Wie berichtet, soll das Burgenland, zumindest wenn es nach den Plänen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil geht, wieder ein eigenständiges Standbein auf dem Molkerei-Sektor bekommen. Milchbetriebe finden Gefallen am Vorhaben, die Opposition übt hingegen Kritik.
Eisenkopf begrüßt Vorstoß, Opposition übt Kritik
„Mit der Burgenland-Molkerei sollen fixe Absatzmöglichkeiten und Preisstabilität für Milchviehbetriebe garantiert und vor allem neue Bio-Anreize geschaffen werden“, begrüßt auch Agrarreferentin Astrid Eisenkopf das Vorhaben. Bei der Opposition stößt der Plan auf wenig Freude. Während ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas von einer „konzeptlosen Einkaufstour“ spricht und einen weiteren Anstieg der Schulden befürchtet, kritisiert FPÖ-Obmann Alexander Petschnig das Projekt „millionenteure Molkerei“ und sieht auch die Größenordnung von 500.000 Liter Milch pro Jahr als „lächerlich“ an. Auch die Grünen sehen keine Notwendigkeit am Vorhaben.
Aus der Sicht eines betroffenen Milchproduzenten
Einen anderen Blickwinkel liefert Milchbauer Hansjörg Schrammel aus Bildein, der bis 2022 einer der größten Bio-Milchproduzenten in Österreich war, dann aber nach 29 Jahren auf konventionellen Betrieb umstellte. Auslöser dafür, eine EU-Verordnung, die besagt, dass Tiere während der Weidesaison auf der Weide stehen müssen. „Aufgrund der strukturellen Gegebenheiten - wenig Niederschlag und fehlende Futtergrundlage - war es nicht länger möglich, biologisch zu produzieren“, sagt Schrammel. Grundsätzlich sehe er die Molkerei-Pläne positiv, denn damit „werden Produktion und Verarbeitung in der Region gestärkt. Die Veredelung von Produkten bedeutet auch mehr Wertschöpfung, schafft Arbeitsplätze und bringt größere Einkommen für Bauern.“ Chancen im Doskozil-Vorstoß sieht der Landwirt auch darin, dass sowohl auf Landes-, als auch auf Bundesebene Bewegung in die Causa rund um die EU-Verordnung kommt. Eine Frage bleibe für ihn aber offen, nämlich, ob die Attraktivität von Bioprodukten dadurch gesteigert wird.
Zwei Standorte für Burgenland-Molkerei
Für den Absatz oder die Weiterverarbeitung ihrer Produkte sind burgenländische Milchbauern auf Molkereien in der Steiermark beziehungsweise in Niederösterreich angewiesen. Dort findet die Verarbeitung der Rohmilch statt, die dann wieder als Milch oder Verarbeitungsware ins Burgenland zurückkommt. Das soll sich, wenn es nach den Plänen von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil geht, jetzt aber ändern: Aktuell arbeitet man mit Experten an einem Modell für eine eigenständige Bio-Molkerei im Burgenland. Konkret soll die „Burgenland-Molkerei“ in einem ersten Schritt die Verarbeitung von rund 500.000 Kilo Rohmilch für den Bedarf in den landeseigenen und landesnahen Küchen abdecken. Dafür sind zwei Standorte geplant: Im Mittelburgenland soll in Kooperation mit Milchbauern eine Bio-Molkerei entstehen, in der Landwirtschaftlichen Fachschule Güssing soll die Milch weiterverarbeitet werden - mit dem Schwerpunkt auf eine Schaukäserei.
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