Steirer bei der EM

Tricksereien? „Der Verband ist nun viel strikter!“

Steiermark
05.03.2024 18:00

Die steirischen Eisschützen greifen in Waldkraiburg ab Mittwoch ins EM-Geschehen ein. Bei der Medaillenjagd ist das Material ein mitentscheidender Faktor. Die „Krone“ besuchte Hersteller „Ladler“ und ließ sich alles genau erklären. Und durfte auch einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Stock heil! Ab Mittwoch Vormittag geht es im deutschen Waldkraiburg bei der Eisstocksport-Europameisterschaft rund. Die Österreicher zählen dabei zum engsten Favoritenkreis. Schon am Dienstag mussten die Sportler die erste Hürde nehmen: die Materialkontrolle. Philipp Ladler, in dritter Generation Chef beim gleichnamigen Hersteller, erklärte der „Krone“ die wichtigsten Dinge, die man über das Material wissen muss.

Das wird geprüft: Es gibt ein Regelbuch für den Sport, aber auch für das Material, wo alles genau festgelegt ist. Jedes Maß ist genormt. Etwa das Gewicht, die Durchmesser innen und außen, die Abstände, die Härte vom Kunststoff oder die Geometrie bei den Platten. Beim Stock selbst wie gerade er sein muss, die Schräge oder auch die Toleranzgrenzen. Beim Stiel wird etwa die Schwerpunktverteilung überprüft. 

Mario Weingartmann hat eine EM-Medaille im Visier. (Bild: GEPA pictures)
Mario Weingartmann hat eine EM-Medaille im Visier.

So wird getrickst: Bei den Platten machen weniger die Hersteller etwas falsch, als die Spieler selbst, die daran Dinge verändern. Das ist wie Doping bei Sportlern. Man kann auf Eis etwa so manipulieren, dass sich der Stock am Eis festsaugt. Dann kannst du ihn nicht mehr rausschießen. Der Verband ist, Gott sei Dank, aber viel strikter geworden. Tricksereien sind extrem stark zurückgegangen. 

Das ganze Material ist genau genormt. (Bild: Michael Gratzer)
Das ganze Material ist genau genormt.

Die Unterschiede beim Material: Es ist genau vorgeschrieben, welche Materialien wie verwendet werden dürfen. Die Krux ist, wie du es verarbeitest.  Es ist ein Zusammenspiel aus Stiel, Stock und Platte. Beim Stiel gibt es an die 700 Varianten, was Länge, Griffe und deren Beläge angeht. Bei den Platten gibt es im Winter 14 verschiedene Farben (Anm.: Geschwindigkeitsabstufungen), im Sommer elf. Beim Nationalteam wissen wir genau, was jeder Spieler braucht - darauf stimmen wir dann alles ab.

Alfred Kopp ist der Geschäftspartner von Philipp Ladler und hat alles genau im Blick. (Bild: Michael Gratzer)
Alfred Kopp ist der Geschäftspartner von Philipp Ladler und hat alles genau im Blick.

Die Herstellung: Pro Jahr verkaufen wir so zwischen 10.000 und 15.000 Platten, wir haben diese auch immer lagernd. Stöcke und Stiele fertigen wir nur auf Bestellung an. Pro Stock sind es rund 15 bis 20 Arbeitsstunden vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt, bei der Platte zirka drei bis vier. Es ist eine Mischung aus Handarbeit und maschineller Arbeit. Ich würde uns als Manufaktur bezeichnen, in der viel mit Handarbeit gemacht wird. Für ein Fließband bräuchten wir den hundertfachen Output. Daher können wir auch nicht so günstig produzieren.

Die Kosten: Eine Platte kostet je nach Modell um die 80 Euro. Der Stock selbst zwischen 310 und 350 Euro und beim Stiel bewegen wir uns zwischen 70 und 140 Euro - je nach Komplexität. Dazu kommt noch die Abgabe an den internationalen Verband IFI, der sich dadurch finanziert: 30 Euro pro Stock zusätzlich, bei einer Platte sind es sechs Euro. Man hat einmalig Kosten, danach gibt es nur noch den Mitgliedsbeitrag an den Verein.

Die Steirer bei der EM

Jacqueline Klammler (ESV Union Passail)
Marion Peinhaupt (ESV Großfeistritz)
Stefan Gamper (EV Ladler Tal Leoben)
Martin Laffer (RSU Leitersdorf im Raabtal)
Stefan Schwarzl (ESV Krottendorf)
Mario Weingartmann (SSV ASKÖ Weiz Nord)
Markus Rothberger (NÖ, EV Ladler Tal Leoben)

So viel Material hat ein Spieler dabei: Als Team darfst du in einem Spiel mit sechs Kehren zwölf Platten haben: vier am Stock und acht im Tragerl. Jeder Spieler hat in seiner Tasche ungefähr 15 bis 20 Platten mit. Nach dem Einschießen sieht er dann, welche er braucht. Zwischen Spielen darf im Tragerl getauscht werden, falls das Eis etwa schneller wird.

So lange hält das Material: Mit einem Stock kann man prinzipiell ewig spielen. Irgendwann wird er aber ausgeschlagen, trotzdem fällt er nicht auseinander. Auf höchstem Niveau tauschen ihn die Herren aber alle ein bis zwei Jahre, um ihn voll auszureizen. Bei den Damen etwas später, denn da hast du nicht solche Krafteinwirkungen. Und ein Stiel hält ewig, da wechselt man nur das Griffband. Bei den Platten sind es ungefähr zwei Saisonen, in denen sie ihr volles Potenzial haben.

Philipp Ladler führt den Familienbetrieb und Marktführer bereits in dritter Generation. (Bild: Michael Gratzer)
Philipp Ladler führt den Familienbetrieb und Marktführer bereits in dritter Generation.

Die Zukunft im Stocksport: Länder wie Brasilien bekommen das Material vom internationalen Verband gestellt. Sie schießen nur auf Asphalt, nie auf Eis. Dennoch konzentrieren sie sich aufs Eisschießen, weil die Hoffnung auf Olympia größer ist. Die Zukunft liegt aber sicher im Sommersport. Vor 15 bis 20 Jahren waren wir ein Saisonsport, haben viele auf den gefrorenen Teichen geschossen. Eisschießen in der Halle kostet Geld und du hast immer fixe Zeiten. Auf die Sommerbahnen (Anm.: Asphalt, Pflastertseine) gehst du, wenn du Lust hast.

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