Prozesstag 7
Wachen hätten Oslo-Anschlag um ein Haar verhindert
Erstmals sagte am Dienstag ein Überlebender des Oslo-Angriffs aus. Tor-Inge Kristoffersen ist ehemaliger Armee-Kämpfer, der als Wachmann in dem Regierungsgebäude arbeitete, das von Anders Breivik gesprengt wurde. Er verlor bei dem Anschlag eine Kollegin.
82 Minuten vor Explosion der Bombe tritt er an jenem 22. Juli seine Schicht an. Zunächst läuft alles normal. "Doch dann entdeckten meine Kollegen und ich diesen weißen Lieferwagen, der direkt an unserem Gebäude geparkt war." Normalerweise würden die Wachen in einem solchen Fall den Lenker ansprechen und ihn auffordern, das Fahrzeug zu entfernen, doch, so sagt Kristoffersen, "da war kein Fahrer mehr".
Auf dem Monitor sahen sie die Explosion
Plan B in einem solchen Fall ist die Überprüfung des Fahrzeugs. "Wenn wir wissen, wer der Halter ist, versuchen wir, ihn zu kontaktieren. Wir holten einen Techniker, das dauerte etwa 15 Minuten. Mit seiner Hilfe spulten wir die Videos der Überwachungskamera zurück und sahen, dass ein Mann in Uniform ausgestiegen und fortgegangen war. Uns kam das merkwürdig vor", sagt Kristoffersen. "Wir waren gerade dabei, mit der Kamera an das Nummernschild heranzuzommen, als der Lieferwagen explodierte", so der Sicherheitsmann.
Nach der Detonation habe in der unterirdischen Zentrale zunächst Verwirrung geherrscht, eine geborstene Wasserleitung in der Decke habe zusätzlich für Chaos gesorgt, dazu das Schrillen der Alarmglocken. "Schon recht bald war uns klar, dass es Tote gegeben haben muss", sagt Kristoffersen. Er rennt zum Ausrüstungsraum und schnappt sich seine kugelsichere Weste. "Nicht, weil ich Angst hatte, erschossen zu werden, sondern weil ich dachte, dass das Gebäude einstürzt. Dann hätte ich wenigstens ein kleines bisschen mehr Schutz gehabt."
"Meine Kinder haben zum Glück den Bus verpasst"
Anschließend sichert er die Computer des Gebäudes mit Plastikfolien gegen den Wassereinbruch. "Dort waren die Überwachungsbilder gespeichert. Ich dachte mir, dass sie für die Ermittlungen wichtig wären, deswegen tat ich alles, um sie zu schützen."
Anders als eine seiner Kolleginnen und sieben andere Personen überlebt Tor-Inge Kristoffersen die Bombenexplosion. Doch mehr als über sein eigenes Wohlbefinden freut er sich darüber, dass seine sechs und neun Jahre alten Kinder den Anschlag unbeschadet überstanden haben. "Sie wollten mich eigentlich an diesem Tag besuchen und wären genau zum Zeitpunkt der Explosion bei mir angekommen. Doch zum Glück haben sie ihren Bus verpasst."
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