Fund am Dach der Welt

Knapp  11.000 Viren-Arten auf Gletschern entdeckt

Wissenschaft
02.01.2024 18:08

Ob im Himalaya-Gebiet oder in den Polarregionen: In Gletschern existieren Tausende noch unbekannte Viren. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung von chinesischen Forschern, die im Hochland von Tibet Proben von Schnee, Eis und Schmelzwasser, die Hochland von Tibet gezogen und untersucht haben. Dabei entdeckten sie 10.840 neue Viren-Arten.

Trotz der Kälte sind die am Dach der Welt gefundenen Viren alles andere als passiv: Sie vermehrten sich so schnell wie Viren in Süßwasserseen oder im Meer. Mehr als 83 Prozent der neu entdeckten Gletscherviren sind demnach sogenannte Bakteriophagen. Da diese Viren - wie ihr Name schon sagt - auf den Befall von Bakterien spezialisiert, stellen sie keine direkte Gefahr für Mensch und Tiere dar.

Was sind Bakteriophagen?

Als Bakteriophagen (kurz Phagen) bezeichnet man verschiedene Gruppen von Viren, die auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert sind. Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel, sondern „leihen“ diesen und Teile des Replikationsmechanimus von ihren Wirten „aus“, um sich zu vermehren. Aber auch einzellige Algen und andere Plankton-Organismen sind vor Phagen nicht gefeit.

„Die supraglazialen (auf der Oberfläche von Gletschern gefundenen, Anm.) Viren sind im Vergleich zu Viren aus anderen Lebensräumen hochspezifisch“, berichten die Wissenschaftler um Yongqin Liu von der Lanzhou Universität. Weil manche dieser Viren ihre bakteriellen Wirte aber nicht sofort töten, kann es zu einer Übertragung von Genen aus dem viralen Erbgut in jenes der Bakterien kommen, so die Forscher.

Gefahr von Resistenzen bei Bakterien
Was negative Folgen haben kann, den die übertragenen Viren-Gene können unter Umständen auch Resistenzen der Bakterien gegen Antibiotika erzeugen. Die Forscher konnten bei ihrer Studie 31 einzigartige Restistenzgene und mehr als 1400 sogenannte Virulenz-kodierende Gene (als solche, die die krankmachende Wirkung verstärken, Anm.) nachweisen.

Deshalb wollen die Forscher nun weiter untersuchen, was ihr Entdeckung für Ökosysteme und die Gesundheit von Menschen bedeutet, die in der Nähe der tibetischen Gletscher leben. Denn mit dem Abschmelzen dieser infolge der Erderwärmung könnten immer mehr Viren freigesetzt werden.

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