Nach Migranten-Rettung

Italien setzt NGO-Schiff Open Arms in Hafen fest

Ausland
21.01.2024 16:52

Das spanische Rettungsschiff Open Arms ist am Samstagabend mit 57 Migranten im süditalienischen Hafen Crotone angekommen und festgesetzt worden. Die Crew wird von Italiens Behörden beschuldigt, ein libysches Patrouillenboot bei der Rettung von Migranten behindert und Anweisungen von Italiens Koordinationsstelle für Seenotrettung missachtet zu haben.

Aus diesem Grund wurde eine 20 Tage lange Festsetzung des Schiffes verhängt. Die spanische NGO Open Arms muss eine Geldstrafe von 10.000 Euro zahlen, teilten die italienischen Behörden in der Nacht auf Sonntag mit. Die Maßnahmen wurden nach Kontrollen der italienischen Küstenwache und der Polizei ergriffen. Der Schiffskapitän und die Besatzung des Schiffes wurden sechs Stunden lang befragt. Die NGO wehrte sich gegen die Vorwürfe und erklärte, die Maßnahmen seien völlig ungerechtfertigt.

Auch Minderjährige an Bord
An Bord der Open Arms befanden sich hauptsächlich Syrer und Pakistaner. Auch fünf Minderjährige waren an Bord des Schiffes. Nach Abschluss der Identifizierungsmaßnahmen wurden die Migranten in ein Aufnahmezentrum gebracht.

Zivile Seenotretter sind der rechtsnationalen italienischen Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein Dorn im Auge. Vergangenes Jahr hatte sie mit einem neuen Gesetz das Vorgehen gegen die im Mittelmeer aktiven NGOs massiv verschärft. Bei angeblichen Verstößen sieht es Festsetzungen sowie Geldstrafen vor. Hilfsorganisationen kritisieren wiederum immer wieder, dass sie an der Rettung von Menschen in Seenot gehindert werden.

Migranten aus Holzboot gerettet
Unterdessen ist das NGO-Schiff Humanity 1 mit 126 geretteten Migranten in Richtung Süditalien unterwegs. Die Migranten befanden sich an Bord eines überfüllten doppelstöckigen Holzbootes 100 Seemeilen vor der libyschen Küste in maltesischen Gewässern, als sie von der Crew der Humanity 1 gerettet wurden. An Bord waren neun Frauen und etwa 30 Minderjährige. „Viele der Überlebenden, die jetzt von der Besatzung an Bord notversorgt werden, leiden an Dehydrierung, Unterkühlung und Erschöpfung und sind sehr schwach“, teilte die deutsche NGO SOS Humanity mit.

Italiens Regierungschefin Meloni geht gegen zivilen Seenotrettungsmissionen vor.
Italiens Regierungschefin Meloni geht gegen zivilen Seenotrettungsmissionen vor.(Bild: AFP)

Seit Anfang 2024 sind 916 Migranten nach Überfahrt des Mittelmeers in Italien eingetroffen, teilte das Innenministerium in Rom mit. Im Vergleichszeitraum 2023 waren es 3862 gewesen. Mehr als 150.000 Migranten sind im Gesamtjahr 2023 in Italien eingetroffen. Melonis Regierung bemüht sich, die Migrationsströme durch Abkommen mit Herkunftsländern wie Tunesien oder Ägypten einzudämmen. Auch mit der Türkei will man einen Deal abschließen (siehe Video oben).

Flüchtlingsboot in der Ägäis gekentert
Wie gefährlich die Überfahrt in kaum seetüchtigen Wasserfahrzeugen für Flüchtlinge ist, zeigt das jüngste Beispiel aus Griechenland: Dort kenterte ein Schlauchboot mit mehr als 20 Menschen an Bord in der Ägäis. Laut griechischer Küstenwache werden seit Samstag mindestens vier Personen vermisst. 20 Menschen konnten die Küste noch aus eigenen Kräften erreichen. Das Boot sei in der Türkei gestartet und vor der Insel Farmakonisi gekentert. Die Suche nach den Vermissten sei wegen starken Windes sehr schwierig, hieß es.

Südlich der Mittelmeerinsel Kreta retteten die Besatzungen vorbeifahrender Schiffe sowie die Küstenwache in den vergangenen 48 Stunden 149 Migranten. Einige der Geflüchteten hätten Schleppern nach eigenen Angaben zwischen 1000 und 3500 Euro für die Fahrt aus dem libyschen Tobruk nach Kreta gezahlt. Zwei mutmaßliche Schlepper wurden festgenommen, wie die Küstenwache mitteilte.

Dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge sind im vergangenen Jahr 710 Migranten im östlichen Mittelmeer ums Leben gekommen oder gelten weiter als vermisst. Damit hat sich die Zahl der Opfer im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

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