zu beweisen." Action-Sportarten sind nicht wie Gymnastik. Es geht nicht darum, dieselbe Figur zu verbessern, sondern darum, etwas noch nie Dagewesenes zu zeigen, die Leute völlig um den Verstand zu bringen. Du kannst es nicht verstehen, bevor du es nicht gesehen hast. Wenn du eine "Nitro Circus"-Show verlässt, bist du inspiriert, du hast Schmetterlinge im Bauch und ein Grinsen im Gesicht. Du willst dann dieselben Dinge ausprobieren. Aber das empfehlen wir natürlich nicht (lacht). Es herrscht einfach eine coole Atmosphäre und ich denke, solange wir uns selbst inspirieren und uns pushen, wird genau diese Energie auch auf die Zuseher übergehen.

krone.at: Warum hat es so lange gedauert, bis ihr nach Europa gekommen seid?
Pastrana: Es hat sich nie so richtig ergeben. Aber das Gute an unserer Show ist ja, dass du kein Wort Englisch zu sprechen brauchst und trotzdem verstehen wirst, worum es hier geht. Wir machen das, um damit die ganze Welt zu erfreuen. Schön, dass es jetzt auch endlich mit Europa geklappt hat.

krone.at: Vor sechs Jahren warst du der Erste, der auf einer Motocross-Maschine bei den "X-Games" einen Double-Backflip zustande gebracht hat. Wie viel Zeit hast du damals investiert, um so weit zu kommen?
Pastrana: Zwei Jahre. Ich habe am Trampolin begonnen und mich dann zu immer größeren Motorrädern gesteigert. 2006 kam es dann zu einem Wettkampf. Du weißt natürlich im Vorfeld, was alles passieren kann, dass du auch im Rollstuhl landen und gelähmt sein kannst. Umso schöner war natürlich das Gefühl, es geschafft zu haben.

krone.at: Heuer hast du deiner Freundin und Skateboarderin Lyn-Z Adams Hawkins während einer "Nitro Circus"-Show einen Heiratsantrag gemacht. Ist das so etwas wie "Extreme Romantik"?
Pastrana:(lacht) Das hast du schön gesagt. Man kennt solche Aktionen ja schon von Football-Spielen. Bei dieser Show waren alle unsere Familien anwesend und ich dachte dann nur mehr: "Okay, einen besseren Zeitpunkt kann es nicht mehr geben." Es hat einfach niemand gewusst, was da jetzt abgeht, alle waren überrascht. Sie hat dann aber zum Glück "Ja" gesagt und alles lief gut.

krone.at: Hast du dir in deiner Karriere schon richtig schwere Verletzungen zugezogen?
Pastrana: Klar, ich habe mich öfter verletzt als die meisten. Für mich ist dieser Extremsport alles - und jeder muss für sich abschätzen, wie weit er gehen kann und will. Ich habe mir schon sehr viele Verletzungen an beiden Beinen zugezogen und wurde vor Kurzem an der Schulter operiert. Die schlimmste Verletzung erlitt ich definitiv als 14-Jähriger. Ich stürzte mit meiner Motocross-Maschine so schwer, dass sich die Wirbelsäule vom Becken trennte. Damals saß ich drei Monate im Rollstuhl.

krone.at: Wann hast du deine Liebe zu Extremsportarten entdeckt?
Pastrana: Ich begann bereits als Vierjähriger, mit kleinen Motorrädern herumzufahren. Ich war immer das Kind, das den langen Weg genommen hat, um dann den großen Sprung zu machen. Ich bin auch oft außerhalb der regulären Strecke gestartet, um noch mehr Geschwindigkeit für den bevorstehenden Sprung zu bekommen.

krone.at: Gibt es Stunts, die dir Angst machen? Stunts, die du niemals machen würdest?
Pastrana: Jeder Stunt, auf den du nicht vorbereitet bist, den du nicht geübt hast, ist gefährlich und ängstigt dich. Es ist völlig egal, wie simpel oder schwierig ein Stunt ist - du musst dir der Risiken bewusst sein. Wenn sie zu groß sind, dann lass es lieber bleiben (lacht).

