Schließungswelle

Wirtshaus-Sterben setzt auch den Brauereien zu

Wirtschaft
19.02.2024 13:57

Jeden zweiten Tag hieß es 2023 für ein Wirtshaus: „Sperrstund is‘“ - und zwar für immer. Vor allem Lokale, in denen Gäste viel Bier trinken, müssen schließen. Das setzt auch den Brauereien zu, die aufgrund der Inflation unter Druck stehen und 2023 weniger Bier verkauften, allerdings im Vergleich zu einem Ausnahmejahr 2022, wie die Branche betont.

„Ein Rückgang von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist ein solides Ergebnis. Denn im Vorjahr gab es starke Einmaleffekte“, betont Karl Schwarz, Obmann des Brauereiverbands. Knapp unter zehn Millionen Hektoliter Bier wurden produziert. Die Inflation drücke zudem auf die Kauflaune. Zuletzt kündigten mehrere Brauereien erneut Preiserhöhungen an. Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal sind derzeit hoch.

2000 weniger Bierlokale als vor zehn Jahren
Beim Fassbier ging die Menge um zwei Prozent zurück. „Der Strukturwandel in der Gastronomie bereitet unserer Branche Sorge und Kopfzerbrechen“, bedauert der Brauerei-Obmann. So gibt es heute um 2000 weniger Bierlokale und Pubs als vor zehn Jahren, um rund ein Drittel weniger. Vor allem am Land geht das Wirtshaussterben voran. Klassische „Landgasthäuser“ halten den Mix aus steigenden Kosten, kaum Personal und rückläufigen Umsätzen nicht aus. Zwar kamen 2023 auch über 100 neue Lokale dazu, allerdings in anderen Gastro-Sparten mit entsprechend weniger Bierverbrauch.

Denn Systemgastronomen sind zum Beispiel beliebt. Dort wird allerdings kaum Bier ausgeschenkt. Auch die gehobene Gastronomie läuft gegen den Trend noch relativ gut. Hier wird allerdings oft wenig Bier und mehr Wein getrunken. Doch auch dank neuer Sorten wollen die Brauereien hier noch mehr Fuß fassen und nicht nur einen „Pfiff“ als Aperitif kredenzen.

Auch in den Tourismusregionen war das Jahr 2023 zufriedenstellend. „Über das Jahr gab es sehr starke Absatzschwankungen“, sagt Schwarz. Nach einem außergewöhnlich guten ersten Quartal brach im Frühling der Konsum um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein, und konnte sich erst im zweiten Halbjahr wieder halbwegs erholen, denn in den Sommermonaten war der Bierdurst wiederum sehr hoch.

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Das klassische Landgashaus befindet sich in einem Teufelskreis aus steigenden Preisen und Kosten, verbunden mit rückläufigen Umsätzen, Personalmangel, Landflucht und überbordender Bürokratie.

(Bild: Brauereiverband/Kurt Keinrath)

Brauereien-Obmann Karl Schwarz

Ein „Zukunftsmarkt“ sei alkoholfreies Bier. Hier hat Österreich derzeit noch einen Anteil von rund drei Prozent, Ziel seien aber fünf Prozent, wo ungefähr der europäische Durchschnitt liegen dürfte. Viele Brauereien rüsten hier gerade die Produktion um, die Technologie macht Brauen von alkoholfreiem Bier immer leichter möglich.

Ob mit oder ohne Alkohol: Aufgrund der seit heuer eingeführten Mehrwegquote wurde heuer eine neue Glasflasche für 0,33l-Gebinde eingeführt. Sie ist sehr leicht und an die 0,5l-Flasche angelehnt. Ab kommenden Jahr kommt dann auch der Dosenpfand auf den Handel und die Industrie zu.

Ob Kunden in den Supermärkten dadurch zu mehr Glas anstatt Alu greifen werden, sei die „Preisfrage“ und noch nicht absehbar, so Schwarz: „In Deutschland konnten wir beobachten, dass der Dosenabsatz nach der Einführung stark zurückging, sich dann aber wieder auf das Niveau davor erholte.“

Brauereien wollen höheren Flaschenpfand
25 Cent soll das Pfand in Österreich dann beantragen. Bei Flaschen sind es derzeit 9 Cent. Die Branche appelliert aber an die Politik, diesen Pfand zu erhöhen. Denn er wurde seit Jahrzehnten nicht angerührt. Auch bei der Euro-Umstellung wurde einfach der damalige Schilling-Preis umgerechnet und gilt auch noch heute. Eine Anhebung in Richtung der 25 Cent wäre wünschenswert. Denn derzeit landen zu viele Glasflaschen im Müll.

Um den Preisauftrieb zu dämpfen, wünscht sich Schwarz eine Senkung der Biersteuer. Diese sei im internationalen Vergleich mit 24 Euro pro Hektoliter zu hoch, in Deutschland liegt sie etwa nur bei der Hälfte. „Das treibt den Bierpreis zusätzlich“, so der Obmann.

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