Einsatzkräfte des Samariterbundes in Wien - und bald auch in anderen Bundesländern - trainieren nun per Fahrsimulator genau das, was ihnen auch im Ernstfall das Leben schwer macht: das Reagieren auf andere Verkehrsteilnehmer, die sich nicht an die Regeln halten.
Von einem Fahrsimulator spricht Computer-Experte Eckhart Müller gar nicht so gern, obwohl alles da ist: der komplette Führerstand eines Rettungsautos, ein 180-Grad-Blick dank dreier Monitore, ein Lenkrad, das auf die Fahrweise reagiert - und natürlich Tasten für Blaulicht und Folgetonhorn und die Aufgabe, schnell und sicher an den Einsatzort zu kommen.
Premiere in Österreich
Für Müller und den Samariterbund, der das deutsche System als erste österreichische Blaulichtorganisation mithilfe der Wiener Städtischen Versicherung um 150.000 Euro angeschafft hat, geht es weniger um die Simulation des Fahrens, sondern um die Simulation des Verkehrs. Man könne und wolle Fahrsicherheitstrainings gar keine Konkurrenz machen, so Müller: „Hier geht es nicht um Fahrphysik.“
Teenager von links, Verkehrsrowdy von rechts
In der Simulation schlendern Teenager mit Kopfhörern auf die Straße, weil sie das Folgetonhorn nicht hören, pfeifen ignorante Autofahrer auf das Blaulicht und bleiben andere aus Panik mitten auf der Fahrbahn stehen, kurz: „Da kommt man ins Schwitzen, die Leute haben beim Training ordentlich Puls.“ Ungefähr die Hälfte der virtuellen anderen Verkehrsteilnehmer ist auf regelkonformes Verhalten programmiert, die andere Hälfte als „Bösewichte“.
Simulator geht auf Tour in ganz Österreich
Die Ausnahmesituationen sollen den Fahrern durch das Training so sehr in Fleisch und Blut übergehen, dass umso mehr Aufmerksamkeit für den Einsatz übrig bleibt - und das nicht nur in Wien: Der Simulator ist in einem Pkw-Anhänger installiert, der in ganz Österreich zum Einsatz kommen wird. Gerade für kleinere Stützpunkte ist der Simulator auch organisatorisch eine Erleichterung: Fahrsicherheitstrainings in Mannschaftsstärke sind oft schwer zu organisieren, weil dann nicht genug Mitarbeiter in Einsatzstärke verfügbar bleiben. Der Simulator hingegen wird am Stützpunkt geparkt. Falls nötig, kann das Training sofort für einen Einsatz unterbrochen werden.
Wiener-Städtische-Direktorin Doris Wendler begründet das finanzielle Engagement ihres Konzerns nicht nur mit der Hilfe für die Helfer, sondern auch aus der Erfahrung als Versicherer: Man wisse, dass Trainings, egal ob Simulatoren für Rettungsfahrer oder Fahrsicherheitstrainings für private Pkw-Lenker, bei der Vermeidung von Unfällen sehr wirksam seien - „wir kennen die Statistiken.“ Vielleicht helfe der Simulator mit seinen unberechenbaren Verkehrsteilnehmern ja sogar ein wenig, den Gedanken zu stärken, dass es „uns alle gemeinsam braucht“, damit Helfer ihre Arbeit tun können.
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