Vor 8000 Jahren gebaut

Älteste Festung der Welt in Sibirien entdeckt

Die befestigte Anlage thront auf einem Geländesporn über dem fischreichen Amnya-Fluss (rechts unten).

(Bild: Nikita Golovanov)

Archäologen haben in Sibirien die bisher älteste befestige Siedlung der Welt freigelegt. Die etwa 8000 Jahre alte Festungsanlage in einer abgelegenen Region wurde einst von Jägern und Sammlern errichtet. Die Entdeckung in Russland könnte zu einer Neubewertung der Frage führen, wie komplexe Gesellschaften entstanden sind.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die befestigte Siedlung Amnya I, die als nördlichste steinzeitliche Wallanlage Eurasiens gilt und auf einem Geländesporn über dem fischreichen Fluss Amnya thronte. Bei Ausgrabungen wurden die Reste einer Holzpalisade, mindestens drei Wallgräben und die Fundamente von zehn Gebäuden entdeckt. Diese seien von Jägern und Sammlern errichtet worden, so ein internationales Forscherteam.

„Diese Grubenhäuser sind rechteckig und zwischen 13 und 41 Quadratmeter groß“, berichten Henny Piezonka vom Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin und ihr Team. „Das größte dieser Gebäude lag an der Spitze des Vorsprungs.“ Die Bauweise dieser Häuser spreche dafür, dass es sich hier um länger genutzte Behausungen handelte, so die Experten.

Fund stellt bisherige Vorstellungen infrage
„Diese Erkenntnis verändert unser Verständnis der frühen menschlichen Gesellschaften und stellt die Vorstellung infrage, dass die Menschen erst mit dem Aufkommen der Landwirtschaft begannen, dauerhafte Siedlungen mit monumentaler Architektur zu bauen und komplexe soziale Strukturen zu entwickeln“, wird Henny Piezonka auf der Website der Freien Universität Berlin zitiert.

Die Entdeckung von Amnya I widerlegt die Vorstellung, dass Ackerbau und Viehzucht Voraussetzungen für diversifizierte Gesellschaftsstrukturen waren. Sie zeige vielmehr, dass Jäger und Sammler in Sibirien bereits vor 8000 Jahren komplexe Verteidigungsanlagen um ihre Siedlungen errichteten, berichteten die Wissenschaftler Anfang Dezember in der Fachzeitschrift „Antiquity“.