Kinderbetreuung in OÖ

„Die Familien brauchen mehr als bloß Mindestmaß“

Oberösterreich
06.11.2023 16:00

Oberösterreichs schwarz-blaue Regierungskoalition erklärt (ab Herbst 2024) den Gratis-Vormittag in den Krabbelstuben. Das löst selbst bei Wirtschaftsvertretern Reaktionen unter dem Motto „Ja schon, aber...“ aus. Noch mehr Hinweise auf unausgeräumte Versäumnisse kommen aus den anderen Landtagsfraktionen.

Langfristig müsse man sich die Ziele hoch stecken, mahnt Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer, die in den „Gratis-Krabbelstuben“ (nachmittags bleiben sie kostenpflichtig) einen weiteren wichtigen Schritt zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht. Aber eben nur einen Schritt. Hummer meint: „Gerade in Zeiten des akuten Arbeits- und Fachkräftemangels müsse funktionierende und gut ausgebaute Kinderbetreuung oberste Priorität haben, denn diese trägt maßgeblich dazu bei, das Arbeitskräftepotenzial - insbesondere jenes von Frauen - voll auszuschöpfen. Unser klares Ziel ist daher ein flächendeckendes und ganzjähriges Angebot an Kinderbildungs- und Betreuungsplätzen mit Öffnungszeiten, die dem Bedarf berufstätiger Eltern entsprechen. Dieser Ausbau hängt natürlich auch an finanziellen Mitteln.“

Anders raus aus der Teilzeitrepublik
Die Industriellenvereinigung OÖ begrüßt weitere Verbesserungen bei der Kinderbetreuung in Oberösterreich: „Kosten dürfen keine Barriere darstellen, damit Familie und Beruf entsprechend vereinbar sind. Teilzeit darf keine unfreiwillige Entscheidung sein, die aus finanziellen Gründen gewählt werden muss.“ Wichtigere Beiträge zur Senkung der hohen Teilzeitquote in Oberösterreich seien aber andere, wie IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch anmerkt: „Solange sich (Mehr)-Leistung in unserem Land nicht lohnt, solange wird Teilzeit das präferierte Arbeitszeitmodell bleiben - egal ob Kinderbetreuung benötigt wird oder nicht!“ Nur eine steuerliche Besserstellung von Vollzeitarbeit werde dazu führen, dass mehr Menschen ihre Arbeitszeit erhöhen.

SPÖ ortet großen Aufholbedarf
Obwohl SPÖ-Bildungssprecherin Doris Margreiter den Gratis-Vormittag in der Krabbelstube begrüßt, so ist er ihr zufolge zu ambitionslos: „Oberösterreich hat in puncto Kinderbetreuung großen Aufholbedarf: Zum einen fehlt es an vollzeittauglichen Einrichtungen und zum anderen bleibt Kinderbetreuung am Nachmittag nach wie vor kostenpflichtig. Wenn die Landesregierung wirklich Kinderland Nr. 1 werden möchte, braucht es deutlich ambitioniertere Maßnahmen!“, kritisiert Margreiter und fordert einen Rechtsanspruch auf kostenlose Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr.

Was Grüne und NEOS sagen
„Mit kostenfreier Betreuung für unter-3-Jährige am Vormittag beugt sich die Landeskoalition ganz einfach den Realitäten - in einem nächsten Schritt muss die Nachmittagsgebühr fallen“, fordert der grüne Klubobmann Severin Mayr. „Familien brauchen mehr als Mindestmaß“, meint NEOS-Landessprecher Felix Eypeltauer und gibt uns somit den Titel dieses Berichtes. Und er ergänzt:  „Solange es aber nicht auch eine Gratis-Nachmittagsbetreuung und passende Öffnungszeiten gibt, kann von echter Wahlfreiheit für Familien keine Rede sein.“

Was AK-Kinderbetreuungsatlas zeigt
Die aktuelle Lage bei der Betreuung der unter Dreijährigen in Oberösterreich wird im jüngsten AK-Kinderbetreuungsatlas so beschrieben: „Gerade einmal 6,4 Prozent der 438 oberösterreichischen Gemeinden haben bei den Unter-Dreijährigen ein vollzeittaugliches Kinderbetreuungsangebot. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von nur 0,5 Prozentpunkten. Verbesserungen für diese Altersgruppe finden nur in homöopathischen Dosen statt. Der Bezirk mit dem höchsten Anteil an 1A-Gemeinden ist mit weitem Abstand der Bezirk Linz-Land (inklusive Linz-Stadt) mit 26,1 Prozent. Am nächsten kommen noch Steyr-Land (inklusive Steyr-Stadt) mit 14,3 Prozent und Grieskirchen (12,1 Prozent). In den Bezirken Ried und Rohrbach gibt es in dieser Altersgruppe keine einzige 1A-Gemeinde.“

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