Nach 237 Jahren kommt Antonio Salieris komische Oper „Kublai Khan“ erstmals auf die Bühne. Das Theater an der Wien zeigt ab Freitag, ob sich das Warten gelohnt hat.
Man merkt, dass Antonio Salieri ein absoluter Unterhaltungs- und Theaterprofi ist„, sagt Martin G. Berger. Der Deutsche hat in Wien 2019 schon „Powder Her Face“ von Thomas Adès erfolgreich für die Volksoper inszeniert. Für die letzte Produktion im Theater an der Wien-Ausweichquartier im MQ bringt er „Kublai Khan“ auf die Bühne. Eine Ausgrabung, die Salieri-Spezialist und Dirigent Christophe Rousset ausgesucht hat.
Natürlich liegt bei Salieri der Vergleich mit Mozart nahe. An dessen Genie kommt aber ohnehin niemand heran. Dennoch ist „Kublai Khan“ „eine gut geschriebene Komödie“, unkonventionell, „sehr theatralisch und aufführungswert“, so Berger. Eine bissige Parodie auf Russland, der dann die Umstände 1787 die Uraufführung verhaut haben. Nachdem Joseph II. die Russen als Verbündete im „Türkenkrieg“ (1787-1792) brauchte, wurde das Stück verboten. War politisch nicht mehr opportun.
Von politischer Korrektheit handelt quasi auch die Oper. Wenn „zwei Europäer einem Asiaten erklären, dass seine Kultur doof ist“, ergibt das einen Plot, den man 2024 nicht einfach so erzählen kann, sagt Berger.
Er hat daher Maestro Salieri himself auf die Bühne gebeten, wo dieser seine Opern-Figuren wieder trifft. Allerdings in modernem Gewand: „Tatare“-Herrscher Kublai Khan ist zum CEO eines maroden Süßwarenkonzerns, mit „Salieri“-Kugeln im Sortiment, mutiert. Die ihn belehrenden Europäer kommen jetzt von der Beratungsagentur. Auch die bengalische Prinzessin, die zwecks Machterweiterung mit dem Sohn des Khan verheiratet werden sollte, hat sich verändert: Sie tritt als russische Mitarbeiterin für den europäischen Markt des chinesischen Zuckerlkonzerns ALZIMA auf.
Sohnemann Lipi, der ohnehin nicht ans Heiraten denkt, ist absolut „kein CEO-Material“. Er ist in die große Stadt gegangen und „führt jetzt ein sehr buntes Leben. Inspiriert davon, dass er ein Mann ist, der von einer Frau gesungen wird, also eine Figur, die geschlechtsunspezifisch ist. So hat sich das der konservative Papa nicht vorgestellt“, verrät Berger.
Er switcht in seiner Inszenierung durch die Zeitebenen, zwischen Barock und Heute: „Wir setzen 1887 in dicke Anführungszeichen, spielen mit dem Original und den Theaterstilen. Die Bühne gehört allen!"
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