Der Mann, einst als „mächtigster Beamter des Landes“ tituliert, lebt nicht mehr. Er kann nicht kommentieren, was er im vergangenen Sommer in einem Wiener Innenstadt-Lokal gesagt hat. Denn das, was er da, sichtlich bzw. hörbar alkoholisiert offenbarte, hat es - politisch - in sich. Die Umstände freilich auch: Das Gespräch wurde ohne Wissen der Beteiligten aufgezeichnet und jetzt, nach dem Tod des suspendierten Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek, Medien zugespielt. Der „Krone“ liegt die Aufzeichnung vor, die Umstände des Zustandekommens wie die Inhalte gebieten es selbstverständlich, alles sorgfältigst zu prüfen, ehe an eine Veröffentlichung zu denken ist. Andere Medien sehen das anders - sie preschen vor, auch wenn ihnen nur eine (vermutlich lediglich teilweise) Abschrift der Aussagen vorliegt. Inhaltlich geht es um mutmaßliche Versuche der Einflussnahme auf Verfahren durch wichtige Proponenten der ÖVP, die von Pilnacek verlangt hätten, Ermittlungen einzustellen. Er habe gegenüber den ÖVP-Politikern betont, dass er das nicht könne und nicht mache. Vorgeworfen habe man ihm unter anderem auch, dass er eine Hausdurchsuchung bei der ÖVP nicht „abgedreht“ habe. Besonders belastet Pilnacek dabei den früheren Innenminister und jetzigen Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka. Der so Angegriffene wehrte sich gestern Abend: Er habe nie mit Pilnacek über Verfahren oder Ermittlungen gesprochen. Man verweist auf Aussagen des höchsten Ministeriums-Beamten vor dem U-Ausschuss. Unter Wahrheitspflicht habe er dort gesagt, dass es keinerlei Beeinflussungen gegeben habe. Was bleibt? Eine böse Story, die die ÖVP in Turbulenzen bringen soll. Und das tut sie auch. Aber vor allem auch eine Story mit einem bösen Background. Ein böses Spiel. „Krone“-Innenpolitik-Leiterin kommentiert das so: „Es ist eine Aufnahme, die zeigt, wie tief das Niveau in der Politik gesunken ist. Ein Vorbote auf einen schmutzigen Wahlkampf 2024, wo es keine Grenzen des Anstands mehr gibt und wo Fairness zum Fremdwort werden wird.“ Das scheint in unsicheren Zeiten das einzig sichere zu sein.
Schönes Spiel. „Nur etwas mehr als 200 Tage vor dem Start der Heim-EM braucht Bundestrainer Julian Nagelsmann dringend einen Sieg in Österreich“, schrieb „Bild“ vor dem Anpfiff zum Fußball-Prestigeduell zwischen den Erzrivalen. Nach 28 Minuten musste bild.de melden: „Schwacher Start! Sabitzer bestraft DFB-Team“ - da hatte Marcel Sabitzer das 1:0 für Österreich erzielt. „Nagelsmann stinksauer in die Kabine“ hieß es zur Pause. „Rote Karte! Sané-Ausraster“ in Spielminute 49. „Die rot-weiß-rote Welt ist in völliger Ordnung“, musste auch der ZDF-Reporter gestehen, dabei hatte es da noch gar nicht zum zweiten Mal geklingelt. Das passierte bald danach und Bild titelte: „2:0! Bundesliga-Stars schießen Deutschland ab“. Der zweite österreichische Sieg in Duellen mit Deutschland hintereinander. Das gab es zuletzt vor 92 Jahren… Von „einer Schmach“, sprach denn auch der deutsche TV-Moderator und vom „Schlamassel von Wien“. Und wie heißt es heute in der „Krone“? „Oh, wie ist das schön!“ Ja, in so unschönen Zeiten: wunderschön!
Kommen Sie gut durch den Mittwoch!
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