Kultur und FH OÖ

„Ich bin eine Freundin von einfachen Lösungen“

Oberösterreich
05.05.2024 16:00

Sie hat gerade einmal vier Jahre vollgemacht: Isolde Perndl trat 2020 als oberste Finanzmanagerin der Landes-Kultur GmbH an, nun wird sie die Institution Ende Juni verlassen, um an die Spitze der Fachhochschulen Oberösterreich (FH OÖ) zu wechseln. Im „Krone“-Talk zieht sie erstmals Bilanz über ihre Zeit in der Kultur, spricht über Herausforderungen an der FH und eine geplante Auszeit.

„Krone“: Frau Perndl, Sie sind in der Corona-Zeit als kaufmännische Geschäftsführerin der Landes-Kultur-GmbH angetreten. Damals war vieles anders als normal…
Isolde Perndl: Es war die erste Zeit im Lockdown und das Unternehmen war neu aufgegliedert, denn man hatte das Landesmuseum und das OK in eine eigene GmbH zusammengeführt. Die meisten Mitarbeiter waren im Homeoffice, ja, das war herausfordernd.

Was war Ihre Hauptaufgabe, als Sie angetreten sind?
Das Unternehmen zu strukturieren, entsprechende Prozesse einzuführen, und für die damals völlig verschiedenen Institutionen Landesmuseum und OK eine gemeinsame Struktur zu etablieren.

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Wir mussten auch das gesamte Personalwesen neu aufbauen

Isolde Perndl im Rückblick

Was war aus Ihrer Sicht das Wichtigste dabei?
Dass sich alle kennenlernen und gemeinsame Arbeitsabläufe finden. Und dass man ein Regelwerk für das Gesamtunternehmen schafft. Das wichtigste Regelwerk ist der Bestellprozess, sprich: Wer darf was bestellen sowie die Freigabe von Leistungen und Rechnungen. Wir mussten aber auch das gesamte Personalwesen neu aufbauen, weil früher das Landesmuseum und das OK vom Land OÖ serviciert wurden. Wir haben das für die GmbH neu eingeführt.

(Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel)

Sie haben das Finanzvolumen im Kopf. Gibt es Schulden?
Wir haben überhaupt keine Schulden, wir bekommen ein jährliches Budget. Damit müssen wir zum einen die Fixkosten decken, die Gehälter und Kosten für die Gebäude. Der freibleibende Teil geht in den wissenschaftlichen Bereich und die Ausstellungsgestaltung. Da gilt es, eine Balance zu finden und zu schauen, dass alle Bereiche finanziell gut abgedeckt sind.

War und ist es schwierig, die Balance zu finden? Es gibt ja eine duale Führung, die künstlerische Geschäftsführung hat ja auch ihre Vorstellungen.
Wir haben einen Budgetvorschlag gemacht, den haben wir gemeinsam durchgesprochen. Mir war es wichtig, dass ich die Schwerpunkte und Wünsche des künstlerischen Leiters Alfred Weidinger kenne und die habe ich bestmöglich eingearbeitet. So haben wir immer einen gemeinsamen Budgetvorschlag vorgelegt und sind immer zu einer guten Einigung gekommen.

Was wird die Herausforderung für Ihren Nachfolger?
Sicher der Arbeitsmarkt. Es wird immer schwieriger, dass man die Stellen – im Bereich Wissenschaft, aber auch in der Verwaltung – gut besetzen kann. Zum anderen muss man auch die Digitalisierung weiter vorantreiben.

Das Francisco Carolinum (FC) kämpft sehr mit Besucherzahlen. Wie lange kann man so etwas mittragen?
Es geht nicht darum, wie lange man es sich leisten kann. Für uns ist wichtig, dass wir schöne Ausstellungen zeigen und gute Qualität bieten. Wir haben das FC erst in den letzten Jahren als Haus für Medien- und Fotokunst etabliert. Es braucht eine gewisse Zeit, bis das am Museumsmarkt ankommt. Die Neupositionierung war ein richtiger Schritt. Die Besucherzahlen werden sich in den nächsten Jahren sicher verbessern.

OÖ Landes-Kultur GmbH (LKG)

Die OÖ LKG als größte Kulturinstitution des Landes versteht sich als Museum für alle Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher. Sie hat insgesamt 12 Standorte, dazu gehören u. a. Schlossmuseum Linz, Francisco Carolinum Linz, Biologiezentrum Linz, Sumerauerhof St. Florian, OK Linz, Marmorschlössl Bad Ischl, Bruckner Museum Ansfelden.

Das Budget im Überblick: 
2023: 23,6 Mio Euro; 2024: 25,3 Mio Euro. Im Durchschnitt 81,5 % Fixkosten (Personal & Infrastruktur), 18,5 % freies Budget.

Sie sind noch bis 30. Juni für die Landes-Kultur-GmbH tätig. Was kommt danach?
Im Juli und August nehme ich mir Auszeit mit meiner Familie, wir werden nach Kanada reisen. Am 1. September starte ich mit vollem Elan in den Fachhochschulen OÖ.

Haben Sie sich hier schon einen Überblick verschafft?
Ich habe mich mit Michael Rabl ausgetauscht, wir sind in guten Gesprächen. Wir werden auch hier die Digitalisierung vorantreiben, in der Lehre wie in der Verwaltung. Und ich werde mir sicherlich eine gewisse Straffung des Unternehmens anschauen. Das Weitere muss man sehen, ich möchte mir zuerst ein Bild machen.

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Man muss schauen, wo man zukünftig die Schwerpunkte setzt.

Isolde Perndl über die FH OÖ

Wie kann man „Straffung“ interpretieren? Wird es zu Kündigungen kommen?
Nein, es geht um eine Vereinfachung der Gesellschaftsstruktur. Ich bin immer eine Freundin von einfachen Lösungen. Die Inflation der letzten Jahre ist auch an der Fachhochschule nicht spurlos vorübergegangen. Man muss schauen, wo man zukünftig die Schwerpunkte setzt.

Was werden Sie vermissen?
Vieles! Zuallererst mein bisheriges Team, uns ist gemeinsam viel gelungen. Aber auch die Ausstellungseröffnungen, auf denen man kunstinteressierte Menschen trifft.

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