Alfred Eder

Pionier, Leittier, Idealist: Eine Legende wird 70!

Salzburg
28.12.2023 00:01

Alfred Eder verkörpert den Biathlon-Sport in Österreich wie kein Zweiter. Schützlinge und Weggefährten des Pinzgauers streuen dem bescheidenen Jubilar Rosen.

Als Alfred Eder am 28. Dezember 1953 das Licht der Welt erblickte, steckte auch sein geliebter Biathlon-Sport noch in den Kinderschuhen.

70 Jahre später erfreut sich die Loipenjagd eines Millionenpublikums und ist hierzulande untrennbar mit dem Jubilar verbunden. Zwar stand er erst mit 14, 15 Jahren erstmals auf den dünnen Brettern, die ihm die Welt bedeuten, sein Talent war aber nicht zu übersehen. Ein „wilder Hund“ soll er gewesen sein und bis heute den inoffiziellen Streckenrekord vom Riemannhaus zur Kaserne Saalfelden halten. Als der Western-Fan auch noch selbst scharf schoss, war der Weg zu einer einer außerordentlichen Karriere geebnet.

Olympia ’76 in Innsbruck markierte den ersten Höhepunkt, von dem die Öffentlichkeit kaum Notiz nahm. „Ich war die Einzige, die auf der Tribüne stand“, grinst Ehefrau Helene. Der Sport hatte keine Lobby, Eder legte eine Pause ein. Erst mit der Einführung des Kleinkalibers begann der Aufstieg, kehrte auch Alfred zurück. Und schrieb 1983 in Antholz Geschichte, als er Österreich mit WM-Bronze die erste Medaille bescherte. Drei Tage zuvor wurden die Eders, die bereits Tochter Daniela hatten, ein zweites Mal Eltern. Sohn Simon kam zur Welt. Während seines Coups war „Fred“ in Gedanken bei seiner Frau. „Ich dachte, dass es für sie schwieriger war. Dann habe ich Gas gegeben.“ 1986 kam in Oslo eine zweite Medaille hinzu, insgesamt sechsmal (bis heute österreichischer Rekord) nahm er an Olympischen Winterspielen teil.

Nachdem er 1995 die Karriere beendet hatte, ging es nahtlos als Landesverbandstrainer weiter, wo er Sohn Simon, die Eberhard-Brüder Julian, Tobias und Randolph, Nichte Sandra Flunger oder auch Sven Grossegger betreute. „Er hat für uns 30, 40 Paar Ski präpariert und hatte Blasen an den Händen. Dad hat sich brutalst für den Nachwuchs engagiert“, weiß Simon.

Mädchen für alles
Dabei agierte er oft überfürsorglich. „Wir mussten immer lange Unterhosen anziehen. Bis ich im Weltcup gemerkt habe, dass andere sie nur bei -10 Grad tragen“, lacht der Filius. „Ich war Koch, Wachsler, Taxler, Mädchen für alles“, erinnert sich sein Papa an die Anfangszeit. Vor allem war er das „Leittier“, sagt Walter Hörl, viele Jahre als Zimmerkollege und Trainer an Eders Seite. „Fred war immer zielstrebig und ein sturer Hund. Ich sehe das als Stärke, er ist immer seinen Weg gegangen.“ Dieser führte ihn zurück zum ÖSV, mit dem er 2006 in Turin die Dopingaffäre erleben musste. „Der Super-GAU“, sagt Eder retrospektiv. Er wurde gebrandmarkt, beschuldigt und wie 13 andere vom ÖOC für Olympia gesperrt. Erst zwei Jahre später war er offiziell rehabilitiert. „Das hat an mir genagt.“

In den Folgejahren kehrte der Erfolg zurück. Sohn Simon avancierte zum Medaillenhamster bei Großereignissen, Nichte Sandra Flunger wurde zur gefragten Trainerin, Julian Eberhard zählte über Jahre zur Weltelite, auch zahlreiche weitere Eder-Schützlinge dienten im Lager der Loipenjäger als Stützen. Auch international reüssierte der „Biathlon-Guru“. Er formte aus Superstar Darya Domracheva eine Gesamtweltcupsiegerin und zeichnete für Weißrusslands bis dato einzige Staffel-Goldmedaille bei Olympia verantwortlich. „Das ist der größte Erfolg, den du als Trainer haben kannst“, sagt Flunger, die ins Schwärmen gerät. „Biathlon ist sein Leben! Fred hat den Sport in die Familie gebracht, ihm ist alles zu verdanken. Er ist quasi das Urfeuer!“

Auch Julia Schwaiger lernte ihr Handwerk bei Eder: „Er ist mit so viel Herzblut dabei, hat immer ein offenes Ohr und macht zugleich seine Schmähs, indem er dir die Schuhbänder zusammenbindet oder die Munition versteckt.“ Für Reinhard Grossegger, einen langjährigen Weggefährten, ist er ein „Biathlon-Besessener und immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird.“

„Kann nicht genug danken“
Das bestätigt auch Toptalent Fabian Müllauer. „Ohne ihn wäre ich kein Biathlet mehr. Fred bedeutet alles für mich, er war immer mein großer Anhaltspunkt.“ Das gilt umso mehr für Simon Eder. „Dad war ein Pionier, ein Wegbereiter und ein Idealist. Ich kann ihm nicht genug danken.“ Der 40-Jährige scherzt: „Wenn er zum Biathlon fährt, ist er ein anderer Mensch. Dann ist sogar das Kreuzweh fast weg.“ Alfred geht dann auch gerne selbst Langlaufen. Sollte er doch mal krank sein und flach liegen, „ist Helene die Leidtragende“, lacht Flunger. Er kann eben nicht ohne seinen geliebten Sport.

Deshalb missbrauchte er den Küchentisch jahrelang als Bürotisch. „Da hatte nichts mehr Platz“, bestätigt Simon. Nicht mal Freds geliebte Mehlspeisen. „Er sagt immer, er isst nur ein Stück. Plötzlich ist die halbe Torte weg.“ Kuchen wird’s heute auch geben, wenn die Familie, die Fred alles bedeutet, und Freunde zum Gratulieren kommen. Auf eine Party verzichtet das bescheidene Geburtstagskind. Eder steht ungern im Mittelpunkt, dafür lieber am Schießstand, um seinen Athleten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

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