Propaganda-Bomben

Ex-Mitarbeiter Assads: Regime inszeniert Attentate

Ausland
08.10.2012 11:13
Ein syrischer Ex-Regierungsmitarbeiter, der bis September in der Propaganda-Abteilung des Assad-Regimes stationiert war, packt nach seiner Flucht über inszenierte Terroranschläge und angebliche Exilpläne von Machthaber Bashar al-Assad nach Russland aus. Er habe geholfen, bei Dutzenden Bombenattentaten durch den syrischen Geheimdienst die Schuld auf die Rebellen zu schieben und diese als Terroranschläge medial zu inszenieren, berichtet Abdullah al-Omar dem Sender Al-Jazeera.

Al-Jazeera traf den Dissidenten im südtürkischen Antakya. Er habe für das Assad-Regime seit Beginn des Konflikts massiv Propaganda gemacht und zuletzt Bombenanschläge, die vom syrischen Geheimdienst verübt wurden, der Opposition angehängt, schildert al-Omar in dem Interview. Tagtäglich hätten er und seine Mitarbeiter für Assad das Volk belogen und in die Irre geführt.

Explosionsorte mit Leichen "dekoriert"
Sein Büro habe Stunden im Vorhinein von jeder Explosion gewusst und Videoteams organisiert, um das Geschehen festzuhalten. "Man hat alles danach aussehen lassen, als hätten Terroristen ein Attentat verübt", schildert al-Omar. Als "Dekoration" seien echte Leichen von Regierungssoldaten verwendet worden. Das Filmmaterial sei danach an regimetreue Medien vergeben worden.

Ein Anschlag im Juli, bei dem hochrangige Sicherheitsbeamte des Regimes starben, sei jedoch tatsächlich von oppositionellen Kräften durchgeführt worden - allerdings mit Unterstützung übergelaufener Regierungsmitarbeiter. Laut al-Omar entgingen mehrere Regierungsmitglieder sowie Assad selbst dem Anschlag nur knapp.

300 Wohnungen für Assads Sippe in Russland?
Assad wisse, dass er nicht an der Macht bleiben könne, behauptet al-Omar. Deshalb wolle er nach Russland fliehen, wo bereits rund 300 Wohnungen für ihn und seine Familie vorbereitet würden. Sobald Assad international Straffreiheit garantiert werde, werde er sich nach Russland absetzen.

Al-Omar gibt zu, das Regime einmal "geliebt" zu haben. Angesichts der Gräueltaten halte er Assad aber mittlerweile für einen Verbrecher. In den Monaten vor seiner Flucht hätten er und seine Kollegen alle Energie dafür aufgewandt, um ihre Abneigung dem Regime gegenüber zu verbergen. Assad schrecke auch nicht vor Mord in den eigenen Reihen zurück.

Zuletzt hatte der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi vor Fehleinschätzungen in Bezug auf Assads angebliche Fluchtgedanken gewarnt. "Assad glaubt an seinen Sieg, er zeigt sich überzeugt, die Auseinandersetzung in Syrien militärisch gewinnen zu können", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Der Iran ist einer der wichtigsten Verbündeten Syriens, hat dem Assad-Regime aber vergangene Woche zu verstehen gegeben, dass die Unterstützung bei anhaltender Gewalt gegen das eigene Volk ende.

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