Öffnung für Ausland

Wiener Tanzschulen fürchten um „Walzer-Monopol“

Wien
03.01.2024 19:00

Wiens Tanzschulen müssen sich Mitbewerbern aus dem Ausland öffnen. Ein neues Landesgesetz zwingt sie dazu. Die Branche gibt sich jedoch kämpferisch und will sich beim hohen Niveau bei Walzer & Co. nicht von Billig-Konkurrenz auf der Nase herumtanzen lassen.

Auf dem falschen Fuß erwischt hat die Wiener Tanzschulen ein Entwurf für ein neues Landesgesetz, das die Branche in weiten Teilen für Bewerber aus anderen Ländern öffnen wird. Manchmal werden die Weihnachtsfeiertage dazu benützt, um unliebsame Gesetzesentwürfe zu „verstecken“. Auch beim neuen Tanzschulgesetz ist die Frist für Einwände äußerst kurz, nämlich nur von kurz vor Weihnachten bis zum 12. Jänner - in dem Fall wohl aber, weil EU-Recht die Gesetzesnovelle erzwingt und Wien in Wahrheit keine Wahl hat.

Hürden für Ausländer werden niedriger
Wien hatte sich - siehe auch das Interview mit Tanzschulbesitzer Thomas Schäfer-Elmayer unten - ohnehin länger als alle anderen Bundesländer gegen Konkurrenz aus dem Ausland gewehrt: Wer, aus dem Ausland kommend, in Wien eine Tanzschule eröffnen wollte, sah sich bisher enormen bürokratischen Hürden gegenüber und musste selbst als geprüfter Tanzlehrer zu guten Teilen noch einmal Wiens Ausbildung wiederholen. Künftig reicht vor allem der Nachweis einer vergleichbaren Ausbildung im Ausland.

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Auch mit dem neuen Gesetz wären wir von einer vollständigen Öffnung noch weit entfernt

(Bild: Florian Wieser / WKW)

Karin Lemberger, Obfrau der Tanzschulen in der Wiener Wirtschaftskammer

Branche hofft noch auf Änderungen
Eine Ausbildung zum Tanzlehrer, die mit der in Wien vergleichbar wäre, gibt es laut Wirtschaftskammer-Branchenobfrau Karin Lemberger anderswo ohnehin nicht. Die Inhaberin der Tanzschule Dorner auf der Wieden will dafür kämpfen, dass das Gesetz nicht wie geplant durchgeht. Man habe ja noch eine Woche Zeit, um mit den zuständigen Magistratsabteilungen zu reden, gibt sie sich optimistisch. Ohnehin sei aber auch der Entwurf für das neue Gesetz „von einer vollständigen Öffnung weit entfernt“.

Lemberger verweist auf weiterhin hohe Hürden für das Gründen einer Tanzschule in Wien, egal ob als ausländischer EU-Bürger oder nicht. Das Problem daran: Für Tanzunterricht braucht es nicht unbedingt eine Tanzschule mit allen staatlichen Siegeln. Für Anbieter, die nur fallweise über die Landesgrenze antanzen, gelten weit weniger strenge Auflagen. Vorarlberger und Salzburger Tanzschulen müssen schon mit Tanzlehrern leben, die tageweise einpendeln und dann Stunden etwa in Turnsälen abhalten. Und auch in Wien sei die Anreise aus Bratislava oder Ungarn bedenklich kurz und der Druck vor allem auf kleinere Tanzschulen künftig wohl beträchtlich, heißt es in der Branche.

Einige Tanzschulen schon „restlos ausgebucht“
Trösten können sich die Wiener Tanzschulen vorerst mit dem regen Interesse an hiesiger Tanztradition. Der Schock der Covid-Jahre ist verdaut: „Wir gehen in Kursen und Privatstunden unter“, freut sich Lemberger über den Zustrom vor der Ballsaison. Viele - echte Wiener - Tanzschulen seien sogar schon restlos ausgebucht. Thomas Schäfer-Elmayer von der gleichnamigen Wiener Traditionstanzschule fürchtet dennoch um die kleineren Mitbewerber in der Stadt.

„Krone“: Herr Schäfer-Elmayer, sind Sie von den kommenden Änderungen für die Wiener Tanzschulen überrascht?
Thomas Schäfer-Elmayer: Nein, das Gesetz, das in Teilen noch auf Kaiser Joseph II. zurückgeht, entspricht leider nicht dem EU-Prinzip Freizügigkeit. In anderen Bundesländern ist das gesetzlich schon längst frei. In Wahrheit ist das ja aber auch in Wien schon durchbrochen.

Inwiefern?
Von Salsa-Kursen bis Tango Argentino gibt es jetzt schon viele Anbieter abseits echter Tanzschulen.

Fürchten Sie nun Konkurrenz aus dem Ausland?
Um die Tanzschule Elmayer fürchte ich nicht, wir haben eine gewisse Sonderstellung. Aus anderen Bundesländern höre ich aber, dass kleineren Tanzschulen von jenseits der Landesgrenzen bereits große Konkurrenz erwächst.

Empfehlen Sie Wienern, trotzdem bei Wiener Tanzschulen zu bleiben?
Ja, unbedingt! Denn in der Ausbildung für Tanzlehrer in Wien, die bis zu fünf Jahre dauert, werden wichtige Fächer gelehrt, die zur Führung einer Wiener Tanzschule mit Niveau gehören, etwa Pädagogik, Ballett, Geschichte des Gesellschaftstanzes und historische sowie Modetänze, Erste Hilfe, Ballchoreografien, Rhetorik, Psychologie. Und vor allem fundierte Kenntnisse der Tanztechnik sowie qualitativ hochwertige Vermittlung derselben.

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