Es ist unbestritten, dass Andreas Babler bereits Erfolge feiern konnte, die ihm zuvor keiner zugetraut hat. Seine Vorstellung, dass sich der Streit und Platz 1 zu einen Match zwischen Kickl und ihm zuspitzt ist dennoch nicht mehr als ein feuchter Traum. Denn: welcher FPÖ-Wähler soll von den roten Forderungen angesprochen werden?
Eines muss man Andreas Babler schon lassen: er weiß, wie man im Publikum Stimmung macht. Entsprechend euphorisch war die Stimmung am Bundesparteitag am Wochenende in Graz. Nach seiner einstündigen Rede über Umverteilungsfantasien, „unsere Leut“ und Regierungs- und Medienschelte gab es sogar Standing ovations. Von den SPÖ-Genossen, wohlgemerkt.
Babler muss Mitte und FPÖ Stimmen abluchsen
Und an dieser Tatsache liegt auch der Hund begraben. Laut Umfragen stagnieren die Roten bei rund 23%. Um den Takt bei Koalitionsverhandlungen angeben zu können, ist das leider zu wenig, genauso für eine linkslinke Ampelkoalition gemeinsam mit den Grünen und Pinken. Um noch dazuzugewinnen, wird Babler in der Mitte des Wählerteichs fischen oder gar der FPÖ Stimmen abluchsen müssen. Das dürfte mit seinem Programm allerdings schwer werden.
Die Menschen sind nicht dumm
Denn auch, wenn Wünsche nach einer sechsten Urlaubswoche oder einer (aufgeweichten) Arbeitszeitverkürzung per se für jeden Arbeitnehmer am Papier gut klingen - viele „in der Mitte“ können rechnen und wissen, dass sich das nicht mit einem Fingerschnipp ausgehen wird. Irgendjemand wird das Mehr an Personal, das es dann braucht, auch zahlen müssen. Die Menschen sind nicht dumm: sie wissen, dass dann wohl sie zur Kasse gebeten werden.
Migration: es riecht nach Willkommenskultur
Auch in Sachen Migration dürfte es schwer werden, nicht-linke Wähler zu überzeugen. Die Wünsche nach „legalen Fluchtrouten“ oder nach der Etablierung einer „europäischen Seenotrettungsmission“ riechen eher nach dem Geist der Willkommenskultur. Das Thema ist den Roten ein unliebsames. Aber wer hier keine Antworten hat, wird auch keinen Kickl-Wähler überzeugen können.
Das einzige Fenster, wann ein Kickl-Fan Babler wählen würde…
Deswegen ist es derzeit kaum vorstellbar, dass auch nur ein Wähler vom Kickl-Lager ins Team Babler wechseln könnte. Dazu bräuchte es schon einen Totalausfall bei den Blauen. Aber darauf zu hoffen ist keine Wahlkampf-Strategie.
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