Hitzige Debatten

Nordumfahrung Schützen bleibt weiterhin umstritten

Burgenland
07.03.2024 11:00

Hitzige Debatten wurden vor der Errichtung der Nordumfahrung Schützen geführt. Auf das Thema reagieren Einwohner und andere Gemeinden auch knapp 10 Jahre später noch sensibel. 

Die Eröffnung für den Westabschnitt der Schnellstraße S7 im Landessüden findet am 22. März statt. Das Bauprojekt wurde anfangs heftig kritisiert. Ähnlich verhielt es sich einst auch bei der Nordumfahrung Schützen.

Volksbefragung als Startschuss für hitzige Debatten
Die turbolente Geschichte der Umfahrung reicht bis ins Jahr 1998 zurück. Im Auftrag des Landes wurde dann im Jahr 2001 eine Volksbefragung in den Gemeinden Schützen bis Parndorf durchgeführt. Eine Nord- oder eine Südvariante standen zur Auswahl - der Startschuss für viele hitzige Debatten. Lediglich Schützen stimmte für eine Umfahrung. Begründung: 2001 rasten 13.000 Fahrzeuge durch die Ortschaft, an Spitzentagen sogar 18.400 Pkws. Eine Situation die für die Einwohner, die entlang der B50 wohnten nicht länger tragbar war. „Die Umfahrung soll zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen“, so der damalige Landeshauptmann Hans Niessl und Alt-Bürgermeister Walter Hofherr.

Enteignungen und Streitigkeiten unter Einwohnern
Von dem Großprojekt waren nicht alle überzeugt. Es kam zu Enteignungen von Grundbesitzern und zu Streitigkeiten unter den Einwohnern. „Die Umfahrung hat das Dorf entzweit“, so Sprecherin der Bürgerinitiative Bibi Watzek. Auch die Gemüter in den Nachbarortschaften waren erhitzt. Aufgrund des großen Widerstandes wurde die Schnellstraße nicht ausgebaut. Schützen erhielt seine Nordumfahrung, die im Dezember 2014 eröffnet wurde.

Stimmung in Schützen wieder harmonisch
10 Jahre später scheint die Stimmung in Schützen wieder harmonisch zu sein. Die „emotionalen Gräben“ sind kaum noch spürbar. Die Schützner sind froh, dass die vom Verkehr geplagte Ortschaft, durch die Umfahrung entlastet wurde. „Aus meiner Sicht war die Entscheidung, eine Umfahrungsstraße zu bauen, die Richtige. Den Weg bis zur Entscheidung würde ich rückblickend anders beschreiten“, so Bürgermeister Roman Zehetbauer. Über Aussagen wie „Schützen ist ein Geisterdorf“ oder „die Ortschaft ist tot“ kann der Bürgermeister nur schmunzeln: „Schützen ist keine klassische Tourismusgemeinde, die den Verkehr braucht. Die betriebliche Struktur hat sich nicht wesentlich geändert.“ Bibi Watzek kontert: „Das Landschaftsbild ist zerschnitten. Eine eingebettete Straße wäre ideal gewesen.“

Gutes Verhältnis zwischen den Ortschaften
Auch wenn das Verhältnis zwischen den Ortschaften heute nicht besser sein könnte, so hinterlässt die Umfahrung immer noch einen bitteren Beigeschmack. „Die Befürchtung war groß, dass die Umfahrung ausgeweitet wird. Bei uns hat es zwei Möglichkeiten gegeben. Unten entlang der Bahnlinie und oben am Waldrand. Beide wurden abgelehnt. Und das bereuen wir nicht“, erklärt Breitenbrunns Bürgermeister Helmut Hareter. Richard Hermann, seinerzeit Bürgermeister in Purbach, ergänzt: „Mit der Umfahrung bis nach Parndorf wäre das eine Transitstrecke geworden. Eine katastrophale Vorstellung.“

Maßnahmen für umweltfreundliche Entwicklung
Auch Donnerskirchens Bürgermeister Johannes Mezgolits sagt dazu: „ Rückblickend betrachtet war die Entscheidung, keine Umfahrung in Donnerskirchen zuzulassen, absolut richtig. Die damalige Entscheidung würde heute vermutlich noch deutlicher ausfallen. Die Fortschritte in der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur, wie die Elektrifizierung der Raaberbahn, der Umbau der Park and Ride Anlage im Zusammenspiel mit dem Klimaticket, sowie das verstärkte Umweltbewusstsein und die Naturschutzmaßnahmen der Gemeindeverwaltung, haben maßgeblich zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Entwicklung beigetragen.“ Nachdem die Gemeinde Winden die kürzeste Durchzugsstrecke hat, hätte sich laut Bürgermeister Erwin Preiner eine Umfahrung gar nicht ausgezahlt. „Aber für Schützen war es sicherlicht die beste Lösung“, meint Preiner.

Eine Ausweitung der Schnellstraße ist, laut Referatsleiter für Straßenbau Gerhard Navratil, in den nächsten Jahren nicht geplant. Die übrigen Gemeinden können also aufatmen.

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