krone.at: Hättest du Kinder, die in deine Fußstapfen treten möchten, was würdest du ihnen sagen?
Pastrana: Ich würde ihnen wohl lieber einen Tennisschläger in die Hand drücken, aber wenn sie unbedingt das Gleiche machen wollen wie ihr alter Herr, würde ich sie natürlich unterstützen (lacht).

krone.at: Was war das Verrückteste, das du je gemacht hast?
Pastrana: Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich würde sagen Basejumping. Ich bin nicht wirklich gut darin, und wenn du es vergeigst, dann stirbst du (lacht). Ich bin mit einem Freund von einer Klippe gesprungen. Er hatte die komplette Ausrüstung an und ich so gut wie gar nichts. Als wir dem Wasser näher kamen, sagte er, ich solle abspringen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Aufprall auf dem Wasser mit so viel Geschwindigkeit stattfinden würde. Das war für mich persönlich das Worst-Case-Szenario.

krone.at: Gibt es auch Momente in deinem Leben, wo du es mal etwas ruhiger angehst? Zum Beispiel Gärtnern?
Pastrana:(lacht) Gärtnern jedenfalls nicht. Meine Interessen haben alle mit Sport zu tun. Es ist ungemein wichtig, immer fit zu sein. Ich fahre sehr gerne mit dem Rad. Wenn ich frei habe, liebe ich es, frühmorgens aufzustehen und dann an die 60 Meilen mit dem Rad zu fahren.

krone.at: Du fährst auch gerne mit schnellen Autos, was du in der NASCAR-Serie und bei Rallyes schon oft bewiesen hast. Welchen Sport bevorzugst du?
Pastrana: Rallyefahren ist möglicherweise das Aufregendste, das du machen kannst. Es geht stark um Teamwork mit deinem Co-Piloten, und du weißt nie, was hinter der nächsten Ecke lauert. Es geht um gegenseitiges Vertrauen, und das finde ich großartig. Aber für mich ist die NASCAR-Serie zurzeit interessanter. Ich will mich dort verbessern und dazulernen.

krone.at: Spuken dir bereits weitere verrückte Pläne für die Zukunft durch den Kopf?
Pastrana: Es gibt noch so viweiterentwickeln. Dort liegt wohl mein Hauptaugenmerk für die Zukunft. Es muss nicht immer um den höchsten und weitesten Sprung gehen. Wichtig ist eben auch, die Technik der Fahrer zu perfektionieren. In diesem Bereich gibt es noch genug zu tun.

krone.at: Bis du vielleicht selbst einmal aus der Stratosphäre springst, so wie Felix Baumgartner?
Pastrana: Das war einfach der Wahnsinn. Felix war der perfekte Beleg dafür, sich ein Ziel zu setzen und alles dafür zu tun, um es zu verwirklichen. Ich meine, die Jungs haben mehr als drei Jahre lang nur am Raumanzug gearbeitet. Allein schon die ganze Arbeit, die dahintersteckt, verdient höchsten Respekt. Und Red Bull hat dieses Vorhaben als Sponsor die ganze Zeit unterstützt. Einfach großartig.

krone.at: Könntest du dir vorstellen, irgendwann mal ein Leben mit normaler Routine zu starten?
Pastrana: Ich könnte es mir vorstellen, aber da müsste etwas passieren, das meine Passion für den Extremsport überragt. Kinder könnten diese neue Passion sein, aber das weiß ich ja jetzt noch nicht (lacht).

Der "Nitro Circus" macht am 23. und 24. November in der Wiener Stadthalle Station. Es gibt noch wenige Restkarten für den 23. November unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop. "Krone BonusCard"-Besitzer bekommen sieben Euro Ermäßigung (siehe Infobox).

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(Bild: KMM)



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